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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Fahrer in dem Winnebago auf der Nebenspur zog begeistert seinen Hut. Skip hatte seine Sache gut gemacht — wir waren noch am Leben. Ich sagte: »Klar mach’ ich die Story. Aber du mußt halt noch ein bißchen warten.«
    Er sagte: »Ich kann warten.«
    »Gut. Und jetzt fahr mich zu Do It Right.«
    Skip hielt vor meinem Büro auf der 42. Straße an. Vor dem Schaufenster des Imbißladens im Erdgeschoß meines Hauses stand eine Gestalt mit Sonnenbrille, Schlapphut und Trenchcoat, die mir vage bekannt vorkam. Ich gab Skip zum Abschied einen Kuß. Als ich mich wieder umdrehte, war der Mann verschwunden. Ich ging zu Fuß zum vierten Stock rauf.
    Alex saß hinter meinem Schreibtisch. Er sagte: »Wo zum Teufel bist du gewesen? Ich warte seit Stunden hier auf dich. Und wem zum Teufel gehört dieser rote BMW?« Das Büro war makellos sauber und aufgeräumt; er mußte sich echt Sorgen gemacht haben.
    »Woher weißt du, daß ich in einem roten BMW war?« fragte ich.
    »Santina hat dich heute morgen darin wegfahren sehen«, erwiderte er.
    »Ich möchte dir was zeigen.«
    »Ja, ja, ich möchte dir auch was zeigen, aber zuerst sagst du mir, wo du die ganze Zeit gewesen bist und wieso du mich nicht wenigstens angerufen und mir Bescheid gesagt hast, daß du nicht kommst.« Er verschränkte die Arme über seiner schmalen Brust, und eine Haarsträhne fiel ihm in die Augen. Er harkte sie mit den Fingern zurück. Er sagte: »Ich warte.« Ich zog Belles Handtasche aus meiner heraus und warf sie auf meinen Schreibtisch. Ihr Gewicht ließ dessen lockeres Bein ein wenig wackeln. »Beweisstück A: Belles verschwundene Handtasche, die ich heute morgen trickreich aus dem Haus ihrer Eltern in Greenwich habe mitgehen lassen.«
    Alex sagte: »Toll. Echt. Ich wollte damit ja auch nicht sagen, daß du nichts getan hast. Ich bin schon davon ausgegangen, daß du gearbeitet hast. Trotzdem...« Alex nahm Belles Handtasche und roch daran. »Echt Leder.«
    »Entschuldige, daß ich nicht angerufen habe. Ich war abgelenkt.«
    »Dann warst du also doch wieder mit Skip zusammen.«
    »Laß uns nicht wieder damit anfangen.«
    »Er ist so ein unglaubliches Arschloch«, sagte Alex.
    »Hör’ jetzt auf.« Ich setzte mich auf das Telefonbuch auf meinem Schreibtischstuhl. In Belles Handtasche war nicht viel; lediglich ein fast neuer Lippenstift, sirenenrot, und zwei Briefe. Wir nahmen jeder einen davon.
    Der von Alex war auf weißem Schreibmaschinenpapier geschrieben. Er lautete:

    Ode an Belles Brustwarzen

Sie scheinen zu starren, die Brustwarzen meiner Liebsten
Sie starren auf mein heißes Glied — lockend, neckend,
Prüfend. Rosinen, in ihre Bluse geschlüpft
Verdorrt von ihrer eigenen Hitze
Und doch aufgeblasen und drall
Betteln sie um den kühlen Atem meiner Lippen.

    Alex sagte: »Ich schäme mich, es zuzugeben, aber ein paar dieser Gedichte machen mich heiß.«
    Ich sagte: »Hör’ dir mal das hier an. Es ist ein Brief von Herb an Belle. Geschrieben am Freitag, dem fünften Oktober. >Liebe Belle — Dein Vorschlag ist verlockend. Ich brauche zwei Wochen Bedenkzeit. Der Midnight bedeutet mir mehr als Du glaubst. Ich bin sicher, wir kriegen das geregelt. Ich habe schon härtere Jobs gehabt, als den, Dich zu lieben. Bis Montag. Herb.<«
    Alex sagte: »Ich wußte gar nicht, daß sie eine Affäre hatten.«
    »Genau das gleiche hat Skip auf der Beerdigung auch gesagt. Aber laß uns keine voreiligen Schlüsse ziehen. Herb hat gesagt, er hätte das Gedicht nicht geschrieben.«
    »Aber würdest du nicht auch lügen, um dich selbst zu schützen?«
    »Ich denke, wir setzen Herb wieder auf die Verdächtigenliste.« Ich nahm den Hörer ab, um ihn anzurufen.
    »Nein, ruf’ ihn nicht an. Laß uns ohne Vorwarnung bei ihm aufkreuzen«, sagte Alex. Ich legte den Hörer wieder auf.
    »Erzähl’ mal, wie waren denn Belles Eltern so?« fragte Alex.
    »Wie ein Schneesturm am Mardi Gras.«
    »Kein Spaß?«
    »Ein bißchen frostig.« Ich mußte an Belles Highschoolfoto denken. Sie hatte mir nie von diesem Abschnitt in ihrem Leben erzählt. Ich fragte mich, was sie sonst noch für Geheimnisse gehabt hatte. Ich vermißte sie.

    Alex und ich waren an dem Abend bei Santina zum Essen eingeladen. Wir hatten den Nachmittag mit unproduktivem Herumspekulieren verbracht und versucht, Zusammenhänge zwischen platzenden Spermaballons, Mord und schlechten Gedichten zu finden, aber beim besten Willen keine entdeckt. Und dann waren da immer noch ein paar Fragen hinsichtlich des angeblichen

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