Der schwarze Freitag (German Edition)
Beide waren
schon einmal zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Eva hatte sie damals überführt, Karin die Anklage geführt
und der Richter aus Eppendorf hatte sie verurteilt. Seit
vier Wochen waren sie jetzt wieder auf freiem Fuß. In Eva
kamen Erinnerungen hoch. „Der Beamte, der bei den
ersten Anschlägen ums Leben kam“, sagte sie dann leise
und traurig zu mir, „war mein Verlobter. Deshalb bin ich
alleine geblieben. Ich weiß schon die ganze Zeit, dass du
gern wissen wolltest, warum ich alleine lebe, Jan. Das
konnte ich in deinem Gesicht lesen“, klang sie jetzt wieder
etwas fröhlicher und gab mir einen Kuss.
G anove Meyer machte weiter mit seiner Tour und brachte
die Aktien auch wieder einmal nach Kassel zu Klaus und
Claudia. Als er sich dort anmeldete, bekam ich von
Claudia sofort einen Anruf. Ich informierte Kalle darüber,
dass ich noch einmal auf das Schiff musste. Jeden Abend
ging Meyer mit dem Koffer auf das Schiff und dann erst
fuhr er zu seinem Haus. Ich suchte die Pläne und
betrachtete die Umbauten. Nur Wände waren versetzt
worden, zwei kleine sogar ganz entfernt, sodass ein
großer Wohnbereich geschaffen wurde. Warum hat er
das gemacht, wenn er doch gar nicht unterwegs war und
das Schiff im Prinzip überhaupt nicht nutzt? Auch wusste
ich von Eva, dass er sein ganzes Geld, das noch auf seinen
Bankkonten gewesen war, abgehoben hatte. „Es dauert
nicht mehr lange und er ist damit abgehauen“, sagte ich
beim Frühstück zu Eva. Vierzehn Tage war ich jetzt schon
hier bei ihr und wollte keine Sekunde mehr ohne sie sein. Aber wie sagt man so etwas einer Frau?, dachte ich und
wollte gerade beginnen, als Eva plötzlich meinte: „Heute
wird er wegen der falschen Aktien verhaftet. Der Ferrari
wird später abgeholt und du versteckst bitte die beiden
Bücher gut. Karin wird dich dann heute auch festnehmen
lassen und mein ganzes Haus auf den Kopf stellen. Für die
falschen Aktien bekommt Meyer, wenn es hochkommt,
ein bis zwei Jahre wegen Betrug, du jedoch ein wenig
mehr, wenn Karin die Bücher hier bei dir findet, sind doch
einige Einbrüche und Straftaten von dir begangen
worden. Am besten gehst du noch ein bisschen Unkraut
zupfen. Das Haus wird schon seit einer Stunde
beobachtet.“ Ich rief sofort Georg über das Handy an: „Wo
hast du meine Mille?“, fragte ich. „Bei mir im Keller“,
antwortete er und ich erzählte ihm, was gerade hier
passierte. „Georg, hilf du Kalle heute Abend auf dem
Schiff. Ich sitze dann vermutlich im Knast. Passt aber bitte
auf den Fahrer auf, ich weiß nicht, ob auch er in eine Zelle
wandert. Das Geld ist auf dem Schiff, da bin ich mir
absolut sicher. Nehmt es auseinander, holt die Kohle da
heraus und bringt sie weit weg. Am besten auf das
Schweizer Nummernkonto“, sagte ich und gab ihm die
Bankdaten durch. „Okay“, erwiderte er und legte auf. Ich
verpackte meine Listen und einen Chip mit allen Daten in
einen kleinen Plastikbeutel. Diesen versteckte ich dann
auf dem Dachboden zwischen den Ziegeln und der
Isolierung.
D ie beiden Bücher packte ich ebenfalls in eine Tüte, klebte
sie zu und grub sie zwischen den Rosen ein. Ich hatte
gerade einen Sekt getrunken und den Eimer mit dem
Unkraut in der Hand, als das Polizeikommando anrückte.
Eva legte mir die Handschellen selber an und schaute
traurig, als sie mich ihren zwei Kollegen übergab, die mich
dann auf die Wache brachten. Ich schwieg einfach. Eva
schaute lange hinter dem Wagen her. Ich hätte gern
gewusst, was sie in diesem Moment dachte.
S ie hatte mir den Tipp doch schon heute Morgen
gegeben, hätte ich abhauen sollen? Nein, wegzulaufen
war keine Lösung. Der Deal mit dem Staatsanwalt stand
noch aus. Eva musste mit anschauen, wie ihr ganzes Haus
durchsucht wurde. Sie fanden aber nur meinen Laptop
und ein paar Listen. Außerdem packten sie die Pläne von
dem Schiff und die Fotos ein. Peter Meyer wurde wegen
in Umlaufbringen von gefälschten Aktien und vieler
weiterer kleinerer Vergehen verhaftet. Auch sein Haus
wurde durchsucht und alles beschlagnahmt.
* **
V ier Tage saß ich jetzt schon in Untersuchungshaft, dann
wurde ich dem Staatsanwalt vorgeführt. Bis heute hatte
ich mein Schweigen noch nicht gebrochen. Eva war jeden
Tag mehrfach bei mir. „Halte durch, ich stehe dir bei und
liebe dich für das, was du getan hast.“ Dann erzählte sie
mir etwas, das ich schon lange vermutete. Es stand jetzt
fest, dass Meyer nur für ein Jahr wegen Betruges in den
Knast gehen würde. Für 42 Milliarden Euro
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