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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Fächerpalme, deren Wachstum weder der Smog noch das winzige Fleckchen Erde zwischen so viel Beton und Asphalt behindern zu können schienen. Die Palme trug selbst im Winter kräftige neue Triebe, als habe die Natur sie dazu bestimmt, auf subtile Weise ihre Absicht zu verkünden, die ganze Erde wieder zu übernehmen, sobald die Menschheit abgetreten sein werde.
    Laura und Chris klappten den Rollstuhl auseinander, setzten den Verletzten hinein und machten keinerlei Geheimnis daraus, als betreuten sie lediglich einen Behinderten. Vollständig bekleidet und ohne sichtbare Schußwunde konnte Lauras Beschützer sehr wohl ein Querschnittgelähmter sein – einzig der kraftlos nach vorn hängende Kopf paßte nicht ins Bild.
    Ihr Zimmer war klein, aber annehmbar sauber. Der an einigen Stellen abgetretene Teppichboden war vor kurzem gereinigt worden, und die beiden Staubflusen in der Ecke neben dem Bett waren nicht größer als Tischtennisbälle. Die braunkarierte Tagesdecke auf dem französischen Bett hatte ausgefranste Kanten und war an zwei Stellen geflickt, aber die Bettwäsche war sauber und duftete schwach nach Waschmittel. Laura und Chris hoben ihren Beschützer aus dem Rollstuhl ins Bett und stopften ihm zwei Kissen unter den Kopf.
    Der Fernseher mit 43-cm-Bildschirm war auf einem Tischchen festgeschraubt, dessen Beine wiederum auf dem Fußboden festgeschraubt waren. Die kunststoffbeschichtete Platte des Tischchens zeigte Brandspuren von Zigaretten. Chris ließ sich in einen der nicht zueinander passenden Sessel fallen, schaltete das Gerät ein und betätigte auf der Suche nach einer Cartoonshow oder einer Serienwiederholung den Kanalwählschalter, von dem ein Teilchen abgesplittert war. Er entschied sich für »Get Smart«, beklagte sich aber darüber, die Sendung sei »zu dumm, um lustig zu sein«, und Laura fragte sich, ob wohl viele seiner Altersgenossen ähnlich dachten.
    Sie setzte sich in den anderen Sessel. »Willst du nicht duschen, Chris?«
    »Um dann wieder diese Sachen anzuziehen?« fragte er zweifelnd.
    »Ich weiß, daß das verrückt klingt, aber ich garantiere dir, daß dir danach auch ohne frische Sachen wohler ist.«
    »Aber soll ich mir wirklich so viel Mühe machen, um nachher wieder verknitterte Sachen anzuziehen?«
    »Seit wann bist du so ein Modenarr, daß dich ein paar Falten stören?«
    Chris stand grinsend auf und stolzierte so ins Bad, wie er sich den Gang eines hoffnungslosen Gecken vorstellte. »Der König und die Königin wären entsetzt, wenn sie mich in diesem Zustand sähen.«
    »Wir verbinden ihnen die Augen, wenn sie uns besuchen kommen«, schlug Laura vor.
    Sekunden später kam Chris aus dem Bad zurück. »In der Kloschüssel liegt ein toter Käfer. Ein Kakerlak, glaube ich – aber ich bin mir meiner Sache nicht ganz sicher.«
    »Spielt die Gattung eine Rolle? Verständigen wir die Angehörigen?«
    Er lachte. Gott, wie sie dieses Lachen liebte! »Was soll ich tun – ihn runterspülen?«
    »Es sei denn, du willst ihn rausfischen, in eine Zündholzschachtel legen und draußen im Blumenbeet begraben.«
    Chris lachte erneut. »Nö, ich bin für Seebestattung.« Im Bad summte er den Zapfenstreich, bevor er die Spülung betätigte.
    Während der Junge duschte, ging »Get Smart« zu Ende; danach folgte der Film »Die Harlem Globetrotters auf Gilligan’s Island«. Laura ließ den Fernseher nur an, um sich abzulenken, aber es gab Grenzen für das, was selbst eine Frau auf der Flucht ertragen konnte, deshalb schaltete sie rasch auf Kanal elf zum »Tagesmagazin« um.
    Eine Zeitlang beobachtete sie ihren Beschützer. Sein unnatürlicher Schlaf war bedrückend. Von ihrem Platz aus griff sie mehrmals nach den Vorhängen und öffnete sie einen Spalt weit, um den Parkplatz des Motels absuchen zu können, obgleich sie genau wußte, daß niemand sie hier vermuten würde und daß sie nicht in unmittelbarer Gefahr schwebte. Obwohl die Sendung sie eigentlich nicht interessierte, starrte Laura wieder den Fernsehschirm an, bis sie fast wie in Hypnose war. Der Moderator interviewte einen jungen Schauspieler, der monoton und nicht immer zusammenhängend von sich erzählte, und nach einer Weile bekam sie vage mit, daß er etwas von Wasser sagte, aber da döste sie bereits, denn sein ständiges Gerede von Wasser war einschläfernd und ärgerlich zugleich.
    »Mom?«
    Laura blinzelte, setzte sich auf und sah Chris an der Tür zum Bad stehen. Er hatte feuchtes Haar und trug nur seine Unterhose. Der Anblick

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