Der schwarze Freitag (German Edition)
verschwunden. Georg sagte: „Schöner Urlaub!
Die Akten für dich stelle ich ins Büro.“
W ir machten das Schiff vom Anleger los und ich startete
die Maschinen. Wir waren noch keine fünf Seemeilen
gefahren und verließen gerade die Elbe mit Kurs auf die
Südspitze Englands, als die beiden Frauen schon oben
ohne in den Liegestühlen saßen. „Endlich Urlaub“, hörte
ich Eva sagen und das nächste Mal, als ich zu ihr schaute,
war sie eingeschlafen. Ich schaltete den Autopiloten ein
und es ging in langsamer Fahrt über die Nordsee. Ich
versuchte, mich zuerst einmal mit der ganzen Technik
vertraut zu machen. Gemeinsam mit Georg und den
Bedienungsanleitungen hatten wir das auch nach einer
Stunde im Griff. Hunger machte sich bemerkbar, aber die
Frauen lagen immer noch schlafend in der Sonne. „Georg,
ich geh uns etwas zu Essen machen“, rief ich und
verschwand unter Deck. Eingekauft hatten Eva und Karin
nicht wenig. Die Fischfilets fielen mir ins Auge. Diese mit
Salat und Kartoffelpüree würden unsere heutige Mahlzeit
werden. Also deckte ich den Tisch, briet den Fisch und
richtete den Salat an. Zuletzt musste ich noch das Püree
anrühren und dann alle zusammenrufen. Ich goss für
jeden ein Glas Weißwein ein ‒ fertig. Wir hatten großen
Hunger und schnell war alles aufgegessen.
N ach dem Essen verzogen sich die Mädels dann mit den
neusten
Modezeitungen
gleich
wieder
auf
das
Sonnendeck. Nachdem ich die Küche gesäubert hatte und
das Geschirr wieder in den Schränken verstaut war, ging
ich mit Georg auf den Außensteuerstand. Als es dunkel
wurde, warfen wir den Anker. Unsere Frauen tranken Sekt
und ich meinen ersten Whisky mit Eiswürfeln. Georg hielt
sich lieber an Bier. Dann ging ich einfach zum Schlafen in
die Kabine. Eva hatte es nicht einmal bemerkt, sie war viel
zu sehr mit Karin beschäftigt.
A m nächsten Morgen wollte ich nach all den Tagen ohne
Bettbewegung ein wenig mit Eva kuscheln. Daraus wurde
nichts, weil sie noch müde und knurrig war und lieber
weiterschlafen wollte. Also stand ich auf, um Kaffee zu
kochen und Frühstück zu machen. Georg kam dazu.
„Diese Frau bekomme ich einfach nicht kaputt, die halbe
Nacht musste ich wieder arbeiten. Das mit der Hochzeit
überlege ich mir doch noch“, sagte er mürrisch, als er im
Bad verschwand, um zu duschen. Wieder deckte ich den
Tisch und die Frauen kamen in ihren Nachtgewändern
herein. Danach verschwanden beide sofort wieder in
ihren Betten, da es an Deck noch zu kalt für ein
Sonnenbad war. In mir stieg die Wut hoch. Ich räumte die
Küche auf, Georg machte klar Schiff und weiter ging es
Richtung England.
G egen Mittag hatte ich dann den ersten Wutausbruch. Die
Frauen hatten geduscht und wie im Hotel einfach die
gebrauchten Handtücher auf den Boden gelegt. Also
bestückte ich auch noch die Waschmaschine, danach
machte ich mir ein Brot und mixte mir eine Whisky-Cola.
So setzte ich mich auf den Steuerstand und schaute Georg
zu, wie er den neuen Kurs für morgen in den
Bordcomputer eingab. Immer schön langsam ging es auf
die Küste zu, die schon auf dem Radar, aber noch nicht
mit dem bloßen Auge zu sehen war. London sollte heute
unser Ankerplatz für zwei Tage werden. Ich hatte schon
den Hafenmeister angefunkt und einen Liegeplatz
gebucht. Noch am Nachmittag machten sich die beiden
Frauen landfein und waren sofort, als wir im Hafen
festgemacht hatten, unterwegs zu einem Taxistand und
fuhren zum Shoppen in die Stadt. Jetzt reichte es mir. Das
waren ja tolle Flitterwochen. Keine zwei Sätze hatte Eva
heute mit mir gesprochen. Drei kleine Küsschen hatte sie
mir auf die Wange gehaucht, und als ich sie in den Arm
nehmen wollte, drehte sie sich um und ging unter Deck.
Ich kochte heute Abend für mich allein. Georg schlief
schon mal auf Vorrat. Karin wäre zu anstrengend, langsam
würde es an die Substanz gehen. Super , dachte ich, er
kann die halbe Nacht und will nicht ‒ ich will die halbe
Nacht und darf nicht!
A m Abend hatten wir Modenschau auf dem Schiff, was
mich aber nicht wirklich interessierte. So ging ich nach
kurzer Zeit mit einer Whisky-Cola an Deck und schaute in
den nie schlafenden Hafen von London. Kühl war der
Wind heute Abend. Müde war ich auch und ging wie
schon den Abend zuvor einfach ins Bett. Eva hatte gar
nicht bemerkt, dass ich schon in der Kabine war und
schlief.
A m nächsten Morgen ergab sich das gleiche Spiel. Ich war
müde, da mich Karins Gestöhne bis drei Uhr heute Nacht
wach gehalten hatte. Georg war zu nichts zu
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