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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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schleich dich dann wieder hinaus zu den anderen Zuschauern.«
     
    »Und was ist mit dir und Maria?«, fragte Teuffel.
     
    »Auf Marias Glanz und meine Musik müsst ihr diesmal verzichten. Ich will nicht das Risiko eingehen, dass uns jemand erkennt. Die Gefahr ist groß, dass ihr den Banditen begegnet, die sich – wie Martin uns ja gesagt hat – noch auf der Burg aufhalten. Wir bleiben hier unten und stoßen wieder zu euch, wenn ihr nach der Aufführung die Burg verlasst. Ihr müsst natürlich sofort aufbrechen, egal wie spät und dunkel es ist. So, wie es aussieht, wird der Mond scheinen; also werdet ihr keine großen Schwierigkeiten haben, den Wagen durch die Nacht zu fahren, wenn ihr vorsichtig seid. Nicht wahr, Barthel?«
     
    »Es wird nicht schwierig sein«, sagte der schmächtige Schauspieler, der üblicherweise den Wagen lenkte.
     
    »Na, dann ist ja alles klar«, sagte Federlin und rieb sich vergnügt die Hände.
     
    »Ich bin froh, wenn diese Sache vorbei ist«, sagte Klaus Beyer und verdrehte die Augen. Er sprach Martin aus der Seele.
     
    »Was willst du?«, meinte Adam Desch darauf. »Endlich ist einmal etwas los. Diese Aktion wird uns aus unserem Einerlei herausreißen – ganz besonders dich, Renata!« Er zwinkerte der Glößlerin zu.
     
    Federlin kramte in seinem Ranzen herum, holte schließlich eine kleine Flasche mit einem gelben, feinen Pulver daraus hervor und reichte sie Renata. »Das ist für die schönen Träume des Grafen«, sagte er; dann klatschte er in die Hände. »Es geht los!«
     
    Er und Maria sprangen vom Wagen und gingen zusammen in den Wald. Martin sah ihnen durch die geöffnete Plane nach und verspürte einen Stich der Eifersucht. Wie gern wäre er nun an Federlins Stelle gewesen. Wer wusste schon, was dieser lose Geselle nun mit Maria anstellte, um sich die Zeit bis zum Aufbruch zu vertreiben!
     
    Hast du vergessen, dass du ein Mönch bist?,
schalt sich Martin sofort.
Deine neue Kleidung gibt dir nicht das Recht, dich als von deinen Gelübden befreit anzusehen. Überdies: Was willst du mit solch einer Hure? Sie hat sich schon so vielen Männern hingegeben, dass sie eines wahren Gefühls kaum mehr fähig sein wird. Willst du dein Leben und – schlimmer noch – dein Seelenheil für so eine wegwerfen?
     
    Während er das dachte, sah er Maria sehnsüchtig hinterher. Holpernd setzte sich der Wagen in Bewegung, und bald war von Federlin und Maria nichts mehr zu sehen.
     
      
    Barthel lenkte den Wagen in den zweiten Hof und stellte ihn nicht weit von den Stallungen der Pferde ab. Dann machten sich alle sofort daran, die für die Bühne notwendigen Bauten durch das nun weit offen stehende Tor in den ersten Burghof zu tragen. Martin half nach Kräften, schleppte Bohlen, Stoffbahnen, Pechfackeln, Verstrebungen und allerlei Kleinkram. Niemand belästigte ihn, niemand schien ihn zu erkennen, obwohl einige Mitglieder der Bande hin und wieder den Hof durchquerten und auch der Graf einmal hinauskam und den Aufbauarbeiten kurz zusah. Als er wieder in den Tiefen seiner Burg verschwunden war, erlaubte sich Martin eine Pause. Er zog die Mütze ab und wischte sich mit einem Stofffetzen über den schwitzenden, kahlen Kopf. Dann schlich er sich von der Truppe fort und hielt Ausschau nach der Mauer, jenseits welcher der Park liegen sollte. Hinter einem Eckturm begann sie, und bald hatte er auch das schmiedeeiserne Tor gefunden. Vorsichtig drückte er dagegen.
     
    Es war tatsächlich nicht verschlossen, aber es quietschte schrecklich.
     
    Sofort zog Martin es wieder zu.
     
    Dann warf er einen langen Blick durch die kunstvoll geflochtenen Eisenstäbe.
     
    Der Park schien sehr weitläufig zu sein; Martin konnte sein Ende hinter den vielen Bäumen, Büschen und Hecken nicht erkennen. Und zwischen diesen Gewächsen ragten immer wieder helle, anscheinend steinerne Gebilde hervor, die den jungen Mönch gehörig verwirrten.
     
    Sie sahen aus wie gefrorene Gestalten aus der Unterwelt, wie Höllenrachen und erstarrte Nachtgespenster.
     
    Langsam legten sich die ersten Schatten der Dämmerung über diese entsetzlichen Statuen und verliehen ihnen ein unheimliches, verborgenes Leben. Es war, als bewegten sie sich in der rasch herannahenden Dunkelheit, als streckten sie ihre Glieder in Vorfreude auf ihr nächtliches Leben. Martin grauste es bei dem Gedanken, dass er mit Hilarius in der Finsternis an ihnen vorbeilaufen musste. Eine klamme Kälte drang von dem Park herüber. Martin erschauerte und

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