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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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mehreren Versuchen stand er schwankend wie eine junge Birke im Wind da. Martin streckte ihm die Hand entgegen, und der Pater ergriff sie.
     
    Bald konnte Hilarius wieder allein gehen. Als sie aus dem Windschatten einer Taxushecke traten, die wie ein Behemoth geformt war, sah Martin zu seiner freudigen Überraschung den Rundturm mit der spitzen Haube wieder. Sie waren nicht mehr weit von ihm entfernt. Er und Hilarius rannten darauf zu. Und bald standen sie endlich vor der Mauer.
     
    Federlin hatte recht gehabt. Rechts neben dem Turm war die Mauer eingebrochen; ihr Scheitel war an dieser Stelle nur eine oder zwei Ellen hoch. Martin kletterte sofort hinauf und half dann Hilarius, hinüberzukommen.
     
    Als sie wohlbehalten auf der anderen Seite der Mauer standen und in die Richtung des schweigenden, abweisenden Waldes schauten, in dessen Tiefen sich die Lichtung mit der Hütte befinden sollte, hörten sie plötzlich eine Stimme links von ihnen.
     
    »Ich freue mich, dass ihr es geschafft habt.«
     
    Aus dem Mondschatten, den der Turm warf, trat eine Gestalt hervor, die Martin nur allzu gut kannte. Es war Federlin.
     
    »Wieso … wieso …«, begann Martin. Weiter kam er nicht. Federlin stand nun vor ihm und zog etwas hinter seinem Rücken hervor. Es war eine lange, massive Keule.
     
    Der letzte Gedanke, der in Martin aufblitzte, bevor alles um ihn herum in bohrendem Schmerz verging, war: Ich hätte es wissen müssen.
     
        
     

19. Kapitel
     
    »Wo sind wir?« Hilarius war froh, als er aus dem unbequemen Sattel steigen konnte. Genau wie einer der Mordbuben während der Entführung des Paters, so hatte diesmal Federlin den Geistlichen vor sich auf das Pferd gezwungen, ohne dass Hilarius sich dagegen hätte wehren können. Der Ritt war scharf und wild gewesen; Zweige hatten ihm das Gesicht gepeitscht, als sie durch den nachtdunklen Wald geritten waren, und erst als eine zaghafte, wolkentrübe Dämmerung einsetzte, machte Federlin eine Pause an einer verfallenen Scheune und reichte Hilarius einen Wurstzipfel und etwas Brot; angeblich hatte er beides aus der Burgküche stibitzt.
     
    »Wo wir sind?«, fragte Federlin zurück. »Ist das nicht gleichgültig? Ihr seid in Sicherheit, nur das allein zählt.«
     
    Hilarius war schrecklich hungrig; er biss erst ein Stück von der Wurst ab und kaute heftig, bevor er fragte: »Warum hast du meinen Mitbruder niedergeschlagen?«
     
    »Es war der einzige Weg; glaubt mir«, antwortete Federlin und sah ihn mit seinen gelben und grünen Augen seltsam ab – wie ein Forscher, der ein seltenes Tier untersucht. »Er hätte unsere Pläne gestört.«
     
    Hilarius schluckte den Bissen herunter. »Wohin bringst du mich?«
     
    »Dorthin, wo Ihr hingehört. Und nun sitzt auf, wir müssen weiterreiten. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
     
    Weiter ging die wilde Jagd. Da die Sonne nicht schien und Hilarius keine anderen Zeichen für die Bestimmung der Himmelsrichtung kannte, wusste er nicht einmal, ob es nach Westen, Osten, Süden oder Norden ging. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zunächst in sein Schicksal zu ergeben.
     
      
    Am Abend fanden sie in einer Scheune neben einem Bauernhaus Unterschlupf. Federlin hatte dem Bauern eine Medizin für seine Furunkel verkauft und dafür eine Mahlzeit und Bier sowie die Erlaubnis erhalten, in der Scheune zu übernachten.
     
    Als sie gegessen hatten, fragte Hilarius plötzlich: »Woher hast du deinen Namen?«
     
    Federlin rekelte sich im stechenden Stroh, nahm einen Halm zwischen die Lippen und biss daran herum. »Ach, das ist bloß ein Spitzname. Meinen richtigen Namen kenne ich nicht einmal. Bin ein armes Waisenkind und habe keine Eltern auf der ganzen Welt.«
     
    »Dein Name ist mir allerdings schon mehrfach begegnet«, brummte Hilarius.
     
    »Tatsächlich? In welchem Zusammenhang?«
     
    »Als Spitzname der teuflischen Buhlen, mit denen sich die schändlichen Hexen fleischlich vergnügen.«
     
    Federlin lachte auf und spuckte den Strohhalm aus. »Fleischliches Vergnügen? Was wisst Ihr denn schon davon, Pater?«
     
    »Vielleicht nicht viel, aber ich weiß viel über den Teufel und seine höllischen Heerscharen.« Er sah den Gaukler fest an.
     
    »Glaubt Ihr etwa, ich sei ein Buhlteufelchen?« Federlin lachte noch lauter. »Na ja, manchmal scheint mich tatsächlich ein solches zu reiten. Ich kann einer schönen Magd schlecht widerstehen. Wenn ich nur an Renata denke … Ein wahres Teufelsweib!« Er klatschte sich

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