Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
Bargeld — ziemlich viel sogar — an dem Quick-Stop-Bargeldautomaten im Innern. Er kaufte eine Tüte Pepperidge Farm Goldfischli mit Parmesangeschmack. Wieder draußen, steckte er das Geld in die Tüte mit den Fischen. Langsam begann die Sache interessant zu werden.
    Herbs nächster Halt war ein schickes Downtown-Restaurant namens Knickerbockers. Die Vorderfront besteht aus einem einzigen großen Fenster, sehr zu Alex und meiner Erleichterung. Aber die Dunkelheit im Innern des Restaurants, die noch verstärkt wurde durch das helle Licht draußen, machte es schwer, etwas zu erkennen. Wir spähten durch das Fenster. Herb saß mit dem Rücken zu uns. Er saß in einer mit roten Polsterstühlen möblierten Nische und bestellte sich einen Drink. Nach ein paar Minuten setzte sich ein Mann zu ihm an den Tisch. Ich erkannte ihn von der Beerdigung wieder; es war Max Rudberg, CEO und Präsident der Foxboro Corporation. Die Foxboro Corporation hielt sowohl das Aktienkapital des Magazins als auch Belles Privatportefeuille. Ich konnte mich nicht erinnern, Rudberg bei der Beerdigung mit Herb sprechen gesehen zu haben. Das einzige, was die beiden meines Wissens miteinander gemein hatten, war, daß Belle es nie geschafft hatte, sie zu verführen.
    Sie lachten und unterhielten sich, während sie einen späten Lunch aßen. Als Herb Rudberg den Brombeerbrandy und die Tüte Goldfischli überreichte, war ich sicher, daß da irgendeine faule Sache ablief. Vielleicht glaubte Rudberg, sich bei der Liquidation von Belles Aktien einen hübschen kleinen Nebenverdienst einstreichen zu können, gewissermaßen als Lohn für seine Bemühungen — etwa eine Scheibe von Beatrice Publishing. Das gesamte Kapital war unter Herbs Obhut. Vielleicht hatten sie von dem Testament gewußt und geplant, Belle umzubringen, um ihre Anteile so zu arrangieren, daß sie sich damit sanieren konnten. Aber was hatte es mit dem Geld in der Goldfischlitüte auf sich? Es waren mindestens ein paar hundert. Das mochte für einen Mann wie Rudberg vielleicht nicht viel sein, aber für Herb war es eine Menge Holz. Ein Schmiergeld? Eine Abzahlungsrate für irgendwas? Hatte Rudberg Herb vielleicht bei irgendwelchen Manipulationen mit dem Kapital erwischt und erpreßte ihn jetzt? Es gab viele Möglichkeiten, und sie alle liefen auf nichts Gutes hinaus.
    Sie aßen zu Ende und trennten sich mit einem männlichen Händedruck. Als sie weg waren, beschlossen Alex und ich, die Kellnerin zu fragen, ob sie irgendwas von ihrem Gespräch mitgekriegt hatte. Wir fanden sie hinter der Theke. Ich hatte sie von draußen nicht weiter beachtet, weil ich mich ganz auf die Beobachtung von Herb und Rudberg konzentriert hatte. Als ich sie jetzt aus der Nähe sah, gefiel mir das, was ich sah, nicht.
    Man konnte sich beinahe plastisch vorstellen, wie die gesunden roten Blutkörperchen durch ihre jungfräulichen Arterien schwammen. Sie war geradezu unverschämt süß und niedlich und saftig. So richtig zum Anbeißen. Aber wer ist das nicht mit siebzehn? Sie blinzelte mit ihren unschuldigen blauen Augen und warf lässig ihre prächtige blonde Mähne über die wohlgestalteten Schultern. Alex reckte sich zu seinen vollen einsneunzig hoch, beugte sich über die Theke und grinste sie mit irrem Blick an.
    »Wieviel Personen?« fragte sie.
    Ich sagte: »Wir wollen nicht essen. Wir wollen eine Auskunft.«
    Sie sah mich verblüfft an. Alex übernahm die Regie. Er sagte: »Sie müssen entschuldigen. Wir kommen wegen der zwei Herren, die eben da drüben gesessen haben.« Er zeigte auf die leere Nische.
    Sie fuhr sich mit ihrem manikürten Fingernagel über die prallen Lippen. Sie sagte: »Da kommen Sie leider zu spät. Sie sind gerade gegangen.«
    Alex sagte: »Ich weiß. Wir haben sie rausgehen sehen. Ich glaube, in einem von ihnen einen alten Freund unserer Familie erkannt zu haben. Sie haben nicht zufällig gehört, worüber sie sich unterhalten haben?«
    Sie kicherte und ließ ihre makellosen Zähne aufblitzen. »Was ist hier eigentlich los? Sind Sie ein Bulle oder so was?« Mir schoß sofort der Gedanke durch den Kopf, daß sie nie auf die Idee gekommen wäre, uns dies zu fragen, wenn sie nicht irgendwas Verdächtiges mitgehört hätte. Sie fuhr fort, Alex anzulächeln. Das gefiel mir nicht.
    Ich sagte: »Sehen wir so aus wie Bullen?«
    Sie erwiderte: »Eigentlich nicht, aber man weiß ja heutzutage nie. Ein Citygirl muß heutzutage vorsichtig sein.« Belle hatte dies auf die harte Art lernen müssen. Alex

Weitere Kostenlose Bücher