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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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auseinanderklappte. Und schließlich vermochte er ein ganzes Wort zu sprechen. Dieses Wort aber war nicht Gott; es lautete: »Maria!«
     
    Maria sah ihn unverwandt an. Er konnte ihren Blick nicht deuten. Hatte sie ihn gehört? Warum hatte er ihren Namen genannt? Nicht sie war es, die ihnen helfen konnte, sondern einzig und allein Gott, der Herr.
     
    »Gott!«
     
    Und dann, lauter: »Gott, mein Herr und Gott, erbarme dich unser!«
     
    Martin hatte die Worte ganz deutlich gehört. Er drehte den Kopf – jetzt ging es schon viel leichter – und sah hinüber zu den ausgepumpten Leibern. »Dein Zorn möge über deine Feinde kommen und sie vernichten!«
     
    Ein Lachen antwortete ihm!
     
    »Glaubst du, dass dein Gott stark genug ist, um dir zu helfen?« Es war die Stimme des Grafen, der offenbar vor dem Thron gestanden hatte und jetzt um ihn herumgekommen war. Er trug noch seine vollständige Kleidung; anscheinend hatte er an der Orgie nicht teilgenommen.
     
    Warum funktioniert es nicht?,
dachte Martin fiebrig.
Bereits der Name Gottes löst diese Sabbatte auf!
Alle Autoritäten waren sich in diesem Punkt einig. Er spürte, wie ihn die Kraft wieder verließ.
     
    Der Graf stellte sich neben ihn und strich ihm über den stoppeligen Kopf. »Eigentlich tust du mir leid«, sagte er. »Du hättest nicht so enden müssen. Wenn du nicht so darauf gebrannt hättest, der Geselle des Hexenschnüfflers Hilarius zu werden, wärest du jetzt nicht hier. Steht auf.«
     
    Martin und Maria gehorchten sofort.
     
    »Tretet vor den fleischgewordenen Gedanken unseres Herrn! Tretet vor seinen Thron und schaut in sein Angesicht!«
     
    Wieder blieb den beiden nichts anderes übrig, als diesem Befehl zu gehorchen. Vor dem Thron wartete bereits der Succubus auf sie. Nun hatte er seine aufregende weibliche Form wieder angenommen, und er war nackt. Und erregt. In der Hand hielt er ein großes, blitzendes Messer.
     
    »Maria, du bist die Erste. Knie nieder vor dem Thron.« Maria kniete sich hin. Der Succubus stellte sich hinter sie und erhob das Messer.
     
    Nein!, wollte Martin schreien, doch sein Kiefer war wieder wie mit einem Seil zugebunden. Sein Körper gehörte ihm nicht mehr. Er starrte gebannt auf das Messer.
     
    »Stoß zu!«
     
    Ein Wind erhob sich. Rufe gellten durch die Nacht. Es wurde dunkler; der unirdische blaue Schein schwächte sich ab.
     
    Eine Fackel nach der anderen erlosch.
     
    Die gellenden Laute wurden drängender, ängstlicher. Der Wind wirbelte auf der Lichtung herum. Das Messer in der Hand des Succubus schwankte; dann fiel es zu Boden. Doch sogleich erhob es sich wieder in die Luft.
     
    Von selbst!
     
    Und mit ihm wirbelte auch der Succubus umher, wie in einer Windhose gefangen. Und der Graf und der Thron schossen jaulend in die Luft. Der Wirbel wurde stärker und erfasste auch Martin und Maria. Aber er hob sie nicht empor, sondern schleuderte sie zu Boden. Sie rollten vom Zentrum der Windhose fort. Martin sah, wie sie alles, was sich auf der Lichtung befunden hatte, in sich aufsaugte und davonstob. Nach wenigen Sekunden blieb nur die Dunkelheit zurück.
     
    Martin streckte eine Hand aus. Der Bann war gebrochen. Er sprang auf und lief hinüber zu Maria. Sie kauerte sich an ihn. Er half ihr auf. Dann sahen sie, was diese plötzliche Flucht der nächtlichen Versammlung bewirkt hatte.
     
    Eine Schar bewaffneter Männer drang in die Lichtung ein. Sie trugen Laternen, die in beruhigendem Rot und Gelb flackerten. Und ihnen voraus schritt ein bleicher Priester, der ein großes, blinkendes Kreuz fest in den Händen hielt.
     
    Die Männer bildeten einen Kreis um Martin und Maria, und der Priester stellte sich vor sie und hielt ihnen das Kreuz wie eine mächtige Waffe entgegen. »Ihr Hexenbrut!«, zischte er und spuckte sie an. »Haben wir euch endlich auf frischer Tat erwischt! Wo sind die anderen? Verschwunden? Na egal, wir haben ja euch. Büttel! Ergreift sie und führt sie ab!« Ob die vorangegangenen Erlebnisse nun ein Albtraum gewesen sein mochten oder nicht – das hier war kein Traum mehr. Das hier war grimme Wirklichkeit.
     
    Martin und Maria wurden gefesselt und an einer Schlinge um den Hals von der Lichtung fortgezerrt. Der Priester wartete, bis sie sich bereits in einiger Entfernung von ihm befanden; dann brüllte er ihnen hinterher: »Ihr werdet brennen, und nicht einmal alle Dämonen der Hölle können euch vor diesem Schicksal bewahren!«
     
        
     

26. Kapitel
     
    Hilarius stand vor dem

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