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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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verstand.
    »Einen Schritt nach rechts«, sagte der Kameramann.
    Stone gehorchte und scheuchte dabei zwei Techniker aus dem Bild. Dann überlegte er es sich anders und winkte sie wieder herbei.
    »Schräg hinter mich«, sagte er. Es sah möglicherweise besser aus, wenn Techniker im Bild waren. Nichts sollte den Eindruck erwecken, als seien hier Hasardeure und Abenteurer am Werk.
    Der Kameramann schraubte sein Stativ höher.
    »Können wir endlich?«, rief Stone.
    »Moment noch. Es sieht komisch aus. Sie verdecken den Piloten.«
    Stone trat einen weiteren Schritt zur Seite.
    »Und?«
    »Besser.«
    »Nicht die Fotos vergessen«, wies Stone den zweiten Mann an. Der Fotograf kam näher und betätigte, wie um den Expeditionsleiter zu beruhigen, den Auslöser.
    »Okay«, sagte der Kamermann. »Läuft.«
    Stone blickte entschlossen in die Linse.
    »Wir werden jetzt runtergehen, um zu sehen, was aus unserem Prototyp geworden ist. Augenblicklich scheint es, als sei die Fabrik von ihrem ursprünglichen ... äh ... wo sie vorher stand ... Mist.«
    »Kein Problem. Nochmal.«
    Diesmal klappte alles. Stone erklärte in sachlichen Worten, dass sie vorhatten, für die Dauer einiger Stunden nach der Fabrik zu suchen. Er gab einen Abriss über den bisherigen Erkenntnisstand, kam kurz auf die veränderte Morphologie des Hangabschnitts zu sprechen und gab seiner Meinung Ausdruck, die Fabrik müsse infolge einer lokalen Destabilisierung des Sediments abgerutscht sein. Es klang alles sehr profund. Vielleicht zu sachlich. Stone, nicht eben ein Showtyp, erinnerte sich, dass alle großen Entdecker und Erkunder irgendeinen klugen Satz gesagt hatten, bevor oder nachdem sie die Ärmel hochkrempelten. Etwas, das prima klang. Es ist nur ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit. So was. Das war klasse gewesen. Natürlich hatten sie Neil Armstrong vorher eingeschärft, das zu sagen, als wäre er je von selber drauf gekommen, aber egal. Ich kam, sah und siegte, auch nicht schlecht. Julius Cäsar. Hatte Kolumbus irgendwas gesagt? Jacques Picard?
    Er überlegte. Ihm fiel nichts ein.
    Aber man musste ja nicht alles selber erfinden. Bohrmannsbesinnliche Worte über bemannte Tauchfahrten hatten auch nicht schlecht geklungen. Stone räusperte sich.
    »Natürlich könnten wir einen Roboter nach unten schicken«, sagte er abschließend. »Aber es ist nicht dasselbe. Ich kenne jede Menge Videoaufzeichnungen von Robotern. Hervorragendes Material.« Wie war das noch gewesen? Ach ja: »Aber selber da drin zu sitzen, selber unten zu sein, diese Dreidimensionalität – man kann sich das nicht vorstellen. Es ist unvergleichlich. Und ... es gibt uns schlicht den besseren Über ... äh, besseren Einblick ... um zu sehen, was da los ist ... ähm, und was wir tun können.«
    Der letzte Satz war lausig gewesen.
    »Amen«, sagte Alban leise im Hintergrund.
    Stone drehte sich um, kroch unter das Tauchboot und schob sich durch das Loch. Der Pilot streckte ihm die Hand entgegen, aber Stone ignorierte die Hilfe. Er stemmte sich hoch und nahm Platz. Es war ein bisschen wie in einem Hubschrauber zu sitzen. Oder in einer Hightech-Attraktion in Disneyland. Das Seltsamste war das Empfinden, nach wie vor draußen zu sein, nur dass die Geräusche vom Deck nicht mehr ans Ohr drangen. Die Kugel aus zentimeterdickem Acryl, hermetisch abgeschlossen, ließ nichts durch.
    »Muss ich Ihnen noch irgendwas erklären?«, fragte Eddie freundlich.
    »Nein.«
    Eddie hatte ihn schon zuvor geschult. Er hatte es sehr gründlich getan auf seine ruhige Art. Stone warf einen Blick auf die kleine Computerkonsole vor ihnen. Seine Rechte glitt über die Steuerelemente seitlich des Sessels. Draußen schoss der Fotograf eifrig Bilder, und der Kameramann filmte.
    »Fein«, sagte Eddie. »Dann mal rein ins Vergnügen.«
    Ein Ruck ging durch das Boot. Plötzlich schwebten sie über dem Deck, glitten langsam darüber hinweg. Unter ihnen war die bewegte Wasseroberfläche zu sehen. Es herrschte ziemlicher Seegang. Einen Moment hingen sie reglos da und sahen auf das Heck der Thorvaldson. Alban hob die Hand mit aufgerichtetem Daumen. Stone nickte ihm kurz zu. In den nächsten Stunden würden sie nur über das Unterwassertelefon kommunizieren können. Kein Glasfaserkabel verband das Tauchboot mit dem Mutterschiff, nichts außer Schallwellen. Sobald der Ausleger sie ausgeklinkt hatte, waren sie auf sich allein gestellt.
    Stones Magen begann zu kribbeln.
    Es ruckte erneut. Über

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