Der schwarze Atem Gottes
ihren Untergang lief.
Am Abend erreichten sie ein ärmliches Dorf. Das Gatter war offen; niemand befand sich in dessen Nähe. Als sie auf der matschigen Dorfstraße in Richtung Kirche und Wirtshaus gingen, stellten sich ihnen plötzlich vier Bauern in den Weg. Sie waren mit Mistgabeln und Piken bewaffnet. »Halt!«, rief ihnen einer der Bauern zu, ein kräftiger Kerl mit wildem Haarschopf. Wie alle Bauern trug er einen einfachen blauen Kittel, den er um die Hüfte mit einem Gürtel zusammengebunden hatte. Sein Gewand erinnerte Maria schmerzhaft deutlich an Josef, den Anführer der Bande. Die anderen drei besaßen statt eines Gürtels nur jeweils ein Stück groben Seils.
»Wir grüßen euch«, sagte Federlin mit einschmeichelnder Stimme. »Wir sind arme Wanderer und suchen einen Ort für die Nacht – und ein wenig Nahrung, für die wir auch gut zahlen werden.«
Womit?,
dachte Maria.
Wir haben doch keinen einzigen Heller mehr.
»Für alles Gold der Welt werdet ihr hier keinen Unterschlupf finden. Seht zu, dass ihr fortkommt«, brummte einer der anderen Bauern.
»Warum so unfreundlich?«, antwortete Federlin. »Was ist denn das für eine Welt, in der arme Wanderer des Wegs gewiesen werden?«
»Was ist das für eine Welt, in der ein armer Bauer von Mordgesindel gemeuchelt und seine Frau missbraucht wird?«, gab der wildschopfige Anführer zurück.
»Sehen wir etwa wie Mordgesindel aus?«, verteidigte sich Federlin. »Aber sagt, sind die schrecklichen Dinge, von denen ihr sprecht, bei euch in der letzten Zeit vorgefallen?«
»Gestern Abend haben sie den Konrad Schmidlin umgebracht und seiner Frau, der Barbara, haben sie furchtbare Gewalt angetan.«
»Was waren denn das für Spießbuben?«, wollte Federlin wissen.
»Eine ganze Bande«, sagte der Anführer mit starkem Groll in der Stimme. »Hatten sogar einen Pfaffen und einen Mönch dabei.«
Martin und Federlin sahen einander an.
»Ja, genauso einen wie dich«, fuhr der Bauer fort, sah Martin böse und senkte langsam seine Mistgabel, bis sie sich mit den Zinken in die Erde bohrte und er sich darauf abstützen konnte. »Einen Benediktiner.«
»Wo ist der Hof des Konrad Schmidlin?«, fragte Federlin.
»Warum wollt ihr das wissen?«, gab der Bauer missmutig zurück. »Wollt ihr das Vernichtungswerk fortführen?«
»Im Gegenteil. Vielleicht können wir dazu beitragen, dass die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden«, beschwichtigte Martin. »Der Pater ist ein Konfrater von mir. Die Kerle haben ihn entführt.«
»Na, wenn das so ist …«, meinte der Bauer und sah sich nach seinen Freunden um. Diese nickten bedächtig. »Ganz hinten liegt der Hof, unter den Linden. Ich gehe mit euch.«
Der Bauer, der sich schließlich als Wolff Walpen vorstellte, zeigte ihnen den Weg und bereitete die Bäuerin Barbara Schmidlin auf den Besuch vor. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Fremden höflich mit ihr umgingen, entfernte er sich. Maria zweifelte nicht daran, dass er mit seiner Mistgabel draußen vor der Tür in Hörweite wartete.
Barbara Schmidlin berichtete unter Tränen von ihrem schrecklichen Erlebnis. Sie hatte einen großen Bluterguss am rechten Auge; ihre Arme waren grün und blau, und sie sagte, aus ihrer Scheide fließe Blut. Federlin besah sich die äußerlichen Wunden und kramte dann aus seinem Ranzen ein kleines Fläschchen hervor, das eine farblose Flüssigkeit enthielt. »Trag das auf deine Wunden auf und mache Scheidenspülungen damit. Es wird helfen«, sagte er und drückte der schluchzenden Frau die Flasche in die Hand.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, strich Federlin ihr mit einer anrührend zärtlichen Geste, zu der Maria ihn kaum für fähig gehalten hätte, über das Haar und sagte dann: »Wir müssen unbedingt wissen, wohin dieses Gesindel weitergeritten ist. Hast du eine Ahnung, wo ihr Ziel liegt?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Können wir die Nacht über hierbleiben?«, fragte Martin.
Die Bäuerin nickte. »Ihr könnt drüben im Stall schlafen. Es ist nur die Geiß darin, die ich heute Morgen hinübergebracht habe. Wir sind arm, haben kein weiteres Vieh.«
Martin bedankte sich im Namen der drei für dieses Angebot. Die Bäuerin bat sie, ihr beim Abendbrei Gesellschaft zu leisten, und sie nahmen dankbar an. Der Brei schmeckte nicht, aber wenigstens füllte er den Magen; sie hatten schließlich den ganzen Tag über
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