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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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beunruhigt.
     
    »Von nichts, was eine Frau verstehen könnte«, gab Martin zurück.
     
    »Ach ja? Das Leben ist Männersache, nicht wahr? Wir Frauen sind ja nur dazu da, euch Kinder zu gebären und eure Lust und euren Hunger zu stillen. Wehe, wenn wir anfangen zu denken!«
     
    »Nun werde nicht unverschämt, Weib!«, erboste sich Martin. »Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Theologen sich nicht einmal sicher, ob euresgleichen überhaupt eine Seele hat.«
     
    »Woher sollten diese verknöcherten Theologen überhaupt etwas von Frauen verstehen? Sie kennen sie doch nur aus ihren Büchern und ihren Fehltritten. Ich sage dir, Mönch: Der Tag wird kommen, an dem der Mann der Frau untertan ist!« Es gelang ihr kaum, ihre Wut und Enttäuschung über die dummen Reden Martins zu verbergen.
     
    »Das wird der Tag sein, an dem die Welt untergeht«, gab Martin zurück. Nachdenklicher fügte er hinzu: »Und vielleicht ist dieser Tag gar nicht mehr so weit entfernt.«
     
    »Warum glaubst du das?«, fragte Federlin.
     
    Nun erzählte Martin ihm endlich in allen Einzelheiten, was er bei der Folterung des Hexers in Volkach und von dem Zauberer in Burgebrach erfahren hatte; und verwundert hörte Maria ihm zu, wie er von einem Zusammentreffen mit seinem angeblichen Doppelgänger in dem Labyrinth berichtete, obwohl er zugab, er wisse selbst nicht genau, ob es nur eine Vision oder Wirklichkeit gewesen war.
     
    »Soso, Hollmann meinte, das Ende komme aus Prag. Und der Doppelgänger hat wirklich gesagt: ›Die Pforte ist in der Schwelle‹?«, wollte Federlin wissen. Er rupfte einen Grashalm aus und kaute an ihm herum, während er Martin eindringlich ansah. Inzwischen verdichtete sich die Nacht. Maria schien es, als leuchteten Federlins Augen aus sich selbst heraus: das eine grün, das andere schwefelgelb.
     
    Martin nickte. »Verstehst du das?«
     
    »Schwelle ist die Übersetzung des böhmischen Wortes
Prag«,
sagte Federlin. »Das passt zu der Bemerkung des Zauberers. Vermutlich hat auch der Doppelgänger sagen wollen, dass sich diese Pforte in Prag befindet – wenn er denn eine wirkliche Person war.«
     
    »Oder ein Dämon«, meinte Martin.
     
    »Vielleicht wusstest du ja schon früher um die Bedeutung des Wortes
Prag,
und sie ist dir aufgrund der Information des Zauberers wieder eingefallen. In diesem Falle hättest du nur mit dir selbst geredet. Ich weiß nur eines sicher«, sagte der Gaukler und kratzte sich hinter dem Ohr. »Wir sind exakt in Richtung Osten unterwegs. Vielleicht ist Prag ja wirklich unser Ziel.«
     
    Prag! Diese Stadt hatte einen ganz besonderen Klang in Marias Ohren. Sie hätte es nie für möglich gehalten, selbst einmal die Goldene Stadt zu besuchen. Man hörte so vieles von ihrem Reichtum, der Schönheit ihrer Männer und auch von dem rätselhaften König, der dort Hof hielt: Rudolf der Zweite, der angeblich tief in die geheimen Wissenschaften verstrickt war und Prag zu einem Zentrum der Alchemie, der Nekromantie und der Zauberei gemacht hatte. »Das wäre ja wunderbar!«, rief Maria aus und rückte näher an Federlin heran. Nun hatte ihre Reise – wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit – ein Ziel erhalten und war damit für sie wieder interessant geworden.
     
    Aber was mochte sie an diesem Ziel in Wirklichkeit erwarten? Stimmte das, was Martin von jenen dunklen Dingen sagte? Warum war er nur so unnahbar geworden? Sie rückte noch näher an Federlin heran, bis sie den Stoff seines Wamses spürte. »Nun, Meistergaukler«, sagte sie leichthin, »wo bist du eigentlich zu Hause?«
     
    »Überall und nirgends«, antwortete er ausweichend.
     
    »Gibt es denn keinen Ort, an dem eine liebende Frau auf dich wartet?«
     
    »Nein.«
     
    »Wie schade für die Frauenwelt.«
     
    Sie sahen sich an. Maria glaubte, so etwas wie Verlangen in den Augen Federlins zu entdecken. Sie warf einen raschen Seitenblick auf Martin, doch der Mönch schien ihrer Unterhaltung nicht einmal zuzuhören. Er war wohl ganz in seine Gedanken an den Weltuntergang eingesponnen. Sein schwarzer Umriss hob sich nur noch schwach gegen die zunehmende Dunkelheit ab.
     
    Wie zufällig schob Maria ihren Rock etwas höher. »Ein so hübscher junger Mann wie du sollte nicht allein durchs Leben gehen«, sagte sie neckisch. Gleichzeitig lief ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
     
    »Oh, ich bin nicht allein«, meinte der Gaukler.
     
    »Ach, nein?« Hatte er vielleicht mit Frauen nichts im Sinn?
     
    »Nein. Ich bin ein

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