Der schwarze Fürst der Liebe
leidige Thema. »Mir geht es gut.«
»Nein, Friedrich, das tut es nicht. Ich habe eben wieder gesehen, wie Rheuma und Gicht dir zusetzen. Und dein Bader ist ein dummer Mann, der dich immer nur zur Ader lässt. Ich sehe zumindest seit Jahren keine Besserung.«
Sie hatte recht und das wusste sie. »Ich habe vor, eine junge Frau an den Hof zu holen – eine Heilerin«, fuhr sie fort. »Würdest du sie dir wenigstens einmal ansehen und mit ihr sprechen? Das schadet doch nichts. Wenn sie nicht fähig ist, dir zu helfen, schicken wir sie wieder nach Hause.«
Der König nickte bedächtig. Er fasste ihre Hand.
»Ich liebe dich, weißt du das eigentlich?«
Sie tat überrascht, lächelte und küsste ihn zärtlich.
»Ich bin eben die einzige, die weiß, was gut für dich ist, Friedrich.«
Sie läutete nach einem Diener. »Wie viele Kuriere haben wir im Moment? Ich möchte sie alle sehen.« Einer würde wissen, wo die Heilerin zu finden war.
Es war März geworden und die Kälte wollte nicht weichen. Das Brennholz ging langsam zur Neige, auch wenn sie sich bemühte, immer wieder neue Äste aus dem Wald zu schleifen.
Engellin stand ernüchtert vor dem Haus der Familie. Eines der Kinder war gestorben. Sie hatte die Medikamente gegen die Lungenentzündung nicht schnell genug einsetzen können. Die Leute waren zu spät zu ihr gekommen. In diesem Moment wurde ihr schwindelig. Es ging ihr ebenfalls nicht besonders. Ob sie sich angesteckt hatte? Sie beschloss, sofort mit ihren Kräutern dagegen anzugehen.
Auf dem Weg zu ihrer Hütte hörte sie ein Geräusch und sah, wie sich eine vornehme Kutsche in Begleitung eines Berittenen auf den Hof zubewegte. Welche hochstellte Persönlichkeit wollte sie wohl besuchen? In dem Reiter erkannte sie den Kurier, den sie bereits kannte. Er lächelte freundlich, sprang vom Pferd und verneigte sich vor ihr. Engellin hielt gespannt die Luft an.
»Ich habe ein Schreiben für Euch von Ihrer Majestät der Königin.«
Das konnte unmöglich sein. »Wie bitte? Ihr müsste Euch täuschen. Ist das wirklich für mich?«
Engellin hielt sich am Türrahmen ihres Hauses fest, denn der Schwindel war stärker geworden. Wie kam die Monarchin dazu, ihr zu schreiben? Sie fasste sich wieder und erhob sich mühsam.
»Bitte tretet ein.« Sie musterte die Kutsche. War da noch jemand angekommen? Aber nichts rührte sich. Das Gefährt schien leer zu sein. Sie folgte dem Kurier langsam ins Haus und sank sofort auf der hölzernen Bank nieder. Das Schwindelgefühl ließ nach. Ob sie Fieber hatte? Es konnte auch der Hunger sein. Sie musste dem Mann unbedingt etwas anbieten. Der Kräutertee stand fertig im Kessel über der Feuerstelle.
Engellin erhob sich schwankend. »Ein Tee?«
»Ja, gerne, aber bleibt bitte sitzen. Ihr seht krank aus.« Er schritt schnell um die Teekanne zu holen und schenkte ihnen beiden eine Tasse voll ein. Engellin ließ sich zurückfallen. Nein, es ging ihr nicht gut.
Der Mann setzte sich und nahm einen vorsichtigen Schluck, griff in seine Posttasche und reichte ihr den Brief über den Tisch. Tatsächlich, er trug das Siegel des Königshauses. Engellin brach das Wachs und las:
»Ihr wundert Euch gewiss über mein Schreiben. Wie ich hörte, seid ihr eine fähige Heilerin. Ich mache mir Sorgen um meinen Mann, den König, der unter seinen kranken Knochen leidet, und wollte Euch bitten, ihn einmal zu untersuchen. Eine Kutsche steht für Euch bereit. Gez. Maria Magdalena.«
Nachdem sie den Brief gelesen hatte, reichte der Kurier ihr lächelnd ein Säckchen. Sie nahm es in die Hand – wusste, dass dieses Geld alle ihre Sorgen auf einen Schlag beseitigen würde. Sie überlegte kurz. Rudger war auch am Hof des Königs. Ob er hinter dieser Einladung steckte? Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er einen so weitreichenden Einfluss gewonnen hatte. War das jetzt nicht gleichgültig?Sie konnte dem König helfen.
»Ich brauche zuerst ein Pferd«, stellte sie fest. Der Kurier blickte sie fragend an.
»Die Menschen hier benötigen Medizin, die ich nun kaufen kann.« Der Mann sprang auf.
»Ich werde sie Euch selbstverständlich aus Volkesleben besorgen.«
»Gut!« Sie blickte ihn fest an. »Und ich gehe packen.«
Der Kurier namens Bertram und der Kutscher Emil erwiesen sich als ausgezeichnete Reisebegleiter und umsorgten sie, als wäre sie die Königin. Da die Fahrt nach Goldstein drei Tage dauerte, mussten sie in verschiedenen Gasthäusern auf dem Weg nächtigen.
Bertram und Emil hatten es
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