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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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wäre er darüber gestolpert. Er hatte den Gaukler gefunden.
     
    Hilarius kniete neben ihm nieder. Er hielt das Ohr bis fast an den Mund des Gauklers. Ja, Federlin schlief. Wirklich. Wirklich? Hatte Federlin nicht recht? Was war denn schon wirklich? Hilarius holte tief Luft, schlug mehrfach das Kreuzzeichen und dann murmelte er:
     
    »Iterum atque iterum novissime coniuro te daemon, adiuro et contestor in nomine et virtute, atque potnetia Agni Divini immaculati, qui potenter ambulat super aspidem et basiliscum: qui conculcavit aeternaliter leonem et draconem: et potenter atque strictissime exorcizo te …« Dabei berührte er Federlins Körper sanft mit seinem Zingulum.
     
    Plötzlich riss ihn etwas nach vorn. Etwas drückte seinen Bauch zusammen – seinen zweiten Kopf. Er schnappte nach Luft.
     
    Federlin hatte sein Zingulum gepackt und nach unten gerissen. »Ehrwürdiger Hilarius, glaubt Ihr etwa, Ihr könnt mich mit einer Eurer lächerlichen Formeln aus Menghis Flagellum Daemonum exorzisieren?« Dann drückte er den Pater fort und stand auf. »Wer sagt Euch, dass ich ein Dämon bin? Wer sagt Euch, dass ich besessen bin? Wer sagt Euch, dass nicht Ihr selbst besessen seid? Wisst Ihr nicht, dass die Dämonen über solche sinnlosen Worte lachen? Aber ich sehe, dass Ihr ausgeschlafen habt. Also machen wir uns auf den Weg.«
     
    »Sag mir endlich, wohin!«
     
    »Nach Prag, wie Ihr schon vermutet haben werdet. Doch zuvor machen wir noch einen kleinen Abstecher an einen sehr seltsamen Ort, an dem wir Eurem zweiten Kopf das Denken und Fühlen beibringen werden.«
     
        
     

20. Kapitel
     
    Das Rumpeln war das eines Mühlrades, das Millionen und Abermillionen winziger Körper unter sich zermalmte. Ihre Münder waren in unerträglichen Schmerzen verzerrt, aber sie gaben keinen Laut von sich. Das einzige andere Geräusch war das Rauschen eines mächtigen Windes, eines Weltenwindes, der das Blut und die Eingeweide, die den winzigen Körpern herausgemahlen worden waren, in alle Himmelsrichtungen blies.
     
    Maria wurde immer näher an das Mühlrad herangeweht. Und je näher sie ihm kam, desto kleiner wurde sie und desto größer wurde das Mühlrad. Dann hatte es sie gepackt.
     
    Es schüttelte sie durch, und sie hörte den Wind, der in den Baumkronen über ihr rauschte. Maria schlug die Augen auf. Das mahlende Geräusch war verstummt. Es war wohl von dem herannahenden Wagen der Schauspielertruppe ausgegangen. Klaus Beyer stand über ihr Waldlager gebeugt. Seine schielenden Augen hatte er noch stärker verdreht, und mit grotesk lispelnder Stimme rief er: »Ssie lebt! Ssie lebt.« Dann tanzte er um sie herum. Schließlich – als habe ihn der Blitz getroffen – blieb er stehen und sagte zu ihr in seiner normalen Stimme: »Es ist alles gut gelaufen.«
     
    Renata kletterte vom Wagen herunter und hockte sich neben Maria, die erst langsam wach wurde. Wie tief sie geschlafen hatte! »Der Graf hat sein Pülverchen bekommen – aber erst, nachdem ich meinen Spaß mit ihm hatte. Und dein Martin hat danach seinen Schlüsselbund bekommen.«
     
    »Er ist nicht mein Martin!«, protestierte Maria und stand zögerlich auf. Ihre Beine waren schwer wie Blei.
     
    »Wie dem auch sei, er ist ganz glücklich mit dem Schlüssel davongelaufen. Am glücklichsten war er wohl darüber, mich nicht mehr sehen zu müssen.« Sie kicherte.
     
    Franz Teuffel gesellte sich keuchend zu ihnen. »Wir haben getan, worum ihr uns gebeten habt«, sagte er und kratzte sich unsicher am kahlen Kopf knapp oberhalb des grauen Haarkranzes. »Und du solltest zusammen mit dem Gaukler schon lange bei dieser Hütte im Wald sein. Hilarius und der junge Mönch warten sicherlich schon auf euch.«
     
    Maria sah sich fragend um. »Wo ist eigentlich Federlin?«, wollte sie wissen. Niemand konnte ihr eine Antwort geben. Sie lief einige Ellen in den Wald hinein, an dessen Rand sie geschlafen hatte, aber sie entdeckte nirgendwo eine Spur von ihm. Es war, als sei er nie da gewesen. Ihr fröstelte. Sie ging zu den anderen zurück.
     
    Walpurg steckte den Kopf unter der Wagenplane hervor und rief: »Wir müssen weiter! Der Graf wird den Betrug bald bemerken! Kommt doch endlich.«
     
    Klaus und Renata liefen sofort zurück zum Wagen. Franz Teuffel trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich wünsche dir viel Glück«
     
    »Was soll das heißen? Ihr habt doch versprochen, zu dieser Hütte zu fahren!«, fauchte Maria den Leiter der Truppe an.
     
    »Nun komm

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