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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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das vor, und nicht nach dem Mord getan hätte."
    Bramsey zuckte die Schultern. „Es ist müßig, solche Fragen zu erörtern. Jetzt geht es vor allem darum, den Mörder zu finden."
    „Glauben Sie, daß es der Polizei gelingen wird?“
    „Keine Ahnung. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, unabhängig von den Behörden auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben."
    Janets Augen weiteten sich. „Sie wollen den Mörder jagen?"
    „Jagen?" Bramsey lächelte. „Das hört sich ein wenig dramatisch an, zu dramatisch für meine begrenzten Mittel! Jagen kann ihn bestenfalls die Polizei. Ich kann höchstens nach ihm forschen, ihn suchen."
    „Wie sollen Sie denn zum Erfolg kommen?"
    „Richtig, deshalb bin ich ja hier. Vielleicht können Sie mir einen Tip geben."
    „Ich?"
    „Na, Sie waren doch mit ihm befreundet, sehr eng sogar, oder?"
    Janet errötete. „Er wollte mich heiraten, falls Sie das meinen sollten."
    „Genau das meine ich."
    „In den Zeitungen steht, daß er Papa getötet haben soll. Ich kann das nicht glauben. Charly hatte gewiß seine Fehler, abpr es will nicht in meinen Kopf hinein, daß er ein Mörder sein soll!"
    „Es ist die Wahrheit", sagte Lord Bramsey ernst. „Hoogan hat mir gegenüber nicht bestritten, Mr. Rodrigez und Mabel Reley getötet zu haben. Sie erwähnten eben das Wörtchen ,Papa'. Soll das heißen, daß Sie sich dazu entschlossen haben, Janet Rodrigez zu bleiben?"
    „Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen."
    „Gut, bleiben wir bei dem, was Mr. Hoogan zugestoßen ist. Mit Mabel Reley verband
    ihn ein Verhältnis, das er nur auf diese gewaltsame Weise zu lösen vermochte, wenn er eine Chance haben wollte, Sie zu heiraten."
    „Ich hätte ihn nicht geheiratet!"
    „Es ist leicht, das jetzt zu behaupten."
    „Sie glauben mir nicht?" fragte, Janet fassungslos.
    Da Lord Bramsey schwieg, fuhr sie fort: „Ich habe ihm niemals irgendwelche Versprechungen gemacht. Der einzige Fehler, den ich beging, und den man mir zum Vorwurf machen kann, besteht darin, daß ich seine Hoffnungen und Bemühungen duldete und ihnen nicht mit der notwendigen Entschiedenheit entgegentrat. Ich kann Ihnen sogar erklären, woran das lag. Ich fand ihn zuweilen recht amüsant und männlich; er gefiel mir. Natürlich können Sie mir das zum Vorwurf machen."
    „Ich denke nicht daran", unterbrach Lord Bramsey. „Sie konnten ja nicht ahnen, was sich hinter der Fassade des gewandten, gut aussehenden und recht intelligenten jungen Mannes verbirgt. Wer waren übrigens seine Freunde?"
    Janet sah ein wenig überrascht und betroffen aus. „Freunde? Ich glaube, er hatte gar keine."
    „Das ist Ihnen niemals aufgefallen?"
    „Erst jetzt,, da Sie es erwähnen."
    „Mit einem Mann, der keine Freunde hat, stimmt etwas nicht", erklärte Lord Bramsey überzeugt. „Er ist ein Einzelgänger, und vor denen muß man sich zuweilen sehr in acht nehmen."
    „Merkwürdig", sagte Janet leise und blickte ihm in die Augen. „Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber mir fällt die Vorstellung schwer, daß Sie einen großen Freundeskreis haben könnten!"
    „Hinterlasse ich auf Sie einen so ungünstigen Eindruck?" erkundigte er sich.
    „Im Gegenteil, aber man setzt doch voraus, daß sich wesensverwandte Menschen zueinander finden, Leute, die sich im Format gleichen . . . und Sie sind so anders, so ganz anders als die Leute, die ich kenne, daß ich mir mehrere Ausgaben eines Lord Bramsey einfach nicht vorzustellen vermag."
    „Vielen Dank", erwiderte er lächelnd. „Das war ein nettes Kompliment. Ich bin übrigens keineswegs sicher, ob meine Freunde mir gleichen. Von einigen läßt sich das mit Sicherheit nicht behaupten."
    „Bitte erzählen Sie mir etwas von sich! Es ist für mich enorm schwierig, ein Bild von Ihrem Leben zu gewinnen!"
    Lord Bramsey lachte. „Falls Sie glauben sollten, daß ich innerhalb der Hocharistokratie verkehre und täglich im Buckingham-Palast aus und ein gehe, muß ich Sie enttäuschen. Das einzige, was meine Zugehörigkeit zur Hocharistokratie rechtfertigt, ist der Titel. Im übrigen habe ich zum Glück genug Geld, um mich meinen privaten Hobbys und Neigungen widmen zu können. Ich reise gern, ich beschäftige mich mit juristischen Fragen, und ich kann es nicht unterlassen, gelegentlich einen Riesenunsinn anzustellen. Bei einem anderen jungen Mann würde man darüber vermutlich kein Wort verlieren. Bei einem Lord Bramsey hält man es jedoch für angezeigt, gleich eine ganze Reihe von Zeitungsspalten damit

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