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Der schwarze Engel: Horror-Thriller

Der schwarze Engel: Horror-Thriller

Titel: Der schwarze Engel: Horror-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war die Ruhe. Kaum ein Mensch ließ sich auf der Straße blicken. Weiter vorn, wo ein Seitenweg mündete, spielten Kinder.
    Aber Erwachsene bekamen wir nicht zu Gesicht.
    Seltsam.
    Ich blieb stehen, und auch Dennis verhielt seinen Schritt. Er bewegte die Schultern. »Ich kann mir nicht helfen, James«, sagte er, »aber ich habe das Gefühl, daß wir hier laufend beobachtet werden. Ich spüre die Blicke förmlich auf meinem Rücken brennen.«
    Hastig wandte ich mich um.
    Und sah den Mann.
    Er beobachtete uns tatsächlich. Er stand neben einer Stallecke und hielt mit beiden Fäusten den Stiel eines Spatens umklammert. Als wir näher kamen, hob er den Spaten an. Die Schneide des Schaufelblatts wies genau auf unsere Körpermitte.
    Ich hob beide Hände und drehte die Handflächen nach außen. Eine internationale Geste des Friedens. Doch der Alte blieb mißtrauisch. Er senkte den Spaten um keinen Zoll.
    Auf Rumänisch sprach ich den Mann an. »Euer Dorf ist leer«, sagte ich. »Wo sind die anderen?«
    »Hoch zum Kloster.«
    »Und was tun sie dort?«
    »Das Mädchen soll sterben. Sie ist eine Hexe!« Der Alte sagte es mit bestimmter Stimme.
    Ich zuckte zusammen. »Und warum bist du nicht mitgegangen?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Es geht mich nichts an. Ich bin Mohammedaner und bete zu Allah. Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Aber du kannst uns den Weg zeigen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein, es ist zu gefährlich.«
    Ich lockte mit einem Geldschein, doch der Alte winkte ab. »Was ist Geld, wenn ich meine Seele verkaufen soll«, meinte er philosophisch.
    »Dann erkläre uns wenigstens den Weg.« Die Zeit brannte mir unter den Nägeln.
    Er drehte sich halb um und deutete mit der Hand nach vorn. »Das Kloster liegt dort am Hang.«
    Ich wußte, was er meinte. Als wir vorhin anhielten, hatten wir die Mauern von der anderen Hügelseite aus gesehen. Dort sollte Vanessa also hingerichtet werden.
    »Sind sie mit dem Wagen gefahren?« wollte ich wissen.
    »Nein. Sie haben sie auf den Karren geladen.«
    Die Auskünfte reichten mir. Ich bedankte mich bei dem Alten und lief mit Dennis los. Unsere Position war denkbar schlecht. Waffenlos standen wir den fanatischen Einwohnern eines Dorfes gegenüber, die unbedingt ein junges Mädchen dem Flammentod übergeben wollten. Womöglich noch unter dem Zeichen des Kreuzes. Wenn wir Pech hatten, würde nicht nur Vanessa sterben, sondern auch wir. Ich sah Brodkin dafür an, daß er keine Gnade kannte. Auch mit uns nicht. Denn wir waren seine Feinde. Für ihn war es sicherlich auch eine Prestigefrage. Schließlich hatten sie ihn geholt, um das Mädchen zu töten.
    Mein Herz schlug schneller. Es war die Angst, die den Schlag beschleunigte. Noch konnten wir umkehren und unseres Weges ziehen. Aber wenn wir das taten, würden mich die Vorwürfe ein ganzes Leben lang quälen.
    Außerdem liebte ich Vanessa.
    Und das gab den Ausschlag.
    Auch für Dennis war es keine Frage. Er würde auf Gedeih und Verderben mitmachen. Unsere Freundschaft hatte sich nicht nur in guten Zeiten bewährt.
    In kurzer Zeit hatten wir den Ort durchquert. Die Sonne war schon sehr tief gesunken. Wie eine dunkle Wand stahl sich die Dämmerung in das kleine Tal. Sie verwischte die Konturen, sorgte für ungewisses Zwielicht, und unsere Augen taten sich schwer, etwas zu erkennen.
    Doch den Planwagen entdeckten wir. Verlassen stand er am Ortseingang. Sicherheitshalber schaute ich unter der Plane nach. Niemand hielt sich auf der Ladefläche auf.
    Ich sah allerlei Gerümpel, ein Fellager und drei klobige Kisten, die mich an Särge erinnerten.
    Ich ließ die Plane wieder fallen und deutete nach vorn. »Da ist niemand mehr«, sagte ich zu Dennis. »Wir müssen uns beeilen.« Anhand der Spuren fanden wir heraus, welchen Weg der Mob genommen hatte. Ein schmaler Trampelpfad führte hoch in die Berge. Den hatte die Meute genommen. Bevor wir den Pfad betraten, hielt mich mein Freund fest. »Weißt du was, James? Ich habe Angst.«
    »Ich auch«, erwiderte ich leise.
    Und wie von selbst falteten sich unsere Hände zu einem stummen, verzweifelten Gebet der Hoffnung ...

Kapitel 7
    Der Mob war gefährlich in seinem Rausch. Brodkin, der Hexenjäger, hatte die Menschen aufgehetzt, aus einfachen Bauern und Landarbeitern eine blutrünstige Mörderbande gemacht. Die Leute wollten Blut sehen, und das gaben sie laut genug zu verstehen.
    Sie hatten sich auf einer Lichtung im Wald versammelt. Die Rückseite der Lichtung wurde von den

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