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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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wieder nichts gegessen. Dann gingen sie hinüber in die Scheune.
     
    Bruder Martin legte sich auf einen Strohballen in der Ecke des windschiefen Gebäudes und war beinahe sofort eingeschlafen. Maria sah Federlin lange an, und fast glaubte sie, er würde sich ihr nähern und sie in die Arme nehmen. Es verlangte sie so sehr nach Nähe, nach allem, was sie von der bemitleidenswerten Bäuerin gehört hatte. Doch schließlich wandte sich Federlin ab und suchte sich im Heu seinen Schlafplatz.
     
    Maria lagerte sich nahe des Scheunentores. Sie war zwar hundemüde, konnte aber nicht einschlafen. Wie hatte sie sich in dem feschen Josef nur so sehr täuschen können?
     
    Wenn sie gewusst hätte, was für Teufel in Menschengestalt er und seine Kumpane waren, hätte sie damals rasch das Weite gesucht. Sie hätte wissen müssen, dass jemand, der sich mit diesem verknöcherten und finsteren Grafen zusammengetan hatte, durch und durch verderbt sein musste. Mit Grausen dachte sie an ihre Begegnung mit diesem Grafen und an die Börse, die sie ihm gestohlen hatte und in der nur Zähne und welke Blätter gewesen waren.
     
    Dieser Mann musste der Teufel persönlich sein.
     
    Dieser Gedanke, der schon lange in ihr geschlummert hatte, ließ die Angst des jungen Mönchs vor dem angeblich bevorstehenden Weltuntergang in einem ganz anderen Licht erscheinen.  
     
    Als sie am nächsten Morgen gefrühstückt hatten – wieder hatte es nichts anderes als Brei und einen Gerstenfladen sowie einen Krug Bier für jeden gegeben –, sagte die Schmidlin plötzlich: »Ich habe gestern Nacht noch lange darüber nachgedacht, was die Mordbuben so alles gesagt haben. Und ich glaube, sie haben von einer Burg Grafenreuth gesprochen.«
     
    »Grafenreuth!«, entfuhr es Federlin. Er schaute die Bäuerin erstaunt und erfreut zugleich an.
     
    »Kennst du es?«, fragte Maria.
     
    »Ich habe davon gehört. Es hat nicht den besten Ruf, auch wenn der dort residierende Adlige ein großer Gönner der schönen Künste sein soll. Grafenreuth gehört – wie viele andere Schlösser und Burgen auch – dem Grafen von Heilingen.«
     
    »Der Graf!«, entfuhr es Martin. »Graf Albert von Heilingen! Der Graf, der uns in der Schänke in Volkach aufgesucht hat! Der Graf, dem deine Bande dient, Maria!«
     
    »Das ist nicht meine Bande. Das war sie nie!«, wehrte sie sich.
     
    »Nun, dann ist das sicherlich unser nächstes Ziel«, meinte Federlin. »Vielen Dank nochmals für deine gütige Aufnahme, Bäuerin Schmidlin, und für Speise und Trank. Möge Gott deine Taten vergelten und dir Frieden schenken.« Damit verließen sie den Bauernhof.
     
      
    Sie hatten kein Geld, also konnten sie sich auch keine Pferde kaufen. Ohne Pferde aber war es ein Marsch von mindestens sieben oder acht Tagen, wie Federlin ihnen mitteilte.
     
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Martin, als sie nebeneinander auf der matschigen Landstraße in Richtung Osten gingen. »Was immer auch der Graf mit Pater Hilarius vorhat – wir werden zu spät kommen, um es verhindern zu können.«
     
    »Das befürchte ich auch – wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Aber bedenke, dass auch die Reiter bei diesen schlechten Straßen einige Tage benötigen.«
     
    »Vielleicht können wir uns ja irgendwo Pferde borgen«, meinte Maria, während sie mit gerafftem Rock einigen knietiefen Pfützen auszuweichen versuchte.
     
    »Und uns damit den Zorn der Eigentümer auf den Hals laden? Nein danke, wir kommen ganz gut ohne Verfolger aus«, sagte Martin.
     
    »Du bist ja nicht mehr sonderlich wagemutig«, gab Maria zurück. »Wenn es dir so wichtig ist, den Pater zu retten, dann musst du schon etwas dafür tun.«
     
    Plötzlich blieb Federlin stehen und hob die Hand. Maria und Martin verstummten. Der Gaukler sog prüfend die Luft ein; dann schaute er hinter sich.
     
    »Was ist?«, fragte Martin endlich. Er spielte nervös mit seinem Zingulum.
     
    »Hinter uns kommt ein größerer Tross her. Pferde und Wagen«, sagte Federlin.
     
    »Und was bedeutet das?«, wollte Maria wissen. Sie raffte ihren Rock noch höher und sprang an den Rand der Straße. Sie bemerkte, wie Martin auf ihre Beine schielte, doch sobald er sah, dass sie ihn beobachtete, lief er rot an. Vielleicht war doch noch nicht Hopfen und Malz bei ihm verloren.
     
    »Eine Art Karawane«, sagte Federlin. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht eine bischöfliche Gesandtschaft oder der Tross eines Adligen …«
     
    Dann kam es in Sichtweite; es tauchte aus dem

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