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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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kontrollierten. Es war die natürliche Ordnung.
    Es waren jetzt nur noch drei Wochen bis zum Beginn von Sebastians Prozess. Allein wenn Daniel daran dachte, bekam er einen trockenen Mund. Er trank den ersten Schluck seines Biers. Er war zu dem Prozess bereit, dennoch kam er sich vor dem Willen der Gerichte nutzlos vor.
    Während er sein Bier anstarrte, erinnerte er sich an die Augen des Jungen am heutigen Morgen, an ihre Intensität. An seine Erregung darüber, vor Gericht zu erscheinen. Die Wahrheit war, dass Daniel nicht wusste, wozu der Junge imstande wäre. Trotz der Wärme in der Bar fühlte Daniel ein leichtes Frösteln.
    »Wie geht’s denn so, Danny?«, fragte der Barmann. Er war in den Fünfzigern, mit einem Bauch, der ihm über den Gürtel hing, und einem Gesicht voll der Geschichten, die er sich angehört hatte. »Haste ’ne harte Woche?«
    Daniel seufzte und schüttelte lächelnd den Kopf. »Nur das Übliche.«
    »Wo is ’nn deine nette Lady hin? Hab sie seit Ewigkeiten nicht gesehen.«
    »Sie ist ausgezogen.«
    »Tut mir leid, Kumpel«, sagte der Barmann, während er ein Glas polierte und unter die Bar stellte. »Ich dachte, ihr wärt eng befreundet.«
    »Manche Dinge sollen nicht sein, hm?«
    »Yeah, gibt noch viele andere Fische, wie man so sagt.«
    Die freundliche Cockney-Stimme des Barmanns entschwand zur anderen Seite der Bar, wo er ein Paar bediente, das gerade hereingekommen war. Die Frau zitterte von der Nachtluft.
    Daniel starrte auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas. Es war warm in seinen Händen. Langsam trank er noch einen Schluck, während er die Sonne über dem Victoria Park untergehen sah, wobei sie die niedrigen Wolken mit lohfarbenem rosa Licht zerteilte. Die Luft in der Bar war warm und wohlig, süß vom Geruch nach Apfelwein und Bier und warmem Essen.
    Alles war für ihn jetzt klarer, einfacher, trotzdem fühlte er sich noch immer getrieben. Er wünschte sich, dass Sebastians Prozess begann, und er wünschte sich, mehr über Minnies Leben herauszufinden. Er wünschte sich, dass er sie verstand. Es war wie in diesem Augenblick bei einem Lauf, wenn er zu seinem Tempo fand und sein Atem gleichmäßiger wurde. Dieser Moment, wenn er dachte, er könne für immer so weiterlaufen. Den London Marathon 2008 war er so gelaufen.
    Ihm wurde sein Abendbrot serviert, und er aß mechanisch seinen Hamburger, dann ging er und schlenderte zurück zu seiner Wohnung.
    Die Treppe stieg er langsam nach oben, aber die letzten paar Stufen rannte er, als er sein Telefon klingeln hörte.
    »Hallo?«
    »Ist dort Danny?« Er erkannte die Frauenstimme, hatte aber Mühe, sie unterzubringen.
    »Danny, hier ist Harriet.«
    Er holte tief Luft.
    In der Diele war es dunkel, aber Daniel machte kein Licht. Er glitt an der Wand nach unten und lauschte, das Telefon zwischen Schulter und Ohr geschmiegt. Die Ellbogen stützte er auf seinen Knien ab.
    »Wie geht’s dir?«, fragte er und fühlte dabei sein Herz schlagen. Er überlegte, was sie wohl zu sagen hätte, ob sie ihn noch immer beschuldigen wollte.
    »Ich musste dich unbedingt anrufen. Je mehr ich darüber nachdachte … ich war … unnötig grob. Ich war einfach so traurig ihretwegen. Ich hoffe, du verstehst das. Sie hatte ein schweres Leben, und ich vermisse sie jetzt, wo sie tot ist, aber ich weiß, du empfindest es sicher auch so. Ganz gleich, was zwischen euch vorgefallen ist, ihr habt euch einmal nahegestanden, und es muss ein schrecklicher Verlust sein.«
    Daniel wusste nicht, was er sagen sollte. Er räusperte sich.
    »Ich war nie einverstanden mit dieser ganzen Geschichte, all diese Kinder aufzunehmen …«
    »Dass sie Kinder in Pflege nahm, meinst du? Warum nicht? Sie war gut darin, nicht?«
    »Sie war eine gute Mutter , aber ich habe wohl nicht den Sinn darin erkannt. Ich fand, sie peinigte sich nur selber.«
    Im Dunkeln zog Daniel die Stirn kraus.
    »Danke, dass du zurückgerufen hast.«
    »Tja, es hätte ihr sowieso nicht gefallen, wie ich mit dir rede.« Harriets Stimme brach und wurde kurz von Rührung über wältigt, aber dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Ich habe dich doch nicht geweckt, oder?«
    »Nein, ich bin gerade nach Hause gekommen.«
    »Arbeitest du immer noch so viel? Du hast immer viel gearbeitet.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Daniel hörte Harriet schniefen und den Gong der Zehn-Uhr-Nachrichten.
    »Was war’s denn, was du über sie wissen wolltest, Danny?«
    Er streckte in der Diele seine Beine

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