Der schwarze Fürst der Liebe
Rudger schüttelte den Kopf und packte ihn von hinten an seiner Jacke. »Was ist hier passiert?« Der Fürst zügelte seine Verärgerung.
Der Alte hob den Kopf und nahm jetzt erst wahr, wer da vor ihm stand. Er fiel auf die Knie und drückte das Gesicht in den Staub. Mordersberg verzog unwillig die Miene.
Ungeduldig riss Rudger den Kerl am Kragen hoch und zischte: »Nun erzähle, was der Gebieter wissen möchte!«
Endlich begann der Mann stockend zu berichten: »Wir haben das Flüsschen gestaut, um eine Mühle betreiben zu können. Die Dörfer am Fluss waren alle damit einverstanden.«
»Und was hat das mit der Zerstörung zu tun?«, fragte der Fürst ungeduldig.
»Herr, wir haben natürlich nur die Dörfer auf Eurem Land gefragt.«
Allmählich verstand Mordersberg. »Aber ich habt versäumt, die weiter flussabwärts liegenden Weiler des Fürstentums Dragen zu verständigen und habt denen das Wasser abgegraben?«
Der Mann fiel erneut auf die Knie und hob die Arme bittend zu seinem Landesherrn empor. »Die haben sich bei ihrem Fürsten beklagt, und ehe wir uns versahen, hatten wir die Dragen-Soldaten hier. Seht wie sie gewütet haben! Ich habe alles verloren! Wir mussten flüchten. Helft uns, Herr!«
»Das werde ich regeln. Nun geh!«, befahl der Mordersberg knirschend vor Wut, griff unter seinen Umhang und holte aus der Tasche seiner Jacke einige Münzen hervor, die er dem Mann vor die Knie warf.
Der raffte sie eilig auf. »Danke, Herr, danke!« Er beeilte sich aus der Reichweite des ungehaltenen Fürsten zu kommen und verschwand zwischen den rauchenden Trümmern.
Rudger nahm seinen Hut ab und kratzte sich nachdenklich an der Stirn. Was kamen da für unliebsame Konflikte auf ihn zu? Diese Situation würde ihn zwingen Partei zu ergreifen.
Er blickte in das Gesicht des Fürsten, das rot und verzerrt war vor Zorn.
»Wir kehren um«. Noch nie hatte er diesen Ton in des Adligen Stimme vernommen. Das gab ihm eine Vorstellung davon, wie unangenehm der sonst so ruhige und bedachte Mordersberg werden konnte. Er, Rudger, würde sich hüten, jemals diesen Unmut bei ihm zu verursachen.
Sie traten den Rückweg an.
Die Wut des Fürsten hatte sich nicht gelegt, als sie das Schloss erreichten. Er stapfte wie ein wütender Stier in sein Arbeitszimmer, rief seinen Verwalter und seine engsten Diener zu sich.
Die Magd brachte Tee, denn es war Nachmittag. Unzufrieden spähte der Fürst in die Teetasse. Rudger kannte diesen Blick und ging die Weinbrandflasche holen. Beide Männer schütteten sich einträchtig einen guten Schuss in den Tee und nahmen große Schlucke aus ihren Tassen. Das erhellte das Gemüt des Fürsten ein wenig und er blickte ruhiger und klarer, als die herbeizitierten Untergebenen erschienen. Rudger trat in den Hintergrund.
Mordersberg befahl dem Verwalter, eine Aufstellung zu machen was an Geldern vonnöten sein würde, um eine schlagkräftige Einheit aufzustellen und zu bewaffnen. Dem Diener wurde aufgetragen den Waffenmeister zu holen, der in Friedenszeiten für die Ausbildung und Disziplin der Gardisten zuständig war und der in Kriegszeiten die Truppen des Fürsten plante und aufstellte.
Als die Männer den Raum verlassen hatten, blickte der Fürst Rudger eindringlich an: »Wie wirst du dich nun verhalten?«, fragte er.
Rudger war auf diese Frage vorbereitet, denn er hatte sich bereits auf dem Ritt einige mögliche Antworten zurechtgelegt. »Friedrich, du weißt, dass mein Haus dem König direkt unterstellt ist«, begann er sachlich. »Ich brauche nicht mit meinem Bruder zu sprechen, um zu wissen, dass er es nicht gutheißen wird, wenn ich mich in fremde Scharmützel einmische.« Der Fürst blickte ihn starr an. »Auf der anderen Seite empfinde ich dein Problem auch als meine Angelegenheit. Ich unterstütze dich deshalb auf jeden Fall – möchte dich aber bitten, meinen Namen nicht an die große Glocke zu hängen. Ich werde als normaler Söldner für dich in den Kampf ziehen. Ich hoffe, du verstehst meine Haltung.«
Mordersberg nickte bedächtig, kam auf Rudger zu und umarmte ihn: »Das war die Antwort, die ich von dir erhofft habe, Mark.« Ein strahlendes Lächeln erhellte seine veilchenblauen Augen und die vielen Fältchen vertieften sich.
Kapitel 32 - Godeke
Die Kunde, dass der Fürst eine Armee aufstellen würde, verbreitete sich in Windeseile. Bartel erfuhr es von Godeke, dem neuen Wirt der Ratsherrn-Schenke.
Nachdem er sich von seinem Erstaunen erholt hatte, statt dem schmierigen
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