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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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starrte die Kellnerin an und rieb sich dabei unbewußt den Bauch.
    »Hast du schon mal als Model gejobbt?« fragte Alex.
    Sie wand sich dekorativ auf ihrem Hocker und schnurrte. »Nein, aber interessieren würde mich das.«
    Er sagte: »Ich hab’ früher Fotos für Modezeitschriften gemacht. Du könntest ohne Probleme Jobs kriegen. Deine Wangenknochen sind sensationell.«
    Ich traute meinen Ohren nicht.
    Sie sagte: »Echt?«
    »Wie heißt du?« flirtete Alex weiter.
    »Candie.«
    Alex lächelte und zeigte seine Zähne. Das machte er sonst nie, nicht einmal beim Flirten. »Candie«, sagte er, »um die Wahrheit zu sagen, der Mann ist gar kein alter Freund der Familie.« Er legte die Hand auf die Rückenlehne ihres Stuhls. Sein Handgelenk berührte ihre nackte Schulter. Sie schmiegte sich daran wie eine Katze und starrte mit großen Augen zu ihm rauf. Ich nahm mir vor, in nächster Zeit Diät zu machen.
    Sie sagte: »Wer ist er dann?«
    Alex sagte: »Er ist mein Vater. Ich hab’ ihn zehn Jahre nicht mehr gesehen. Wir... wir hatten Krach. Ich bin nicht mal hundertprozentig sicher, daß er das überhaupt war. Hat er irgendeinen Namen fallenlassen oder sonst was gesagt, an das du dich erinnern kannst?«
    Sie zuckte mit ihren langen Wimpern und sagte: »Das ist echt hart. Bestimmt vermißt du ihn.«
    Er sagte: »Ich vermiß ihn sehr.« Alex senkte den Blick und guckte auf seine Füße. Candie stand tatsächlich auf und nahm ihn in den Arm. Ich kam nicht umhin zu bemerken, daß ihre Brüste unter dem Druck kein bißchen nachgaben. Alex legte die Arme um sie. Meine weibliche Allwissenheit sagte mir, daß er wirklich flirtete. Und so was redet von Vertrauen! Ich erwog sogar ernsthaft einen Moment, es seiner Freundin zu petzen. Er fuhr fort: »Jeder noch so kleine Gesprächsfetzen könnte mir weiterhelfen.«
    Sie sagte: »Laß mich mal kurz überlegen. Hier, setz’ dich solange auf meinen Stuhl.« Er setzte sich, und sie legte die Hand auf seine Schulter. Was für ein reizendes Paar!
    Ich setzte mich auf einen der Stühle und betrachtete die ekelhafte Szene. Ich zupfte eine Zigarette aus der Packung in meiner Handtasche, zündete sie an und tätschelte Mama.
    Candie hauchte: »Warte. Sie haben wohl was gesagt. Jetzt erinner’ ich mich wieder.« Alex blickte mit Kuhaugen zu ihr auf. Ich beugte mich nach vorn. Candie wandte sich zu mir um und guckte mich giftig an. Ich winkte ihr zu. Sie drehte sich wieder Alex zu und fragte: »Wer ist die denn?«
    Er sagte leise, aber so laut, daß ich es auch mitkriegte: »Meine Schwester. Weißt du, ich habe mein Erbteil für meine Kunst verschwendet. Ich bin Maler. Und meine Schwester gibt mir keinen Cent vom Familienvermögen, wenn wir nicht meinen Vater finden und seine Zustimmung kriegen.« Ich konnte sehen, wie Candie vor Mitleid fast zerfloß.
    Sie kaute auf einem Sektquirl und flüsterte zurück: »Dafür hasse ich sie.«
    Ihre Blicke verhakten sich. Ich kenne diesen Augenausdruck; er führt gewöhnlich auf geradem Weg in die Horizontale. Was Alex da veranstaltete, war kein Zweckflirt mehr, sondern schamlose Baggerei. Ich hatte genug gesehen.
    Ich stand auf und sagte: »Du siehst doch, dieser Teenie wird dir nicht weiterhelfen. Laß uns gehen.« Ich packte Alex beim Handgelenk. »Ich sagte, wir gehen.«
    Alex rührte sich nicht. Mit mehr Heftigkeit in der Stimme als notwendig sagte ich: »Wer ist hier der Boß, Alex?«
    Candie sagte: »Reg’ dich schon ab, Lady.« Sie wandte sich zu Alex und sagte: »Sie wurden zwar jedesmal ganz leise, wenn ich an ihren Tisch kam, aber ich kann mich erinnern, daß sie was von einem Treffen geredet haben, das heute abend stattfinden soll. Der Jüngere sagte, er hoffe, daß alle kommen, besonders irgendein Banker oder so was.« Sie planten also ein geheimes Treffen mit einem anderen Banker. Bestimmt, um irgendwelche krummen Manipulationen mit Belles Hinterlassenschaft zu besprechen. Ich konnte einfach nicht glauben, daß Herb sich für so eine linke Sache hergab. Ausgerechnet Herb. Was wieder einmal bewies, daß man wirklich niemandem trauen darf. Bevor wir gingen, schrieb Candie Alex ihre Telefonnummer auf eine Serviette. Ging ganz schön ran, die Kleine. Sie flötete irgendwas von wegen, sie müßten sich unbedingt bald treffen, und Alex versprach ihr, sie anzurufen.
    Als wir draußen waren, warf er mir einen scheelen Blick zu. Ich sagte: »Vielleicht möchtest du sie ja küssen.«
    Er sagte: »Jetzt halt’ bloß die Luft an, Mallory. Du hättest

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