Der schwarze Freitag (German Edition)
unter den Sitz und Eva brachte uns zu
dieser kleinen Bierkneipe. Überflieger stand auf der
neuen Leuchtwerbung, sonst hatten Georg und Kalle
nichts verändert. Spaß hatten wir, als wir über unsere
letzten drei Wochen und unsere Streiche sprachen. Nur
durfte Eva nicht alles erfahren, sonst hätte sie uns drei auf
der Stelle festnehmen müssen.
M it ein paar Bier im Bauch kamen wir wieder bei Evas
Haus an. Die Nachbarn standen am Fenster hinter den
Gardinen. Ich stellte den Laptop auf den Tisch und schob
den Chip hinein. „Soll ich schon ein paar Überweisungen
von dem Schweizer Konto an die Anleger der Aktien
vornehmen?“, fragte Eva leise. „Dann brauche ich aber die
Karte“, fügte sie hinzu. „Schatz, sie ist im Kühlschrank im
Gemüsefach.“ Eva lachte laut auf. „Nein“, sagte sie, „ich
habe sie schon vor einer Woche dort herausgenommen
und wieder in mein Schreibtischfach gelegt, dort ist sie
aber nicht mehr.“ ‒ „Eva, sie ist im Gemüsefach des
Kühlschranks“, wiederholte ich und fügte hinzu: „Schau
doch einmal unter dem Raspelkäse nach.“ ‒ „Schuft“,
sagte sie, „zweimal an der gleichen Stelle, da hätte ich sie
nicht noch einmal gesucht.“ Ich küsste sie zärtlich auf ihre
süßen Lippen. „Das weiß ich, Herzchen, deshalb habe ich
sie ja auch dort wieder hingelegt.“
I ch rechnete die Erstattungsbeträge aus und Eva machte
die Überweisungen. Es würde noch Tage dauern, bis wir
alle Gelder abzüglich meiner 20 % überwiesen hatten. Erst
nach der zweiten Flasche Sekt fragte mich Eva, was
eigentlich in dem Karton wäre. „Ein Geschenk für dich“,
erklärte ich ihr. „Jetzt bekommst du aber erst einmal das
Verlobungsgeschenk.“ Ich legte ihr die Goldkette um den
Hals, die ich schon vor Tagen für sie gekauft hatte. „Jetzt
kannst du den Karton auspacken“, sagte ich dann nach
einem langen Kuss. „Was ist da drin?“, fragte sie wieder.
„Ein bisschen was aus dem Ferrari“, sagte ich in dem
Moment, als sie den Deckel aufklappte und fast mit dem
Stuhl nach hinten umfiel. „Jan, wie hast du das gemacht?
Ich habe dich doch ständig im Auge gehabt.“ ‒ „Ja, Eva, da
kannst du mal sehen, wie gut du auf mich aufgepasst hast.
Alles muss man selber machen.“ ‒ „Was machen wir denn
jetzt mit dem Geld?“, fragte sie ungläubig. „Na, wir kaufen
uns ein Schiff und machen Urlaub. Lass dich für zwei Jahre
beurlauben, vorher kommen wir bestimmt nicht wieder
nach Hamburg zurück“, meinte ich. Es sah so aus, als
würde Eva gleich wieder umfallen, deshalb nahm ich sie
einfach in die Arme. „Als meine Ehefrau brauchst du nicht
mehr arbeiten, und wenn wir ein wenig sparsam sind,
reicht das Geld auch noch nach dem Urlaub. „Okay, ein
Schiff“, sagte sie, „und welches?“ ‒ „Ich denke da an ein
bestimmtes, das von Herrn Meyer. Es ist nett umgebaut,
hochseetüchtig und hat zwei starke Maschinen sowie
einen Stahlrumpf. Es wird ja in den nächsten Tagen
versteigert.“
I n dieser Nacht kuschelten wir das erste Mal seit meinem
Gefängnisaufenthalt wieder miteinander. Geschlafen
haben wir wenig. Eva musste am nächsten Morgen zur
Arbeit und ich telefonierte mit Jürgen. „Jan, danke, war
das zunächst ein Schock, als sie dich verhaftet haben.
Aber ich habe das Geld schon bekommen.“ Bevor er
auflegte, sagte er noch: „Grüß bitte Eva und bis
demnächst.“ Ich ging mir Kaffee holen und fing an, eine
Einkaufsliste für das Schiff zu schreiben. Gegen Mittag
holte mich Eva ab und wir fuhren in den kleinen
Jachthafen. Doch außer dem Gerichtsvollzieher und uns
war keiner da. Wir gaben unser Mindestgebot ab und
warteten dann eine Stunde, ob noch jemand kommen
würde. Wir erhielten den Zuschlag und hatten ein
schickes Schiffchen gekauft. Zum ersten Mal stand Eva
jetzt an Deck. „Eva, ich muss dir noch etwas sagen“, setzte
ich vorsichtig an. „Was denn?“, fragte sie erstaunt. „Kalle
und Georg haben nicht das ganze Geld mitnehmen
können. Hier ist noch ein bisschen mehr versteckt. Die
genaue Summe kenne ich noch nicht, aber deine Kollegen
haben das Schiff mehrfach schlecht durchsucht.“ ‒ „Jan,
mach bitte keine Scherze.“ ‒ „Eva, ich mache nie welche,
das weißt du doch“, erwiderte ich und zeigte ihr den
doppelten Boden, den Georg und Kalle ausgeräumt
hatten. „Die Dämmung war nicht vorhanden und die
Wand haben sie noch nicht einmal aufgeschraubt. Das
mache ich, sobald wir aus Deutschland raus sind.“ Ich
wies sie darauf hin, wie dick die normalen
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