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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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desillusionieren, dein Rat spielte dabei keine Rolle. Stone zu begnadigen war ausschließlich Skaugens Entscheidung.«
    »Ist er denn begnadigt?«
    »Wenn er alles wieder unter Kontrolle bringt, könnte er im Konzern überleben.« Sie sah auf die Uhr. »Etwa um diese Zeit wird er wahrscheinlich mit dem Tauchboot runtergehen. Drücken wir ihm die Daumen.«
    »Wieso schickt er keinen Roboter nach unten?«, wunderte sich Johanson.
    »Weil er sie nicht alle hat.«
    »Im Ernst.«
    »Ich denke, er will beweisen, dass so eine Krise nur auf seine Art zu lösen ist. Dass ein Clifford Stone unersetzbar ist.«
    »Und das lasst ihr zu?«
    »Wieso?« Lund zuckte die Achseln. »Er ist immer noch Projektleiter. Außerdem hat er in einem Punkt Recht. Wenn er selber runtergeht, kann er die Lage differenzierter beurteilen.«
    Johanson stellte sich vor, wie die Thorvaldson im konturlosen Grau lag, während Stone dem Meeresboden entgegensank, um sich herum Finsternis und unter sich ein Rätsel.
    »Mutig scheint er jedenfalls zu sein.«
    »Ja.« Lund nickte. »Er ist ein Arschloch, aber Mut kann man ihm weiß Gott nicht absprechen.«
    »Alsdann.« Johanson ergriff seine Reisetasche. »Fahr mein Auto nicht zuschanden.«
    »Keine Bange.«
    Sie gingen gemeinsam zum Helikopter. Skaugen hatte ihm tatsächlich das Flaggschiff des Konzerns zur Verfügung gestellt, einen großen Bell 430, das Nonplusultra an Komfort und Flugruhe.
    »Was ist das eigentlich für ein Typ, diese Karen Weaver?«, fragte Lund an der Einstiegstüre.
    Johanson zwinkerte ihr zu.
    »Sie ist jung und wunderschön.«
    »Idiot.«
    »Was weiß ich? Keine Ahnung.«
    Lund zögerte. Dann schlang sie die Arme um ihn.
    »Pass auf dich auf, ja?«
    Johanson tätschelte ihr den Rücken.
    »Wird schon schief gehen. Was soll mir denn passieren?«
    »Nichts.« Sie schwieg einen Moment. »Übrigens hat dein Rat doch was bewirkt. Das, was du gesagt hast. Es hat den Ausschlag gegeben.«
    »Zu Kare zu fahren?«
    »Ein paar Dinge anders zu sehen. Ja, und zu Kare zu fahren.«
    Johanson lächelte. Dann küsste er sie rechts und links auf die Wange.
    »Wir telefonieren, sobald ich dort bin.«
    »Okay.«
    Er stieg ins Innere und warf seine Tasche auf einen der Sitze hinter dem Piloten. Der Helikopter bot zehn Passagieren Platz, aber er hatte die Maschine für sich allein. Allerdings würden sie auch gut drei Stunden unterwegs sein.
    »Sigur!«
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Du bist ... ich glaube, du bist wirklich mein bester Freund.« Sie hob etwas hilflos die Arme und ließ sie wieder fallen. Dann lachte sie. »Ich meine, was ich sagen will, ist ...«
    »Ich weiß schon«, grinste Johanson. »Du bist nicht gut in so was.«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Er beugte sich vor. »Je mehr ich jemanden mag, desto blöder stelle ich mich an, es ihm zu sagen. Was dich angeht, bin ich wahrscheinlich der größte Blödmann aller Zeiten.«
    »War das ein Kompliment?«
    »Mindestens.«
    Er schloss die Tür. Der Pilot warf die Rotoren an. Langsam hob der Bell ab, und Lunds winkende Gestalt wurde kleiner. Dann senkte der Helikopter die Nase und flog hinaus auf den Fjord. Das Forschungszentrum blieb als Spielzeugbau zurück. Johanson machte es sich bequem und sah nach draußen, aber die Sicht gab nicht viel her. Trondheim verschwand im Dunst, Wasser und Berge zogen als farblose Flächen unter ihnen dahin, und der Himmel sah aus, als wolle er sie verschlucken.
    Das dumpfe Gefühl überkam ihn wieder.
    Angst.
    Angst wovor?
    Das ist nur ein Flug mit dem Hubschrauber, sagte er sich. Auf die Shetland-Inseln. Was soll schon passieren?
    Manchmal hatte man eben so Anwandlungen. Zu viel Methan und Monsterkram. Dazu das Wetter. Vielleicht hätte er einfach ausgiebiger frühstücken sollen.
    Er zog den Gedichtband aus der Reisetasche und begann zu lesen.
    Über ihm wummerten dumpf die Rotoren. Sein Mantel, in dem sein Handy steckte, lag zusammengeknüllt auf der Sitzreihe hinter ihm. Dies und der Umstand seiner Versunkenheit in die Poesie Walt Whitmans führten dazu, dass er nicht hörte, als es klingelte.
     
     
    Thorvaldson , norwegischer Kontinentalhang
    Stone hatte beschlossen, vor dem Einsteigen ein paar Worte zu sagen, während ihn der Kameramann filmte und der andere Typ Fotos schoss. Es sollte eine genaue Dokumentation über den Verlauf des Unternehmens werden. Bei Statoil sollten sie sich ins Gedächtnis rufen, wieprofessionell ein Clifford Stone zu arbeiten wusste und was er unter Verantwortung

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