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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Überfalls auf Martha offen. Wir riefen Gladman an, und der bestätigte uns, daß sie am Donnerstag abend bis gegen neun zusammen in seinem Büro gearbeitet hatten. Obwohl Alex mir sagte, ich solle mich beruhigen, hatte ich Befürchtungen, daß jemand bei Stephanopoulos mich anzeigen würde. Ich hätte Mama besser in der Handtasche gelassen. Ich bin halt manchmal ganz schön ungeduldig. Aber wenn mich bis jetzt noch keiner bei der Polizei gemeldet hatte, dann würde es wahrscheinlich auch keiner mehr tun.
    Santina lenkte uns ziemlich gut ab. Ich hatte ihr gesagt, daß ich nur unter der Bedingung zu ihr zum Essen käme, daß sie mir versprechen würde, die folgenden Themen nicht zu erwähnen: Jurastudium, Times Square, mein Sexualleben und den Fall. Sie bekreuzigte sich und schwor bei ihrer Geheimmixtur (»ein schimmerndes Gold/Kastanienbraun — macht die Männer schwach«), kein Wort darüber zu verlieren. Sie beugte sich über den Herd und schlug rohe Eier über heiße Pasta, um Fettucini Carbonara zu machen. Alex und ich saßen am Tisch und tunkten Baguettestücke in Vinaigrette. Santinas Zwei-Etagen-Apartment ist so angelegt, daß es ihre zwei Grundbedürfnisse ideal befriedigt — die Küche und das Eßzimmer auf der unteren Etage, das Schlafzimmer auf der oberen. Jede gerade Fläche ihrer Wohnung ist mit Bildern, Nippes, Souvenirs und sonstigem Krimskrams vollgestellt und — gehangen. Santina leidet an Sammelwut, und sie versteckt nichts.
    Santina rührte wild die Eier unter und sagte: »Heh! Finger weg! Das ist für nachher für den Salat.« Sie drohte uns mit einem Holzlöffel. »Und du, Alex, leg’ gefälligst die Serviette auf deinen Schoß! Was glaubst du, was das hier ist? Eine Scheune?« Alex tat wie befohlen, aber nicht ohne ein Gesicht zu ziehen.
    Ich sagte: »Beruhig’ dich, Santi. Du machst dem armen Kerl ja angst.« Ich lächelte Alex an.
    Santi sagte: »Angst — so’n Quatsch! Alex und ich haben schon zusammen Toiletten geschrubbt. Nicht wahr, Liebling? Und leg’ endlich die Serviette auf den Schoß, Miss Ich-hab’-bessere-Manieren-als-du. Also, dann erzähl’ ich jetzt weiter.
    Ich hab’ also zu ihm gesagt: >Okay, Shlomo<, hab’ ich zu ihm gesagt. >Dann tu, was du nicht lassen kannst. Ersauf doch von mir aus.<
    Ich sagte: »Hört sich lustig an, Santi.«
    »Lustig? Vielleicht für dich, Miss Abenteuerland. Ich kann daran überhaupt nichts Lustiges finden, wenn Shlomo den Mercedes nimmt und mich allein in Brooklyn läßt, um mit dieser Kuh vom Learning Annex vor Rhode Island rumzusegeln.«
    Alex sagte: »Die Melone mit Schinken ist super.«
    »Die Melone ist nicht reif. Ich hab’ jede einzelne bei dem Koreaner unten neben’s Ohr gehalten und geschüttelt. Und glaubt mir, dem hab’ ich vielleicht ein paar Takte erzählt. Aber es half nichts, ich muß euch jetzt unreife Melonen servieren.«
    »Wem gehört die Yacht überhaupt?« fragte ich.
    Santi sagte: »Der gefärbten Blondine, die den Segelkurs leitet. Metallic-Lidschatten und Kirmes-Lipgloss. Läßt sich die Haare bei Georgette Klinger machen. Verschon’ mich. Die armselige Kreatur hat einen Geschmack wie eine Kuh.« Santi stach mit der Gabel in den Topf und probierte die Pasta. »Ich glaub’, sie ist gut. Kommt her mit euren Tellern.« Sie winkte uns mit dem Löffel zu sich herüber. Sie fuhr fort: »Und da sagt er zu mir: >Santina<, sagt er, >ich bin doch nur für zwei Tage weg.< Und da hab’ ich zu ihm gesagt: >Das reicht für mich, um einen Nervenzusammenbruch zu kriegen.<«
    »Wie viele andere Segelschüler sind noch mit dabei?« fragte Alex. Ich steckte die Hand in den Topf und fischte mir ein Stück Speck raus. Santina haute mir mit dem Holzlöffel auf die Hand.
    Sie sagte: »Kannst du nicht warten?« Sie stach mit der Gabel in die Pasta und schaufelte Alex einen Riesenberg auf den Teller. Ich kriegte eher einen Ameisenhaufen. Sie schüttelte den Kopf und blies die Backen auf, als ich mehr verlangte. Sie sagte zu Alex: »Ich weiß nicht, wieviel sonst noch mit sind. Aber ich sag’ dir eins, sollte ich je rauskriegen, daß Shlomo der einzige war, der mitgefahren ist, dann kann er seinen Koffer packen und wieder auf seine heißgeliebte Upper East Side ziehen. Soll diese Dumpftusse doch mit ihm pennen, soviel sie will! Meint ihr vielleicht, das macht mir irgendwas aus? Meint ihr vielleicht, das wär’ mir nicht aber auch so was von scheißegal?« Und ob es ihr was ausmachte. Um das zu sehen, brauchten Alex und ich keine

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