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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Heck jetzt abrupt nach rechts ausritt, so daß er rückwärts weiterschoß. Das Schneemobil durchbrach die Ladeklappe am Heck, flog in weitem Bogen von der Ladefläche, krachte in die Motorhaube des Blazers und zertrümmerte die Windschutzscheibe. Im nächsten Augenblick knallte das Heck des Kleinlasters mit solcher Gewalt gegen die Front des Blazers, daß das schwere Fahrzeug trotz angezogener Handbremse drei Meter weit zurückgeschoben wurde …
    Obwohl Laura den Unfall aus sicherer Höhe über der Straße beobachtete, umklammerte sie Dannys Arm, weil sie sich entsetzt vorstellte, wie sie alle verletzt oder gar getötet worden wären, wenn sie in ihrem Wagen geblieben oder hinter ihm Schutz gesucht hätten.
    … Jetzt prallte der Kleinlaster von dem Blazer ab; die blutende Frau fiel ins Fahrerhaus zurück; der demolierte Wagen, der an Geschwindigkeit verloren hatte, aber noch immer außer Kontrolle war, beschrieb in einem unheimlich graziösen Ballett des Todes einen Vollkreis, schleuderte über beide Fahrspuren, fand auf der Schneedecke keinen Halt, geriet über den ungesicherten Fahrbahnrand und verschwand sich überschlagend in der Tiefe.
    Obwohl der Schrecken vorüber war, schlug Laura die Hände vors Gesicht, als könne sie dadurch das vor ihrem inneren Auge stehende Bild aussperren, wie der Kleinlaster mit seinen beiden Insassen Hunderte von Metern tief in die steile, fast unbewaldete Schlucht stürzte. Der Fahrer und seine Beifahrerin würden tot sein, bevor sie den Boden der Schlucht erreichten. Über das Tosen des Windes hinweg hörte sie, wie der Lastwagen gegen einen Felsen krachte, weiterstürzte und erneut aufschlug. Sekunden später gingen die Absturzgeräusche im wilden Heulen des Sturms unter.
    Benommen rutschten und kletterten sie den Schneewall hinunter und erreichten die Straße zwischen dem Jeep und dem Blazer, wo der Schnee mit Metallstücken und Glassplittern übersät war. Unter dem Blazer, aus dessen zertrümmertemKühler Wasser und Öl in den Schnee ausliefen, stieg Dampf auf, und der demolierte Wagen knirschte unter dem Gewicht des Schneemobils, das sich halb in die Fahrgastzelle gebohrt hatte.
    Chris begann zu weinen. Laura streckte die Arme nach ihm aus. Der Junge drängte sich gegen sie, und sie hielt ihn an sich gedrückt, während er hemmungslos schluchzte.
    Danny wandte sich verwirrt an ihren Retter. »Wer … wer sind Sie, um Himmels willen?«
    Laura starrte ihren Beschützer an und wollte nicht begreifen, daß er tatsächlich vor ihr stand. Sie hatte ihn seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen – seit ihrem zwölften Lebensjahr nicht mehr, als sie ihn entdeckt hatte, wie er das Begräbnis ihres Vaters vom Rande des Lorbeerwäldchens aus beobachtete. Ganz aus der Nähe hatte sie ihn zuletzt vor fast einem Vierteljahrhundert gesehen, als er den Junkie im Laden ihres Vaters erschossen hatte. Als er sie wider Erwarten nicht vor dem Aal gerettet hatte, als er die Bewältigung dieser Krise ihr überlassen hatte, war ihr Glaube an ihn wankend geworden, und ihre Zweifel hatten sich verstärkt, als er auch nichts unternommen hatte, um Nina Dockweiler – oder Ruthie – zu retten. Nach so langer Zeit war er zu einer eher mystischen als realen Traumgestalt geworden, und Laura hatte in den letzten Jahren kaum noch an ihn gedacht: Sie hatte den Glauben an ihn verloren, wie Chris jetzt den Glauben an den Weihnachtsmann verlor. Sie hatte noch immer seinen Brief ohne Unterschrift, den er nach der Beerdigung auf ihrem Schreibtisch zurückgelassen hatte. Aber sie hatte sich längst eingeredet, er stamme nicht von einem geheimnisvollen Beschützer, sondern sei vielleicht von Cora oder Tom Lance, den Freunden ihres Vaters, geschrieben worden. Jetzt hatte er sie erneut auf wunderbare Weise gerettet, und Danny wollte wissen, wer er um Himmels willen sei – und genau das interessierte auch Laura brennend.
    Das merkwürdigste war, daß er genauso aussah wie damals, als er den Junkie erschossen hatte. Ganz genauso. Selbst nach so langer Zeit hatte sie ihn sofort wiedererkannt, weil er nicht gealtert war. Er schien noch immer Mitte bis Ende Dreißig zu sein. Obwohl das unmöglich war, hatten die Jahre keine Spur hinterlassen: keine Andeutung von Grau in seinem blonden Haar, keine Falten in seinem Gesicht. Obwohl er an jenem blutigen Tag in Santa Ana so alt wie ihr Vater gewesen war, gehörte er jetzt eher zu Lauras Generation.
    Bevor der Mann Dannys Frage beantworten oder von ihr ablenken konnte,

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