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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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waren auch sie Geschöpfe Gottes.
     
    Maria hielt sich ängstlich an dem Räuberhauptmann fest.
     
    Er war so heiß; seine Wärme glühte durch die Kleidung hindurch. Heiß wie ein Teufel , nicht wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Am liebsten wäre sie vom Pferd gesprungen, doch sie ritten zu schnell. Außerdem war da noch etwas anderes.
     
    Etwas, das dieser ungelenke Mönch in ihr entfacht hatte und das nun nach einer Befriedigung wie noch nie lechzte. Sie kannte sich selbst nicht mehr. Sie drückte sich noch enger an Josef.
     
    Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Josef zügelte sein Pferd, und es hielt schnaubend und zitternd an. Maria sah, wie dicke Schweißperlen aus seiner Mähne tropften und auf seinem struppigen Hals im Mondlicht glitzerten. Auch die anderen Pferde kamen zum Stillstand. Josef saß ab und half Maria galant vom Pferd. Sie sah, wie der Mönch unsanft aus dem Sattel gestoßen wurde und zu Boden fiel. Er stieß einen hohen Schrei aus, in dem unendliche Qual lag – viel mehr, als man aufgrund dieses Sturzes hätte erwarten können. Sein fetter Bauch wabbelte auf und ab, und der Mönch hielt die Hände fest darum geschlossen. Er keuchte.
     
    »Steh endlich auf, Pfaffenmemme!«, zischte Christoffel, ein vierschrötiger Klotz von einem Mann, der beinahe so breit wie hoch war. Und doch schien er kein Gramm überschüssiges Fett zu besitzen; er war nur Muskeln und Sehnen. Mit einer Hand hob er den Mönch an und ließ ihn dann wieder fallen. »Gewogen und für zu leicht befunden«, sagte er unter dem Gelächter der anderen.
     
    »Hör mit den Spielchen auf«, herrschte Josef ihn an. Aus seinen hellblauen Augen schossen Feuerpfeile. »Wir brauchen den Mönch noch. Der Graf wird nicht sehr erbaut sein, wenn er unseren Gefangenen in schlechtem Zustand vorfindet.«
     
    Christoffel brummelte etwas, half aber dem Mönch auf. Dieser nahm die ihm angebotene Hilfe an, erhob sich und stieß die Hand dann sofort weg. Er bückte sich und rieb den gröbsten Dreck von seiner schwarzen Kutte ab, die inzwischen reichlich zerknittert und fleckig war. Dann verzerrte sich sein Gesicht wieder wie in großen Schmerzen, und er hielt sich den Bauch fest. Die anderen standen inzwischen um ihn herum und betrachteten ihn wie ein seltenes Wild.
     
    »Na los, bringt ihn rein«, befahl Josef.
     
    Erst jetzt bemerkte Maria, dass sie sich vor den Ruinen einer kleinen Burg befanden, die mitten im Wald stand. Efeu rankte an den zerbröckelnden Mauern hoch; die Dächer waren eingefallen; nur noch ein einziger Turm stand aufrecht, doch seine Haube war verschwunden, sodass er wie ein uralter Zahnstummel aussah, der mit dem Nachthimmel verschmolz. Das Tor jedoch bestand aus neuem Holz und war überaus massiv. Während Christoffel die Pferde zu einer verfallenen Scheune führte, ging Josef voran und öffnete das Portal mit einem großen, schwarzen Schlüssel. Er trat ein und sagte zu Maria, die ihm folgte: »Hier siehst du eines unserer bescheidenen Heime. Ich hoffe, es sagt dir zu. Es hat einmal einer Prinzessin gehört, und jetzt gehört es wieder einer Prinzessin.« Ihr Bubenstück in der Herberge hatte die Bande in einem anderen Quartier geplant.
     
    Auf einem schmalen Teppich aus Mondlicht betraten sie einen sehr großen, gewölbten Raum, dessen Decke noch unbeschädigt zu sein schien. An einer Wand befand sich eine ausladende Eichentruhe, die ein Stück weit aus der Dunkelheit herausragte; in der Mitte stand ein riesiger Tisch, wie es ihn wohl in einem Kloster geben mochte, und er war flankiert von vielen massiven Stühlen, die im ungewissen Licht wie kniende Menschen wirkten. Eine einzige Tür führte auf der gegenüberliegenden Seite aus diesem Raum hinaus. Josef ging durch das Gemach auf diese Tür zu; sie war nicht verschlossen. »Hinunter mit unserer Kriegsbeute!«, herrschte er seine Gefolgsmänner an. Christoffel zerrte den Mönch hinter sich her; die anderen folgten ihm; es war wie eine Prozession zerlumpter Gestalten, die zu einem sonderbaren Gott unterwegs waren. Maria folgte ihnen.
     
    Sie zündeten eine Fackel an, die an der Wand hing; dann brachten sie den Mönch in ein unterirdisches, fensterloses Verlies, stießen ihn hinein, und Josef verriegelte die Tür hinter ihm, wozu er denselben Schlüssel wie vorhin benutzte. Dann steckte er ihn in eine weite Außentasche seines Kittels. »Jetzt wollen wir uns dem angenehmen Teil unseres Auftrages widmen«, meinte er grinsend, als sie wieder nach oben in die Halle

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