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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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auf die Schenkel, doch dann tat er plötzlich so, als sei er erschrocken. »Das sage ich in Eurer Gegenwart besser nicht, denn sonst glaubt Ihr mir noch, und die arme Renata muss als Hexe brennen.«
     
    »Es ist mir gleichgültig, in welchen fleischlichen Sümpfen du dich suhlst«, sagte Hilarius mit einer wegwerfenden Handbewegung.
     
    »Welch ein schön krummes Bild; es ist eines Hexenmeisters würdig!«, rief Federlin aus. »Nun aber solltet Ihr schlafen, denn morgen geht es sehr früh los.«
     
    »Wohin bringst du mich?«, fragte der Pater noch einmal.
     
    Auch diesmal erhielt er keine Antwort. Er seufzte auf und drehte sich zur Seite. Dann stellte er sich schlafend.
     
    Als er die tiefen und gleichmäßigen Atemzüge des Gauklers hörte, wartete er noch ein Weilchen, um ganz sicherzugehen; dann stand er zögernd auf und schlich auf das große Geviert in der Holzwand zu, das sich wie ein Maul der Nacht entgegensperrte. Die Scheune hatte nur diese Öffnung; der Bauer war offenbar so arm, dass er sich kein gezimmertes Tor leisten konnte.
     
    Hilarius hoffte, dass das raschelnde Stroh den Gaukler nicht aufweckte, und er hielt von Zeit zu Zeit inne und lauschte den lauten, tiefen Atemzügen seines seltsamen Entführers. Dann hatte er endlich die Scheunenöffnung erreicht. Rasch schlüpfte er nach draußen auf den matschigen Hof.
     
    Das Pferd war neben der Scheune an einem in die Erde gerammten Stecken angebunden. Obwohl es den Pater sicherlich bereits wahrgenommen hatte, blieb es ganz ruhig – so anders als die Pferde, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte.
     
    Gerade als Hilarius die Leine von der Stange lösen wollte, hörte er ein Räuspern. Es kam von dem Pferd. Verwundert schaute der Pater auf. Nein, es kam vom Rücken des Pferdes. Jemand saß auf dem Tier.
     
    Federlin!
     
    »Wollt Ihr schon weiterreisen, Pater?«, fragte der Gaukler belustigt. »Was für ein Zufall, dass wir beide zur selben Zeit dieselbe Eingebung hatten. Macht die Zügel los und setzt auf. Es wird bald dämmern.«
     
    Hilarius schüttelte den Kopf. Es war keine Geste der Entgegnung. Er wollte nur dieses Trugbild aus seinem Kopf verbannen – dieses Trugbild des Gauklers auf dem Pferderücken. Federlin lag in der Scheune und schlief fest und friedlich. Folglich konnte er nicht hier draußen sein. Hilarius schaute auf.
     
    Der Gaukler saß noch immer auf dem Pferd; Jetzt streckte er die Hand nach unten, als wenn er Hilarius beim Aufsteigen helfen wollte. Der Pater löste die Zügel, gab sie Federlin und saß auf. Sofort preschte das Pferd aus dem Hof.
     
    Die Nacht war so schwarz wie der Bauch des Behemoth. Hilarius sah kaum die Bäume, unter denen sie herritten. Es war ihm, als sei es eine Hexenfahrt hoch durch die Luft zum Sabbat. Seine Angst wuchs wie ein Krebsgeschwür in ihm. Er versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass Federlin ihn ja vielleicht zum Kloster Eberberg zurückbrachte.
     
    Es wollte nicht Tag werden. Tiefe, dunkle Wolken hingen über Wald und Feld und tauchten die Spitzen der Berge in undurchdringlichen Dunst. Das wenige, das er von dieser Gegend sah, wirkte rau und lebensfeindlich. Es war nicht mehr das liebliche Frankenland. Immer seltener bemerkte er Dörfer oder einzelne Gehöfte. Die Wege wurden steiler, gefährlicher; das Pferd flog in die Wolken, verlor sich im Nebel, wieherte vor Angst, doch Federlin hielt es im Zaum. Schließlich erlaubte er dem schweißtriefenden Tier, sich eine Weile auszuruhen. Er band es an einer jungen Birke fest und setzte sich mit Hilarius in das nebelfeuchte Gras.
     
    Die Bäume und Gebüsche verschwammen im Nebel, im weißen Nichts, das die ganze Welt um sie herum aufzulösen schien. Schon nach wenigen Ellen verschwand der steinige Pfad in der weißen, feucht glitzernden Unendlichkeit.
     
    »Ich liebe den Nebel«, sagte Federlin versonnen. »Er macht all das unsicher, was vorher so fest und sicher erschien. Er biegt die Wege zum Kreis – zu einem Kreis, den man erst bemerkt, wenn man wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt ist. Er macht die ganze Welt zu einem Kreis. Nichts in ihm ist wirklich, alles ist Gaukelwerk.«
     
    »Das muss dir ja gefallen«, meinte Hilarius gereizt und schlang die Arme um sich. Es war kalt in diesen nassen Wolken.
     
    »Oh, es müsste Euch gleichermaßen gefallen«, gab Federlin schmunzelnd zurück.
     
    »Warum?«
     
    »Ihr wisst genau, warum. Bei wem sollte denn Schein und Sein weiter auseinanderklaffen als bei Euch? Ihr seid

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