Der schwarze Engel: Horror-Thriller
den Kopf. »Sieh dir lieber das Schloß an.«
Jacques Ruminski bückte sich. Als er sich wieder aufrichtete, spaltete ein Grinsen seine Lippen.
»Was ist?«
»Kleinigkeit, Chef!«
»Dann los.«
Ruminski holte ein kleines Etui aus seiner Tasche, zog den Reißverschluß auf, und One-Eye-Jackson knipste seine Kugelschreiberlampe an, damit Ruminski in ihrem Licht das richtige Instrument heraussuchen konnte.
Er hatte es bald gefunden. Mit sicherer Hand führte er das hakenähnliche Gebilde in das Schloß und drehte es behutsam herum. Zuerst geschah nichts. Auch als er es zur anderen Seite drehte, hatte er keinen Erfolg. Doch Ruminski gab nicht auf. Stück für Stück tastete er das Schloß ab, und plötzlich schnappte es zurück.
»Offen!« kommentierte Ruminski grinsend.
Die Pforte quietschte erbärmlich in den Angeln, als One-Eye-Jackson sie aufstieß. Er betrat auch als erster den Burghof. Die Maschinenpistole hielt er jetzt schußbereit.
Leer lag der Innenhof vor den drei Männern.
One-Eye-Jackson winkte, und die beiden anderen Männer folgten ihm. Die Seitenpforte ließen sie offen.
Das Schloß war in U-Form gebaut. Die beiden Seitenflügel ragten bis in die Mitte des Innenhofes hinein. Ein Teil des rechten Flügels war zu einer Garage umgebaut worden. Die beiden Kipptore waren geschlossen.
Rasch liefen die drei Eindringlinge über den Innenhof. Sie drückten sich gegen die Mauer des Ostflügels und blieben erst einmal stehen.
Im Haupttrakt brannte Licht. Brodkin wußte, daß dort die Wohnräume der Familie King lagen. Und da wollten sie hin. Eine breite Steintreppe führte bis zur Tür. Sie jetzt zu öffnen wäre zu riskant und mit Geräuschen verbunden gewesen. Nein, die drei Männer wollten durch den Keller in das Schloß eindringen.
Und das war ziemlich leicht.
Ganz in ihrer Nähe gab es eine im Boden eingelassene Eisenklappe. Sie verbarg eine Rutsche, über die Proviant direkt vom Lieferwagen aus in den Keller geschafft werden konnte. Ähnliche Rutschen gab es zu den Bierkellern der Restaurants.
Die Eisenplatte besaß einen Griff in der Mitte. Spielerisch leicht zog der starke One-Eye-Jackson die Platte mit der linken Hand auf. Vorsichtig legte er sie zur Seite und leuchtete mit der Lampe in die Öffnung.
Das Licht wurde vom glänzenden Metall der Rutsche reflektiert und verlor sich dann in der Schwärze des Kellers. »Du zuerst!« zischte Brodkin.
One-Eye-Jackson nickte. Er legte sich die Maschinenpistole über die angewinkelten Arme, setzte sich auf die steile Rutsche, und abwärts ging es.
Wenig später erklang aus dem dunklen Keller seine Stimme. »Alles klar, ihr könnt kommen.«
Er leuchtete seinem Chef.
Brodkin landete sicher. Und auch Ruminski schaffte es. One-Eye-Jackson stand neben einigen Säcken, hielt seine MPi in Anschlag und deckte die anderen beiden ab.
Brodkin klopfte sich den Staub aus seinem Mantel. One-Eye-Jackson ließ den Lampenstrahl kreisen.
Der Kellerraum war ziemlich geräumig. Er diente als Vorratslager. Regale standen bis zur Decke. Sie waren vollgestopft mit Konserven. Am größten jedoch präsentierte sich das Weinlager. Dort lagen Hunderte von Flaschen wohlgeordnet in den dazugehörigen Regalen. Als One-Eye-Jackson dies sah, bekam er glänzende Augen. Gierig leckte er sich über die Lippen.
Seine Hand berührte schon eine Flasche, als Brodkins Befehl ihn zurückhielt. »Finger weg!«
Erschrocken zuckte der ehemalige Legionär zusammen.
An mehreren Fässern vorbei schritten sie auf eine nach oben führende Steintreppe zu. Der Einäugige hatte wieder die Führung übernommen. Das Licht anzuschalten, wagten sie nicht. Die Taschenlampe mußte auch reichen.
Hintereinander stiegen die drei Männer die Treppe hoch, drückten die schwere Tür am Ende der Stufen auf und befanden sich wenige Sekunden später in den Wohntrakten der Familie King.
Auf Brodkins Lippen lag ein grausames Lächeln. Die Stunde der Abrechnung war gekommen ...
Kapitel 9
Verzweifelt zerrte Mike Hunter an seinen Fesseln. Er hatte schon in verdammt miesen Situationen gesteckt, war manchmal dem Tod nur im letzten Augenblick von der Schippe gesprungen, aber so hilflos wie jetzt hatte er sich selten gefühlt.
Dabei ging es nicht nur um ihn. Er dachte auch an die ahnungslosen Menschen im Schloß, die den drei Bestien hilflos ausgeliefert waren. Nach ihrer Tat würden sie zurückkommen und ihn töten.
Aber nicht nur allein die Fesseln quälten den jungen Mann, sondern auch der verdammte
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