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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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wandte sich ab.
     
    Als er zurück zu der Truppe ging, kam er unter einem geöffneten Fenster vorbei, hinter dem er die Stimmen von zwei Männern hörte. Die eine Stimme war die des Grafen, und die andere …
     
    Martin fühlte sich, als werde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen.
     
    Das Fenster lag zu hoch; Martin konnte nicht hindurchsehen. Er reckte sich, aber es reichte nicht. Er musste jedoch unbedingt Gewissheit haben! Rechts neben dem Fenster wuchs ein uralter Efeubusch die Wand hinauf. Martin trat vorsichtig in eine Gabelung des knorrigen, dicht an die Mauer gedrängten Stammes. Er gab nicht nach. Langsam zog sich Martin an dem zerfurchten, harten Holz hoch. Schließlich fand sein Fuß etwa eine Elle höher einen weiteren Halt. Dann war er hoch genug geklettert. Behutsam reckte er den Oberkörper nach links, auf das offen stehende Fenster zu. Jetzt konnte er in den Raum hineinblicken.
     
    In der Tat: Graf Albert von Heilingen saß nahe dem Fenster, hatte diesem und dem heimlichen Bobachter den Rücken zugekehrt und hielt ein Weinglas in der Hand. Ihm gegenüber saß sein Gast, der gerade einen tiefen Schluck aus seinem eigenen Glas nahm. Sofort zuckte Martin zur Seite und kletterte auf den sicheren Erdboden zurück. Er blieb unter dem Fenster stehen und wartete darauf, dass sich sein wild klopfendes Herz beruhigte.
     
    Martin verstand nichts mehr. Wieso hatte sich Federlin doch auf den Weg zur Burg gemacht, und wieso unterhielt er sich mit dem Grafen, als seien sie alte Freunde?
     

18. Kapitel
     
    Der Graf hatte ein großes Bankett für die Schauspielertruppe gegeben, zu dem sich auch Martin gesellt hatte, um seine Tarnung aufrechtzuerhalten. Er hatte kaum etwas von den erlesenen und außergewöhnlichen Speisen geschmeckt, denn andauernd musste er darüber nachdenken, was er bei seinem Blick durch das Fenster gesehen hatte. Weder bei dem Mahl noch bei dem Einzug der Truppe in die alte und dunkle Burg hatte Martin Federlin bemerkt, und nachdem er einige Gläser des schweren roten Weines, der zu den Speisen gereicht wurde, gekostet hatte, war er sich nicht mehr ganz sicher, ob es wirklich Federlin gewesen war, den er im angeregten, freundschaftlichen Gespräch mit dem Grafen gesehen hatte.
     
    Als er schließlich dabei half, in der Dunkelheit die Pechfackeln zu entzünden, hatte er andauernd den Eindruck, als werde er beobachtet. Immer, wenn er sich rasch umdrehte, bemerkte er, wie ein Schatten zur Seite sprang und sich mit den anderen Schatten vereinigte; nie aber sah der junge Mönch, wer es war, der ihn bespitzelte.
     
    Schließlich war die Bühne hergerichtet, und die brennenden Fackeln warfen gespenstische Schatten an die Burgwand und über den Rasen und den Kiesplatz, der sich allmählich mit Neugierigen füllte. Die meisten von ihnen waren Bedienstete aus dem Schloss, doch es schienen auch einige Leute aus benachbarten Gehöften den Weg hier herauf gefunden zu haben. Martin sah, dass Renata nahe beim Burgportal stand und offenbar darauf wartete, dass der Graf herauskam. Der junge Mönch nickte ihr aufmunternd zu und mischte sich dann unter die Schaulustigen.
     
    Von seinem Platz aus konnte er das Burgportal erkennen, durch das noch immer Scharen von Menschen in die Nacht hinausdrangen. Schließlich gesellten sich auch die Mordbuben, angeführt von Josef, zu den Schaulustigen, und hinter ihnen erschien Graf Albert von Heilingen. Sofort ging Renata auf ihn zu. Er schien sehr erfreut zu sein, sie zu sehen, reichte ihr galant den Arm und führte sie mitten in die Menge der Zuschauer. Er hatte sich nicht einmal einen erhöhten Sessel aufstellen lassen, sondern mischte sich unter das einfache Volk. Das fand Martin erstaunlich. Ob er sich etwa in dem Grafen getäuscht hatte? Handelte es sich bei ihm vielleicht sogar um einen weisen, gütigen und mildtätigen Menschen? Nein, das war unmöglich. Immerhin hielt er Hilarius gefangen und beschäftigte eine schreckliche Mörderbande.
     
    Hilarius … Ein weiteres Rätsel.
     
    Hatte es sich Martin nur eingebildet, oder wollte der alte Pater tatsächlich nicht fliehen? Aber warum war dann die Tür zu seiner Kammer versperrt? Wenn alles planmäßig verlief, würde er es bald wissen.
     
    Franz Teuffel erkletterte in seinem Gotteskostüm die Bühne und sprach einige einleitende Worte. Dann begann das Spiel genauso, wie es auch in Bayreuth begonnen hatte. Der Leiter der Truppe, Adam Desch, Barthel Greusen und Klaus Beyer taten ihr Bestes. Klaus zog

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