Der schwarze Freitag (German Edition)
Hause. Vorher musste ich aber noch zu Evas Chef,
um diese blöden Papiere zu unterschreiben. „Karin bringt
Ihnen die Kiste mit“, sagte er zum Schluss und klopfte mir
wieder auf die Schulter. Ich schaute Eva an, die sich
gerade freute, als ihre Kollegen den Blick senkten und in
ihren Büros verschwanden. „Haben wir jetzt endlich
Urlaub oder müssen wir den noch einmal verschieben?
Dann aber bitte ohne mich ‒ ich türme dann rechtzeitig.“
‒ „Nein, du wirst nicht türmen“, sagte Eva nur, „und wenn
ich dich hier in der Zelle einsperren muss. Einen Grund
finde ich immer.“ Das reichte mir jetzt. Ich fasste sie am
Arm und schob sie auf den Flur. Dort sagte ich: „Schluss
mit dem Mist! Morgen Mittag fahre ich los, und wenn es
sein muss, auch ohne dich.“ Dann ging ich langsam den
Gang hinunter auf das Treppenhaus zu. Eva musste
gemerkt haben, dass ich vor Wut fast platzte. Sie hakte
sich unter und fragte mich sanft: „Gehen wir einen Kaffee
trinken?“ ‒ „Nein“, erwiderte ich schroff, „ich brauche
jetzt härtere Drogen. Ich will in die Kneipe.“
K alle musste meinen säuerlichen Gesichtsausdruck
verstanden haben, als ich zur Tür hereinkam. Schnell
stand der erste doppelte Whisky vor mir auf dem Tresen.
Georg war ebenfalls in die Kneipe geflüchtet und schon
beim dritten Bier angelangt. „Was ist los?“, fragte ich ihn.
„Nichts, nur werde ich nach dem Urlaub geheiratet.“ ‒
„Wie, du wirst geheiratet?“, wollte ich verblüfft wissen.
„Na, ich werde erst gar nicht gefragt, ich muss einfach.“ ‒
„Georg, ich glaube, wir müssen den beiden Grazien mal
zeigen, dass sie mit so einer Tour auf die Dauer nicht
durchkommen. Ich lasse mir etwas einfallen.“
W ieder musste ich nachdenken und dabei hatte ich doch
Urlaub. So saßen Georg und ich hier ohne unseren
Anhang und redeten uns den Urlaub schön. Die beiden
Frauen waren nach der Beförderung nach Hause gefahren
und packten. Wir wollten uns später ein Taxi nehmen.
Aber ob wir es vier Wochen alle zusammen auf dem Schiff
aushalten würden? Ich zweifelte langsam selbst daran. Die Route muss ich ändern oder die beiden Mädels an die
Fische verfüttern , dachte ich, als Georg die letzte Runde
einläutete. Er musste für morgen früh noch ein paar
Kleinigkeiten besorgen, bevor es dann losgehen sollte.
Das Taxi brachte uns zum Haus und Georg legte sich gleich
im Gästezimmer schlafen. Kalle hatte ihn abgefüllt. Ich
ging noch mit einem letzten Whisky in der Hand auf die
Terrasse. Eva musste mir einfach mal zuhören und nicht
einfach in meinem Namen etwas zusagen, das ich gar
nicht wollte. Ich brauchte eine Frau an meiner Seite und
keine Tagesmutter. Nachts war alles gut ‒ unser
Liebesleben stimmte. Aber tagsüber? Da musste sich
etwas ändern. Ich vermisste die Zärtlichkeit oder einfach
ein „ Hallo Schatz“, seit Eva diesen Fall vom Tisch hatte.
Aber unsere beiden Frauen waren immer noch nicht
zuhause, als ich gegen Mitternacht ins Bett ging.
A m nächsten Morgen konnte ich wieder nicht mit Eva
sprechen. Sie hatte zwar neben mir geschlafen, war aber
am Morgen schon wieder mit Karin in meinem Auto
unterwegs. Auch Georg war bereits zum Einkaufen
losgefahren. Also frühstückte ich allein. Ich trank die dritte
Tasse Kaffee und schaute in den Garten. Diese
Blütenpracht würde ich die nächsten vier Wochen nicht
mehr sehen können. Noch zwei Stunden , dachte ich und
ging duschen. Dann packte ich meine Tasche und teilte
Kalle mit, wo ich den Schlüssel für das Haus hinterlegt
hatte. Er wollte dort alle paar Tage einmal nach dem
Rechten sehen.
N och immer war von den anderen keiner in Sicht. Ich zog
die Tür hinter mir zu und ging die letzten Meter über den
kleinen Weg zum Jachthafen auf die Nixe zu. Georg
befestigte mir gerade den großen Monitor an der Wand
und stellte dann den Laptop für die Anzeigenmails auf. Ich
hatte gestern über ein Internet-Café die Anzeige an alle
großen Zeitungen verschickt. Die Börse hatte sich nach
diesen Wochen einigermaßen erholt und mit der
Wirtschaft ging es langsam wieder bergauf. Ich machte
uns erst einmal Kaffee und setzte mich an Deck. Jetzt hieß
es, auf die Frauen zu warten. Ich sah sie gerade zu Fuß auf
das Schiff zukommen. Karin und Eva hatten mehrere
Tüten im Arm und schleppten noch eine Kiste mit. Georg
ging ihnen entgegen und half beim Tragen. Gut gelaunt
kamen die beiden Frauen an Bord. „Na, ausgeschlafen?“,
meinte Eva und dann waren die zwei auch schon wieder
unter Deck
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