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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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weißt, daß ich nicht gerade dein größter Fan bin. Und ich weiß, daß du nicht gerade mein größter Fan bist. Und wenn ich nicht total verzweifelt wäre, hätte ich Herb bestimmt nicht gebeten, dich anzurufen.« Sie hielt inne. »Irgendein abscheulicher Mensch hat mir heute ein Paket geschickt. In dem Paket war ein Ballon.«
    »Auf dem Ballon stand mit Filzstift >Pieks mich< geschrieben. Du hast den Ballon zum Platzen gebracht, und herausgespritzt kam eine Mischung aus Wasser und Sperma.«
    Sie hörte auf, ihren Sweater durchzurubbeln, und sagte: »Woher zum Teufel weißt du das? Ich hab’ Herb extra gesagt, er soll keine Einzelheiten verraten.«
    »Warum hast du ihn zum Platzen gebracht?«
    »Was glaubst du wohl? Weil es darauf stand.«
    »Belle hat an dem Tag, als sie umgebracht wurde, genau so einen Ballon gekriegt. Wußtest du das nicht?«
    »Nein, das wußte ich nicht. Könnte das bedeuten...«
    »Es könnte. Es könnte auch nicht. War ein Zettel in dem Ballon?«
    »Ja«
    »Was stand darauf?«
    »>Ich bin gekommen, um dir zum Geburtstag zu gratulieren.<. Und das Eigenartige dabei ist, ich habe heute gar nicht Geburtstag. Was stand denn auf dem Ballon von Belle? Das gleiche?«
    »Wer hat das Paket für dich bei Yolanda abgeholt?«
    »Ich selbst.«
    »Nicht deine Assistentin?«
    »Ich habe keine Assistentin. Sie hat aufgehört.« Ich zog an meiner Zigarette und wartete, daß sie weitererzählte. Sie fing wieder an, ihren Sweater auszuwaschen, und sagte: »Ich hab’ alle eine Stufe höher geschubst, als ich den Laden übernommen habe. Bis auf meine Assistentin. Sie wollte etwas machen, wobei sie mehr Kreativität entwickeln kann, aber jetzt, seit ich Herausgeberin bin, habe ich viel mehr Korrespondenz und Termine. Und sie war in diesen Dingen, Organisation, Terminplanung und dieser ganze Kram, unheimlich gut.«
    »Daß du immer die besten Leute verjagen mußt«, sagte ich.
    Sie wurde rot im Gesicht. »Ich will jetzt keine alten Geschichten aufwärmen, Wanda. Du hast nichts mehr mit dieser Zeitschrift zu tun, und die Dinge, die hier vorgehen, gehen dich nichts an.« Ihr Busen wogte.
    »Nun, dann geh’ ich wohl jetzt besser.« Ich ließ mich von dem Waschbecken runtergleiten. Cheryl hielt mich am Arm fest.
    »Du kannst jetzt nicht einfach hier rausgehen und zulassen, daß ein wahnsinniger Killer mich jagt wie ein hilfloses Kaninchen im Wald, so wie Belle. Bitte, Wanda — und ich muß dir wohl nicht sagen, wie schwer es mir fällt, das zuzugeben — ich brauche deinen Schutz. Ich muß diese Sache klein halten — mein Ruf steht auf dem Spiel. Und du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der mir helfen kann.«
    »Wenn du ein hilfloses Häschen bist, dann bin ich Betty Boop«, sagte ich.
    »Du wirst es doch nicht wagen, mich dazu zu bringen, daß ich dich anbettle.«
    Ich wollte, daß sie vor mir kroch. Ich zuckte mit den Wimpern. »Ich weiß nicht. Ich kann nicht gerade behaupten, daß du in all den Jahren besonders nett zu mir gewesen wärst.«
    Sie sagte nüchtern: »Ich kann dir helfen, Belles Mörder zu finden.« Ich schob mich auf das Waschbecken zurück und hörte zu. Sie sagte: »Belle bekam an dem Tag, an dem sie getötet wurde, einen Ballon geschickt, richtig? Wenn die Person, die ihn geschickt hat, der Mörder ist, dann bedeutet das, daß ich die nächste bin.«
    »Möglich.«
    »Ich kann einfach nicht glauben, daß ich ausgerechnet mit dir um mein Leben feilsche.« Sie zog den Stöpsel raus und wrang ihren Sweater aus. Sie untersuchte ihn nach Flecken. Sie fand einen, drehte das heiße Wasser wieder auf und tauchte den Sweater erneut ein.
    Ich sagte: »Der Ballon könnte ein völlig harmloser Scherz sein. Herb erzählte mir, die Leser würden euch alle möglichen Sexgags schicken. Wie zum Beispiel diese Gurkenskulptur auf seinem Schreibtisch.«
    »Sicher. Lederklamotten zum Beispiel, oder faustförmige Vibratoren und so’n Zeug. Aber niemals Körpersäfte, die mit ansteckenden Krankheiten infiziert sein könnten. Bitte, Wanda. Ich flehe dich an. Bleib’ die nächsten vierundzwanzig Stunden bei mir. Wenn du mich beschattest, erwischst du dabei vielleicht den Killer.«
    »Ehrlich gesagt, Cheryl, ich glaub’, ich könnte es nicht einen ganzen Tag mit dir aushalten. Und schon gar nicht heute.«
    »Können wir unsere persönlichen Differenzen nicht ausnahmsweise einmal hintanstellen? Es geht schließlich um mein Leben, und für dich geht es immerhin um 500 000 Dollar.«
    »Und wenn ich Pech habe,
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