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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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benötigen ein Geständnis. Hast du denn etwa vergessen, wie leicht wir gestern eines von dir bekommen haben? Möchtest du das alles noch einmal durchmachen?«
     
    Nein!,
schrie es in Maria.
     
    »Wir haben übrigens diese Barbara Längin gefänglich eingezogen. Sie sitzt vorerst in einem anderen Kerker als dem deinen, denn deiner ist ja schon überfüllt. Ist das nicht schrecklich? Der Hexen werden immer mehr! Es bricht mir das Herz, wenn ich diese armen, verführten Geschöpfe sehe.« Er drückte sich eine Träne fort.
     
    Und was war, wenn die Bohnenstange aus dem Verlies Maria hereingelegt hatte? Wenn sie bloß neidisch auf Marias Hoffnungen gewesen war? Maria fühlte sich so schrecklich hilflos.
     
    »Es hat übrigens keinen Zweck, wenn du widerrufst«, sagte der Richter beiläufig.
     
    »Warum nicht?«, wollte Maria wissen.
     
    »Weil wir einen Zeugen dafür haben, dass du auf dem Sabbat warst, und derselbe Zeuge hat auch ausgesagt, dass du Unzucht mit einem Succubus getrieben hast – widernatürliche Unzucht!« Er spuckte aus. »Martin, der junge Mönch, hat dich verraten.«
     
    »Nein! Das kann nicht sein!« Maria war fassungslos. Das hätte sie Martin nie zugetraut. Sollte sie sich so sehr in ihm getäuscht haben? Aber – hatte sie denn nicht auch Verrat begangen, und zwar an jener Barbara? War sie denn besser als Martin? Trotzdem, das hätte sie niemals von ihm erwartet. Dabei war sie sich doch sicher gewesen, dass er sie liebte. Und dass sie seine Gefühle erwiderte. Schließlich hatte sie seinen Namen selbst auf der Folter nicht genannt. »Lüge!«, rief sie entsetzt. »Alles Lüge! Alle lügen!«
     
    »Natürlich, denn sie sind ja Diener des Vaters der Lüge«, gab der Richter sanft zurück. »Alle lügen. Auch du.« Er wandte sich an den verstaubten Notar: »Sagt dem Scharfrichter und seinem Gesellen Bescheid. Sie sollen sich in der Folterkammer bereithalten. Es gibt wieder Arbeit für sie.«
     
    Der Notar verzog angewidert den Mund und verließ das Gerichtszimmer.
     
    »Warum machst du es uns so schwer?«, fragte der Richter. »Die Freiheit war für dich bereits in greifbarer Nähe. Du hättest sie erlangt, wenn du deine Aussage bestätigt hättest. Du bist ein dummes Kind. Wache!«
     
    Er ließ Maria abführen und ging hinter ihr aus dem Saal. Sie hörte, wie er bei jedem Schritt seufzte.
     
      
    Wie gut kannte sie diese unterirdische Kammer! Wie gut kannte sie den schmierigen Scharfrichter und seinen viehischen Gesellen! »Ausziehen, Hexe!«, schrillte der Scharfrichter, und als sie ihr härenes Gewand über den Kopf gestreift hatte, spürte sie die gierigen Blicke Georgs, des Folterknechts, wie eine schleimige Zunge auf ihrer Haut. Dann wurde sie auf die Streckbank gelegt und an den Füßen und Händen angebunden.
     
    »Ist es nicht ein Jammer, dass ein so schöner Körper solchen Torturen ausgesetzt werden muss?«, meinte der Richter zu dem Notar. Dieser nickte mitfühlend. Dann gab der Richter ein Zeichen, und Georg drehte an dem großen Rad am Kopfende der Streckbank.
     
    Maria fühlte sich, als werde ihr die Luft aus der Brust gesaugt. Sie keuchte. Aber sie sagte nichts.
     
    »Lass wieder etwas nach«, befahl der Richter. Dann beugte er sich über Marias Kopf. »Gibst du zu, mit den Dämonen widernatürliche Unzucht getrieben zu haben?«
     
    Maria schwieg. Sie biss sich auf die Lippen. Es war so leer in ihr. Martin hatte sie verraten. Warum wollte sie überhaupt noch leben?
     
    »Warst du auf dem Sabbat? Bist du mit teuflischen Mitteln durch die Luft gefahren?«
     
    Verdammt, sie wollte noch nicht sterben! Es gab doch schließlich noch ein Leben ohne diesen verfluchten Mönch! Sie war stark, sie war jung, sie hatte das Leben und seine Freuden noch vor sich – wenn sie hier herauskam. Würde sie das Tageslicht wiedersehen, wenn sie widerrief – oder wenn sie gestand?
     
    »Zieh an, aber stärker als beim ersten Mal!« Alle Güte war aus der Stimme des Richters gesickert.
     
    Maria kreischte auf, als ein Ruck durch ihren Körper ging und ihr die Arme und Beine auseinandergerissen wurden. Die Spannung in ihrem Körper war unerträglich.
     
    Doch dann gab es einen lauten Knall, und sie schnellte zusammen wie eine gebrochene Feder.
     
    »Verdammt!«, gellte die hohe Stimme des Scharfrichters. »Georg, du Idiot! Hast du das Seil nicht überprüft?«
     
    »Was ist passiert?«, fragte der Richter verdutzt und lief an die Kopfseite der Streckbank. Maria lag steif da und wagte

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