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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ist, wenn Grandpa auf Besuch kommt?«
    »Wir haben Sir Keith einen Raum auf dem Dachboden vermietet«, behauptete Laura. »Wir dürfen ihn dort nicht stören oder irgend jemandem außer Daddy von ihm erzählen, weil Sir Keith mit einem Geheimauftrag Ihrer Majestät unterwegs ist.«
    Chris starrte sie mit großen Augen an, und sie hätte am liebsten gelacht. Er hatte braunes Haar und braune Augen wie seine Eltern, aber das feingeschnittene Gesicht Lauras. Obwohl er noch so klein war, hatte er irgend etwas an sich, das sie vermuten ließ, er werde eines Tages in die Höhe schießen und so groß und athletisch werden wie Danny. Jetzt brachte er seine Lippen an ihr Ohr und flüsterte: »Ist Sir Keith ein Spion?«
    Beim Backen, Aufräumen und Kartenspielen am Küchentisch fragte Chris den ganzen Nachmittag lang immer wieder nach Sir Keith, und Laura entdeckte, daß das Erfinden von Kindergeschichten in mancher Beziehung anstrengender war als das Schreiben von Romanen für Erwachsene.
    »Hallo, wo steckt ihr?« rief Danny von der Verbindungstür zur Garage aus, als er gegen 16.30 Uhr nach Hause kam.
    Chris sprang vom Küchentisch auf, an dem seine Mutter mit ihm Karten gespielt hatte, und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen. »Pssst, Daddy, Sir Keith schläft vielleicht gerade, er hat eine lange Reise hinter sich, er ist die Königin von England und spioniert auf unserem Dachboden!«
    Danny runzelte die Stirn. »Kaum bin ich ein paar Stunden fort, nisten sich hier bereits schuppige britische Spione ein, die noch dazu Transvestiten sind?«
    Nachdem Laura später am Abend im Bett besonders leidenschaftlich gewesen war, fragte Danny: »Was hast du heute? Du bist so … aufgekratzt, so blendend gelaunt.«
    Sie schmiegte sich unter der Decke an ihn und genoß das Gefühl, seinen nackten Körper an sich zu pressen. »Oh, ich weiß auch nicht, es liegt nur daran, daß ich lebe , daß Chris lebt, daß du lebst, daß wir zusammen sind. Und die Geschichte mit Sir Keith Kröterich.«
    »Die macht dir Spaß.«
    »Ja, sie macht mir Spaß. Aber das ist nicht alles. Sie … nun, sie gibt mir irgendwie das Gefühl, daß das Leben weitergeht, daß es immer weitergeht, daß dieser Zyklus sich wiederholt – klingt verrückt, was? – und daß das Leben für uns, für uns alle noch lange weitergehen wird.«
    »Na ja, wahrscheinlich hast du recht«, stimmte Danny zu. »Außer du bist in Zukunft jedesmal so energiegeladen, wenn wir uns lieben – dann bringst du mich nämlich in drei Monaten unter die Erde.«
    Im Oktober 1986, als Chris sechs wurde, erschien »Endloser Fluß«, Lauras fünfter Roman, und wurde besser besprochen und verkauft als alle ihre früheren Bücher.
    Ihr Lektor hatte diesen Erfolg vorausgesagt: »Ein typischer Laura-Shane-Roman – humorvoll, spannend und tragisch zugleich –, aber irgendwie nicht so düster wie die anderen, was ihn besonders reizvoll macht.«
    Seit zwei Jahren waren Laura und Danny wenigstens einmal im Monat mit Chris übers Wochenende zum Lake Arrowhead und nach Big Bear in den San Bernardino Mountains gefahren, damit er lernte, daß die Welt nicht nur aus angenehmen, aber gänzlich urbanisierten und suburbanisierten Wohngebieten wie dem Orange County bestand. Da sie weiterhin als Schriftstellerin Erfolg hatte, Danny ihr Geld nach wie vor erfolgreich anlegte und Laura in letzter Zeit bereit war, ihren Optimismus auch zu leben , beschlossen sie, sich etwas zu leisten, und kauften ein zweites Haus in den Bergen.
    Das Elf-Zimmer-Haus der Packards aus Naturstein und Rot-Tannenholz stand einige Kilometer südlich von Big Bear auf einem acht Hektar großen Grundstück unweit der Staatsstraße  330. Tatsächlich war es viel luxuriöser als das Haus, in dem sie während der Woche in Orange Park Acres wohnten. Das riesige Grundstück war überwiegend mit Ponderosa-Kiefern, Tannen und kalifornischem Wacholder bewachsen, und die nächsten Nachbarn wohnten weit außer Sicht. Als sie an ihrem ersten Wochenende in den Bergen einen Schneemann bauten, erschienen am nahen Waldrand drei Hirsche und beobachteten sie neugierig.
    Chris war von den Hirschen begeistert, und als er an diesem Abend zu Bett gebracht wurde, war er davon überzeugt, das seien die Hirsche gewesen, die den Schlitten des Weihnachtsmanns zogen. Hier verbringe der fröhliche dicke Mann den Rest des Jahres, behauptete er – nicht etwa am Nordpol, wie es immer hieß.
    »Wind und Sterne« erschien im Oktober 1987 und war noch erfolgreicher als

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