Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
würdest du wohl gerne wissen.«
    Dick brüllte: »Diese Frau redet nur Mist.«
    Ich sagte: »Dann wollt ihr also nicht die Story meiner sagenhaften Weisheit und meines phantastischen Scharfsinns hören?«
    Dick zwirbelte seinen Schnäuzer, nur mit Mühe seine Wut im Zaum haltend. »Da haben wir’s schon wieder. Keine Achtung vor dem Arm des Gesetzes. Und du weißt, wie sehr mich das auf die Palme bringt. Ich gebe dir jetzt die Chance, deiner Pflicht als Staatsbürgerin nachzukommen und uns über alles zu unterrichten, was du weißt. Sonst könnte es sein, daß du und dein Partner diese Ermittlung von einem Krankenbett aus zu Ende bringen müßt.«
    Ich sagte: »Aber ich rede doch nur Mist, schon vergessen?« Dick kam auf mich zu. Eine Sekunde lang befürchtete ich, zu weit gegangen zu sein. Aber im letzten Moment beherrschte er sich und machte auf dem Absatz kehrt. »Komm, wir gehen«, sagte er zu Bucky. Sie gingen hinaus. Ich brüllte ihnen durch die offene Tür nach: »Ich werde morgen bei dieser Pressekonferenz dabeisein. Wir werden ja sehen, wer in die Zeitung kommt.«
    Sie kamen zurückgestürmt. Alex sprang neben mich und hob abwehrend den Arm. Dick hielt drohend den Finger vor meine Nase und brüllte: »Der Fall ist abgeschlossen. Hast du gehört?« Ich nickte, und sie gingen.
    Das Telefon klingelte. Es war der obszöne Anrufer. Er sagte: »Heute krieg’ ich dich.«
    Das hatte mir noch gefehlt zu meinem Glück. Ich warf mich über meinen Schreibtisch. Alex legte die Hand auf meine Schulter. Für eine Mikrosekunde überlegte ich, wie schlimm es wohl auf der Uni sein mochte. Alex holte mich zurück.
    »Irgendwas wird sich schon ergeben, Wanda«, sagte er. »Irgendwas muß sich ergeben.« Ich schaute ihn an. Im Licht der Nachmittagssonne, das durch das Fenster hereinfiel, wirkte sein Gesicht wie Bronze. Ich glaube nicht, daß er jemals besser ausgesehen hatte. Neben seinem Talent, immer das Offensichtliche zu bemerken, hat er auch noch das Talent, immer das Richtige zu sagen.
    Ich sagte: »Hab’ ich dir in der letzten Zeit eigentlich mal gesagt, daß du schwer in Ordnung bist?«
    »Nein«, sagte er mit einem charmanten Lächeln.
    Ich sagte: »Dann erinner’ mich bei der nächsten Gelegenheit dran.«

    Ein paar Stunden später versuchten wir, BG & B anzurufen. Martha war noch nicht zurückgekommen, und Gladman klang besorgt. Ich legte auf und sagte Alex, ich würde Martha suchen gehen. Alex wollte mitkommen, aber ich sagte ihm, er solle lieber zur Polizeiwache gehen und Johann interviewen. Ich dachte mir, daß Johann bereit sein würde zu reden, wenn ihn die Bullen erst mal eine Weile in der Mangel gehabt hatten.
    Meine erste Station war Marthas Wohnung. Aber auf mein Klingeln hin tat sich nichts, weder bei ihr noch bei Johann. Ich schaute bei Stephanopoulos rein, ob Cosmos vielleicht da war, aber er war nicht da. Martha war auf der Flucht — fragte sich nur, wovor. Die Sonne war bereits untergegangen, und die Abendluft war kühler als an all den Tagen zuvor. Ich steuerte eine Bar in der Nähe von Johanns und Marthas Wohnung an. Das einzige Mittel, wie ich jetzt meine verdammten Kopfschmerzen loswerden konnte, war, was zu trinken.
    Ich fand einen freien Hocker, und der Barkeeper fragte mich, was ich haben wollte. »Das Fell des Hundes, der mich gebissen hat.« Er zog eine Augenbraue hoch. Ich sagte: »Ein Margarita mit Eis wär’ nicht schlecht.« So viel zu meiner Im-Dienst-nur-Wodka-Regel. Ich kippte den Drink runter und machte die Biege.
    Der Alk half. Es war draußen eiskalt geworden. In der Agentur hatte ich einen Pullover in meiner Schreibtischschublade. Ich winkte mir ein Taxi und fuhr zurück zu Do It Right, um nachzusehen, ob Martha vielleicht eine Nachricht für mich hinterlassen hatte.
    Ich stieg am Broadway aus. Auf dem Weg zur Agentur begutachtete ich mich in einem Schaufenster. Meine Haare waren eine Nummer zu wüst. Im Gehen flocht ich mir einen Zopf. Die Straße war voll, wie üblich um halb zehn abends an einem normalen Wochentag. Ein Kribbeln lief mir den Rücken hoch wie ein Affe an einem Kletterseil. Ärger lag in der Luft. Ich fuhr herum. Ich erkannte niemanden, als ich die Straße rauf und runter blickte. Ich setzte meine Brille auf und guckte noch mal. Nichts.
    Ich nahm wie immer die Abkürzung über die Baustelle an der 43. Straße. Sobald ich von der Straße runter war, wurde die Nacht still. Ich fühlte mich sicherer so. In meiner Hast stolperte ich über einen Holzbalken. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher