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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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von Billigschmuck um den Hals, oder sie trug überhaupt kein Make-up und hatte eine zerrissene Levis-Jeansjacke an. Sie war Kettenraucherin und roch auch so. Ihr Lieblingswort war Scheiße.
    Die Erklärung für das alles war einfach. Paula hatte ihren Liebsten verloren, und jetzt war sie wütend auf die Welt. Sie war aber nicht sofort nach Joes Tod auf den absteigenden Ast geraten. Der schlechte Trip begann erst, als die Behörden ein paar Monate später, gegen Ende des Sommers, seine Leiche unter einem Haufen vertrockneter Erde fanden. Als man Joes Sarg unter die Erde brachte, war sie ohnmächtig geworden, und als sie wieder erwachte, fluchte sie statt zu weinen.
    Tracie war überzeugt davon, daß Paula die Schule geschmissen und sich nach Los Angeles davongemacht hätte, wenn es da nicht noch ihren jüngeren Bruder gegeben hätte.
    Paula behandelte Rick nicht wie ein Kleinkind. Sie war härter zu ihm als irgendjemand sonst.
    Wenn sie bei McDonald’s aßen und er Ketchup für seine Fritten brauchte, ließ sie ihn ihn sich selber holen, selbst wenn die Gewürze oben auf einem hohen Regal standen. Paula half ihm morgens auch selten aus dem Auto, wenn ihre Mutter, die eine Säuferin war, sich ausnahmsweise mal wieder dazu aufraffte, sie in die Schule zu fahren.
    Das alles tat sie nur, um Rick selbständiger zu machen, und nur Tracie merkte, wie sehr es Paula weh tat, ihm nicht zu helfen.
    Nicht einmal Rick selbst bekam das mit, obwohl er seine Schwester glühend verehrte. Sie war die einzige, die immer für ihn da war, wenn er wirklich jemanden brauchte. Ihr Vater war noch übler drauf als ihre Mutter; normalerweise war er zum Spielen weg oder baute südlich der Grenze irgendwelchen anderen Mist. Tracie hätte es nicht überrascht, wenn keiner der Eltern zur Reifeprüfungsfeier kommen würde, um dabeizusein, wenn Rick seinen Preis bekam, und um zuzuhören, wie er seine Rede hielt.
    »Mach die Kippe aus«, sagte Tracie, die neben Paula und hinter Ricks Rollstuhl saß.
    »Wenn ich fertig bin«, erwiderte Paula und nahm einen Zug.
    Tracie langte hinüber, schnappte ihr sie aus den Fingern und drückte sie mit ihrem Tennisschuh aus. »Du kriegst Mundgeruch davon«, erklärte sie.
    »Komm, komm!« mahnte Rick.
    Paula war nicht eingeschnappt. Sie rauchte, um anzugeben, und nicht, weil es ihr schmeckte. Sie zog ein Kaugummi aus der Tasche und steckte es sich in den Mund.
    Sie mochte Kaugummi. »Wo wart ihr denn?« grummelte sie.
    »Wir haben auf Carl gewartet«, antwortete Tracie. »Er will nicht bei uns in der Gruppe mitmachen.«
    »Schade«, sagte Paula.
    »Jetzt bist du aber enttäuscht«, stellte Tracie ironisch fest.
    Paula schaute zu ihr herüber.
    »Tut mir wirklich leid.«
    »Ja, ja, klar.«
    »Es tut mir echt leid. Schau mal, ich bin doch diejenige, die dir gesagt hat, du sollst ihn anrufen.« Sie machte eine Pause. »Warum will er denn nicht bei uns in der Gruppe mitmachen? Sind wir ihm nicht gut genug, oder was?«
    »Cessy hat ihn schon gebeten, bei ihr in der Gruppe mitzumachen«, erklärte Tracie.
    »Ich dachte, Tom hätte ihn gebeten«, warf Rick ein.
    »Wer ist Tom?« wollte Paula wissen.
    »Cessy und Davey sind auch in seiner Gruppe«, erklärte Tracie Rick, bevor sie sich erneut Paula zuwandte. »Tom Barrett, der Freund von Carl.«
    »Ach, der.« Paula verzog das Gesicht. »Der Typ ist mir nicht ganz geheuer.«
    »Warum denn?« hakte Tracie nach.
    »Keine Ahnung, irgend etwas ist einfach mit ihm«, sagte Paula besorgt. »Also bringst du dich jetzt um, oder geht es dir am Arsch vorbei?«
    »Vielleicht solltest du ihr eine dritte Möglichkeit offenlassen«, schlug Rick vor.
    »Ich bin enttäuscht«, gab Tracie zu.
    Paula drehte den Kopf nach rechts und ließ den Blick über die Menge wandern. »Sitzen die vier zusammen?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Tracie. »Ich will’s auch gar nicht wissen.«
    »Tom Barrett«, murmelte Paula verblüfft zu sich selbst. »Bist du sicher, daß er mit Nachnamen so heißt?«
    »Er heißt Barrett, ja«, sagte Rick überzeugt.
    »Was hast du denn?« fragte Tracie Paula.
    »Gar nichts.«
    Die Vollversammlung begann.
    Es waren dreihundert Leute da – die gesamte Oberstufe der Jacob-High-School. Als Davey ans Mikrophon ging, trat eine erwartungsvolle Stille ein. Seit über einem Monat war von der Schnitzeljagd die Rede. Nichts gab es, was eine Sache interessanter machte, als der totale Mangel an Informationen. Das einzige, was sie alle wußten, war, daß der Hauptgewinn der Jagd

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