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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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der Pater ruhig.
     
    »Das werdet Ihr nicht tun!«, rief Martin entsetzt.
     
    »Ich werde es tun – ich muss es tun. Es grämt mich schwer, Martin, aber du hast soeben dein eigenes Todesurteil ausgesprochen und auch das für Maria.«
     
    »Nein, das werde ich nicht zulassen! Maria ist unschuldig! Sie muss leben!«
     
    »Hat deine Zuneigung für sie bereits solche Ausmaße erreicht?«, fuhr ihn der Pater an. »Muss ich dich an dein Keuschheitsgelübde erinnern? Muss ich dich daran erinnern, dass du ein Mönch bist? Martin, du bist eine widerwärtige Kreatur! Du bist die Laus, die mir der Teufel in den Pelz gesetzt hat, und ich werde diese Laus zerquetschen!«
     
    Der karpfige Richter klatschte freudig in die Hände und sagte zu dem Notar: »Das nenne ich ein gewitztes Verhör! Seht doch nur, wie sich dieser Zauberer in seinen eigenen Widersprüchen verheddert! Großartig! Ich habe ihm die Antworten ja nur in den Mund gelegt, aber unter der Knute dieses Hexenschnüfflers gibt er alles von ganz allein zu. Das ist so viel stichhaltiger. Schade nur, dass es uns voraussichtlich die Folter erspart. Ich sehe so gern zu, wenn die Wahrheit wie ein fauler Zahn aus den Inculpanten herausgezogen wird.« Er seufzte.
     
    Martin hätte ihm am liebsten selbst die Daumenschrauben angelegt und ihn dann auf das Streckbrett geworfen! Diese schäbige kleine Ratte! Nun wurde es aber langsam Zeit, dass Hilarius die Richtung änderte.
     
    Der Pater blickte kurz zu dem Richter hinüber, und sein Abscheu vor diesem Fischmaul stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Dann wandte er sich wieder Martin zu. »Kommen wir zu dem Hexensabbat zurück«, sagte er mit einer Spur von Liebenswürdigkeit in der Stimme. »Wer war außer dir und Maria noch anwesend?«
     
    »Wir waren als Opfer ausersehen, wir haben an dem Sabbat nicht teilgenommen!«
     
    »Ach nein? Habt ihr nicht an der Orgie teilgenommen?«
     
    »Nein!«
     
    »Und nicht an den Gunstbezeugungen für den Satan?«
     
    »Nein!«
     
    »Und nicht an den Tänzen?«
     
    »Nein!«
     
    »Und nicht an dem Festmahl?«
     
    Es war nur ein winziges Zögern. »Nein!«
     
    Hilarius lächelte; er hatte den jungen Mönch durchschaut. »Wie hat es denn geschmeckt? Nach Wind?«
     
    »Ich habe nichts davon gekostet!«
     
    »Lüg mich nicht schon wieder an! Also, wie hat es geschmeckt?«
     
    »Nach Wind.« Martin hätte sich am liebsten in einem Mauseloch verkrochen.
     
    »Na also. Warum nicht gleich so? Du häufst Schuld über Schuld auf dich und Maria. Und wer war bei dem Sabbat außer euch beiden sonst noch anwesend?«
     
    »Graf Albert von Heilingen. Er war der Anführer.«
     
    Der Blick des Paters war schwer zu deuten. Er pendelte zwischen Entsetzen und Wissen. Einen Augenblick lang schien Hilarius nicht zu wissen, wie er auf diese Information reagieren sollte, doch dann lachte er lauthals los. Der Richter und der Notar fielen sofort in das Gelächter ein. Martin schaute verständnislos von einem zu anderen.
     
    »Graf Albert!«, prustete der Richter. »Das ist der beste Witz, den ich je gehört habe!«
     
    »Aber er war da!«, verteidigte sich Martin.
     
    »Du lügst, dass sich die Balken biegen«, sagte Hilarius, nachdem er sich wieder beruhigt und eine Träne aus dem Augenwinkel fortgewischt hatte. »Graf Albert ist hier auch in Prag wohlbekannt und wohlgelitten.«
     
    »Er ist die vornehmste Persönlichkeit, die man sich nur vorstellen kann«, pflichtete ihm der Richter bei. »Völlig ausgeschlossen, dass er etwas mit dem Teufel zu schaffen haben könnte.« Er kicherte blubbernd weiter und hielt erst inne, als er bemerkte, dass sonst niemand mehr lachte.
     
    Ja, sind denn alle hier verrückt geworden?,
schrie es in Martin. Der Pater wusste doch genau, was für eine finstere Gestalt der Graf war. »Es war der Graf; da täusche ich mich keinesfalls. Und die Sekte hat die bevorstehende Ankunft des Antichrist gefeiert.«
     
    Einen winzigen Moment lang erbleichte Hilarius, doch sofort hatte er sich wieder unter Kontrolle. Nur seine Augen schauten in eine imaginäre Ferne. Es war, als blicke er geradewegs in das Höllenfeuer.
     
    »Soso, die Ankunft des Antichrist«, nahm der Pater den Faden wieder auf. »Was hast du auf dem Sabbat darüber gehört?«
     
    »Nichts weiter; man hoffte bloß, dass die Endzeit bald anbricht.«
     
    »Du kannst den Grafen nicht gesehen haben«, sagte Hilarius fest. Er zog scharf die Luft ein und fügte dann hinzu: »An jenem Abend hatte ich eine

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