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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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5 E: keine Reaktion. Wir klingelten bei Johann — 5 B. Auch hier tat sich nichts. Ich drückte auf alle Klingelknöpfe auf dem Brett. Schließlich antwortete eine Frau.
    »Wer ist da?«
    Alex sagte: »Schädlingsbekämpfung.«
    »Schert euch zum Teufel. Die Schädlingsbekämpfung war letzte Woche hier.«
    »Wir haben ein paar Wohnungen ausgelassen.«
    »Ich kenne euch Typen. Klingelt an jeder Wohnung, bis irgendjemand euch reinläßt, und dann raubt ihr uns aus und vergewaltigt uns, um euren irrsinnigen Haß auf eure Mutter auszuleben. Schert euch zum Teufel.«
    Wir gingen in den Coffee Shop auf der anderen Straßenseite, um Marthas Haus zu beobachten. Es würde nicht leicht sein. Die Sonne ging gerade unter und die Straßenlaterne an der Ecke war kaputt. In der Eingangshalle von Marthas und Johanns Haus war eine Neonlampe, aber die Röhre war fast ausgebrannt. Wir setzten uns auf zwei Hocker an der Bar, warteten und guckten. Das ist der langweilige Teil der Detektivarbeit. Er erfordert nichts weiter als Geduld — etwas, wovon ich nicht viel mitgekriegt habe. Stephanopoulos’ Coffee House wimmelte von Feierabend-Baklava-Köpfen. Der Mann am Grill jammerte auf Griechisch über das Gebrutzel von Cheeseburgern hinweg. Alex gab Kaffee in Auftrag, und ich sah angewidert zu, wie er seine Tasse runterkippte und um Nachschlag bat. Ich bestellte eine Cola Light. Ich bat Alex, den Anrufbeantworter bei Do It Right abzuhören; ich wollte meinen Fensterposten nicht verlassen und womöglich etwas verpassen. Alex kam mit zwei Nachrichten zurück. Eine war von Santina, die uns zum Dinner einlud. Die andere war von Skip Giddy, der sich nach meinem Artikel für Shinola erkundigte und fragte, ob ich Lust hätte, mich am Abend mit ihm zu treffen. Alex sagte: »Dein Typ scheint gefragt zu sein.«
    Ich sagte: »Aus dem Abendessen bei Santi wird wohl nichts. Schade, wir könnten die kostenlose Mahlzeit gut gebrauchen.«
    Alex sagte: »Du hast dich also wieder mit Skip getroffen.« Er sprach den Namen mit unüberhörbarer Verachtung aus. Alex und ich hatten uns gerade miteinander angefreundet, als Skip mir das Herz brach. Alex hatte jede Menge Tröstungsarbeit leisten müssen. Sie waren sich nur einmal begegnet, als wir Skip auf seiner Straße in SoHo begegneten. Das war in meiner Skip-Manie-Phase. Ich ging jeden Abend um halb sieben an seinem Haus vorbei, in der Hoffnung, ihn zu erwischen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Das einzige Mal, als ich ihn dann tatsächlich erwischte, war ich mit Alex zusammen. »Na, wie geht’s?« — Unterhaltungen machen aus meinem Innern immer Orangenmarmelade. Die Erinnerung ließ meine Cola Light komisch schmecken.
    Ich sagte: »Er will bloß die Belle-Story.«
    »Klar doch«, sagte Alex. Er schlürfte Kaffee. »Muß ich dich daran erinnern, was er mit dir gemacht hat?«
    »Das war vor einem Jahr. Und er will echt bloß die Story.«
    »Und? Machst du’s?«
    »Hängt davon ab, ob ich muß.«
    »Weißt du, Wanda, du brauchst für ihn überhaupt nichts zu machen«, sagte Alex.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine damit, du brauchst nichts für ihn zu machen.«
    »Könnte es sein, daß ich vielleicht etwas für mich selbst machen möchte?« fragte ich.
    »Ich wußte nicht, daß du es so dringend nötig hast, dich flachlegen zu lassen.«
    »Wen ich wann flachlege, ist nicht deine Sache.«
    »Du hast es zu meiner Sache gemacht, als ich dich letztes Jahr wieder auf die Beine kriegen mußte, nachdem er dich fallengelassen hatte.«
    Ich sagte: »Ich weiß schon, was ich tue.«
    Er sagte: »Das bezweifle ich nicht. Du weißt echt gut, wie man sich wegen so Arschlöchern wie ihm selbst kaputtmacht.«
    Ich wurde langsam sauer. Ich sagte: »Ich bin jetzt anders.«
    Er sagte: »Und er hat sich auch verändert, ganz sicher.«
    »Laß es, Alex.«
    »Ich wette, er will dich jetzt heiraten.«
    »Hör’ auf, Alex.«
    »Wieso glaubst du eigentlich, du wärst anders als die tausend anderen Frauen, die er schon gevögelt hat.«
    Ich knallte Alex eine. Es war ein tolles Gefühl. Er war einen Tick zu weit gegangen. Ich wußte, er würde nicht zurückhauen; ich hatte meine Brille auf. Er sagte: »Ich weiß, daß du anders bist als die tausend anderen Frauen, die er hatte, aber ich bezweifle, daß er das weiß.« Ich knallte ihm noch eine. Er sagte: »Und wenn du mir zehnmal eine knallst, das ändert nichts daran, daß Skip ein widerlicher Aufreißer ist und daß du dich selbst erniedrigst, wenn du dich von ihm

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