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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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gefestigter, doch nun schien alle Sicherheit wieder von ihm abgefallen zu sein. Er stand da wie ein Häufchen Elend. Gerade als sie auf ihn zugehen und ihn tröstend in den Arm nehmen wollte, öffnete sich die Tür.
     
    Eine der Dienerinnen kam herein. Maria wusste nicht, welche es war; sie sahen einander zum Verwechseln ähnlich. Doch an dieser auf den ersten Blick unglaublich schönen Frau war etwas anders. Maria kniff die Augen zusammen.
     
    Die Frau hielt ein Tablett mit Brot und Wasser darauf in der Hand und sagte: »Dies soll ich euch beiden mit einem schönen Gruß von meiner Herrin überreichen.« Sie stellte das Tablett auf den Boden. Dabei raschelte ihr langes Gewand. »Sie wird euch gleich besuchen. Stärkt euch vorher.« Die Frau lächelte und drehte sich um. Es war etwas an ihren Bewegungen, aber auch an ihrer Haut: Sie wirkte, als sitze sie nicht richtig. Sie warf winzige Falten an Stellen, wo sie niemals hätte Falten werfen dürfen.
     
    Die Frau verließ die unterirdische Kammer und schloss die Tür hinter sich.
     
    Nachdem Maria und Martin sich gestärkt hatten, öffnete sich die Tür erneut, und ihre Verführerin trat ein. »Wie ich sehe, geht es euch gut«, sagte sie und lächelte strahlend. Konnte dieser Engel tatsächlich eine Teufelin sein? So hatte Maria sich als Kind immer die Mitglieder der himmlischen Heerscharen vorgestellt. Die Brustwarzen der Frau waren wieder so steif, dass sie durch den dünnen Stoff ihres seltsamen Gewandes hindurchstachen. Und völlig gegen ihren Willen spürte Maria, dass sie bei diesem Anblick im Schritt feucht wurde. Sie hatte sich doch noch nie etwas aus Frauen gemacht!
     
    »Warum setzen wir uns nicht?«, fragte die Frau mit unschuldigem Blick.
     
    Worauf denn? Da sah Maria an der Wand, die der Tür gegenüberlag, ein bettähnliches Möbelstück. Es schien größer zu werden, nahm schließlich den halben Raum ein, doch auch die Wände des Zimmers wichen auseinander; das Verlies wurde höher, wandelte sich zu einem heimeligen, stillen Zimmer mit Eichentäfelung und einem kleinen Erker, in dem ein Fenster aus Butzenglas steckte und genügend Licht hereinließ. Hinausschauen konnte man durch die kleinen, milchigen Scheiben indes nicht.
     
    Das Bett war das einzige Möbelstück des Zimmers. Es war hoch und besaß einen altersgeschwärzten Baldachin, aber keine Gardinen an den Seiten.
     
    Die Frau setzte sich auf das Bett und schaute Martin und Maria auffordernd an. »Nun kommt schon«, sagte sie. »Nehmt neben mir Platz. Ihr habt nichts von mir zu befürchten, was ihr nicht von euch selbst zu befürchten hättet.«
     
    »Ich setze mich nicht neben dich, Satan! Gott vernichte dich!«, bellte ihr Martin entgegen und entfernte sich um einige Ellen von ihr.
     
    »Satan? Zu viel der Ehre«, sagte die Frau lächelnd. »Warum zierst du dich? Erinnerst du dich nicht mehr daran, was du noch vor kurzer Zeit mit mir gemacht hast? Und wie viel Vergnügen es dir bereitet hat? Kann denn das schlecht und verwerflich sein?«
     
    »Du bist kein Wesen aus Fleisch und Blut«, giftete Martin und trat einen weiteren Schritt zurück
     
    »Ach nein? Ich dachte, du hättest dich schon vom Gegenteil überzeugt.«
     
    »Was willst du von uns?«, fragte Maria. »Warum lässt du uns nicht frei?«
     
    »Oh, ihr könnt gehen, wenn ihr wollt«, entgegnete die wunderschöne Frau und stützte sich mit den Händen hinter ihrem Körper auf den Bettdecken ab. Ihr Gewand schmiegte sich eng an ihre großen, prallen Brüste. »Aber ihr wollt nicht.«
     
    Maria schluckte. Was sie anging, so hatte diese Frau nicht ganz unrecht. Sie wollte unbedingt aus dieser Hexenhöhle verschwinden, und gleichzeitig wollte sie es auch wieder nicht. Sie war so gespannt darauf, was geschehen würde. Der Anblick von Martin und dieser Frau war bei allem Schmerz, den er Maria verursacht hatte, doch auch ein wenig anregend gewesen – verwirrend anregend. Und schrecklich zugleich. Sie verstand sich nicht mehr. Sie verstand nichts mehr. Alles, was sie augenblicklich erlebte, war ein Nachtschattentraum.
     
    Auch Martin schien unsicher zu werden. Er stand stocksteif da und fraß die Frau mit den Augen. Eifersucht brandete in Maria auf. Eifersucht – worauf? Auf die Frau – oder auf Martin? Die Frau wandte ihr den Kopf zu und sah sie aus ihren sanftgelben Augen an, und mit einem Schlag verschwanden all ihre Gedanken. Willenlos ging sie auf das Bett zu und setzte sich rechts neben die Frau. Als Martin das sah, nahm

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