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Der schwarze Engel

Der schwarze Engel

Titel: Der schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bina Sparks
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unverwechselbar
glich. In den Glasvitrinen befanden sich getrocknete Rosen. Man hatte das
Gefühl, sich in einem kleinen Palast zu befinden, der von einer zauberhaften
Fee bewohnt wurde - so märchenhaft wirkte das ganze Haus. Die Möbel waren von
rotem Samt überzogen und auf den dunklen, edlen Holztischen glänzten edle
Glasspiegel.
    Plötzlich klingelte ein Telefon.
Schritte wurden hörbar und lauter. Eine junge Frau mit dunklen Haaren und
dunklen, braunen Augen kam ins Zimmer geweht, ein langer weißer Rock wie eine
Schleppe hinter ihr her geflattert. Goldene Fingernägel ergriffen den Hörer und
hoben ab. Eine gepresste Stimme im hohen Singsangklang meldete sich, in der man
ein Lächeln und versteckte Arroganz hörte: „Hallo?“
    Nach einigen Augenblicken
leuchteten die Augen der jungen Frau auf: „Ja, natürlich, komm doch vorbei, ich
mache uns frischen Kaffee aus Afrika.“
    Kurz darauf legte sie auf und
eilte in die Küche, um einen netten Empfang vorzubereiten. Als es klingelte,
öffnete sie und begrüßte ihre Freundin mit einer flüchtigen Umarmung: „Komm
rein!“
    „Ach, Delicia, wie machst du es
immer nur, dass es hier so aufgeräumt ist!“
    Delicia schenkte ihrer Freundin
ein Paar hochgezogene Mundwinkel und heimste einen bewundernden Blick dafür von
ihr ein.
    „Komm mal mit in die Küche,
Vanessa, ich muss dir etwas zeigen.“
    Vanessa folgte ihrer Freundin und
sah sich staunend Delicias neues Geschirr an. Kleine, weiße Engel zierten es:
„Oh, Delicia, das ist wunderschön! Passt zu einem Engel, wie dir!“
    Delicia warf ihre dünnen Haare
zurück über die Schulter und erwiderte nichts darauf. Doch dann wandte sie sich
Vanessa zu und berührte sie sanft auf ihrer linken Schulter: „Ach, sag doch so
etwas nicht.“
    Schließlich griff sie nach den
Kaffeetassen: „Milch und Zucker?“
    „Ja, ich danke dir.“
    Vanessa und Delicia gingen zurück
ins Wohnzimmer und setzten sich auf das edle Sofa. Schließlich begann Vanessa,
zu erzählen: Ihre Mutter hatte sich den Arm gebrochen, ihr Neffe hatte den
Schulabschluss geschafft, sie erzählte von Bekannten, die sie heute Morgen in
der Stadt getroffen hatte. Delicia hatte ihre Augen auf ihre Freundin
gerichtet, doch sie sah sie nicht wirklich an, sondern eher durch sie hindurch.
Sie dachte darüber nach, ob es eine soziale Veranstaltung gab, von der sie
erzählen könnte, dass sie dort mitgewirkt hätte.
    „Weißt du, Delicia...“
    Delicia wurde aufmerksam.
Vielleicht würde Vanessa jetzt etwas sagen, auf das sie etwas erwidern würde
müssen.
    „... es ist so schön, wenn man
jemanden hat, der einem zuhört.“
    Um Delicias Lippen spielte ein
Lächeln, das von hochgezogenen Augenbrauen begleitet wurde. Betroffenheit lag
in ihrer Stimme: „Das mache ich doch gerne, ich höre dir gerne zu.“
    Vanessa erzählte weiter und
Delicia driftete mit ihren Gedanken wieder ab. Gott, war das langweilig! Nein,
es war kein Spiel. Es war ihr Leben. Delicia hatte ihre Rolle automatisiert.
Vanessa hatte es doch selbst gesagt. Sie war ein Engel. Und jeder, dem Delicia
augenscheinlich peinlich berührt davon erzählte, dass sie als ein solches
Geschöpf bezeichnet worden war, bestätigte diese Titulierung. Also musste es
der Wahrheit entsprechen. Jeder wusste, wer einen Engel enttäuschte und einem
Engel wehtat, der würde dafür büßen. Engel liebte und bewunderte man. Konnte
Delicia etwas dafür, dass sie nun einmal etwas ganz Besonderes für viele
Menschen war?
    Nachdem einige Stunden vergangen
waren und es draußen bereits dunkel geworden war, entschloss sich Vanessa, den
Heimweg anzutreten. Delicia umarmte sie kurz und sagte mit einer klirrenden
Wärme in der Stimme: „Schön, dass du da warst! Komm gut nach Hause, und melde
dich morgen.“
    Vanessa schenkte ihrer Freundin
einen dankbaren Blick. Kaum hatte Delicia die Haustür hinter sich geschlossen,
bildete sich ein harter Ausdruck auf ihrem Gesicht und leise flüsterte sie:
„Endlich ist die Schlampe weg, diese hässliche Schlampe mit ihrem billigen
Parfüm!“
    Dann rannte sie ruckartig ins
Wohnzimmer, als wäre ihr plötzlich etwas Wichtiges eingefallen, und sie räumte
die Tassen fort. Wie besessen polierte sie ihr Sofa. Sie konnte das Risiko
nicht eingehen, dass sich auch nur ein Fleck darauf befand. Sie polierte und
polierte und bemerkte gar nicht mehr, was sie tat. Wie hatte sie es wagen können,
ein Kleid zu tragen, das schöner war, als ihres? Wer war denn der Engel? Sie
wollte sie zu Fall

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