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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat McCraw
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und die blauen Augen gut zur Geltung brachte. Der Fürst hatte Geschmack und Stil und war kein kunterbunter Geck, der in bunter Garderobe mit seinem Reichtum protzte.
    Rudger sprang auf. »Ist es schon so spät? Ich bin noch nicht umgezogen! Verzeiht mir!«
    Der Fürst lächelte begütigend: »Ich denke, ich für meinen Teil bin zu früh – ich wollte nur nach Euch sehen.« Er nahm Rudger das Buch aus der Hand. »Ein interessantes Thema.« Er gab ihm den wertvollen Band zurück.
    »Ihr seid mir wirklich ans Herz gewachsen, Mark«, sagte Mordersberg warmherzig. »Deshalb möchte ich Euch bitten mich zukünftig mit „Du“ anzusprechen.«
    Rudger riss die Augen auf. Das war eine ungeheure Auszeichnung. Mit einem langen Schritt war er bei dem Adligen, kniete sich vor ihn, das Haupt gesenkt: »Ich weiß gar nicht was ich sagen soll – das ist eine solche Ehre!« Er hob den Kopf und küsste dem Fürsten die Hand mit dem eindrucksvollen Wappenring.
    Mordersberg war gerührt. »Nun steh auf, mein Freund, und geh dich umkleiden.«
    Rudger erhob sich. »Danke«, sagte er noch einmal tief bewegt. Und das meinte er ehrlich.

    Sie waren ein beeindruckendes Paar, der Fürst und er, als sie, gefolgt von zwei Soldaten in den Uniformen des Fürstentums, das Schlosstor passierten. Rudger blickte zu Mordersberg, der wie er in schwarzer Reitkleidung mit glänzenden Stulpenstiefeln und dunklen Hut, an dem farbige, große Federn wippten, an seiner Seite ritt.
    Kaum hatten sie die Zugbrücke überquert, gaben sie ihren Pferden die Sporen und nahmen den Pfad gen Süden. Sie würden das Kloster Lichtenfeld passieren und dann dem Verlauf des Flüsschens folgen, bis zu den südlichen Gehöften. Rudger schätzte den Weg auf einen halben Tagesritt.
    Er war gut informiert. Mordersberg hatte ihm bereits mit stolzer Miene Einzelheiten zu seinem Fürstentum erklärt und dazu eine kunstvoll gezeichnete Karte gezeigt. Als einer der zwölf Fürsten des Landes, war Mordersberg dem König unmittelbar unterstellt. Jedes Jahr hatte sich der Fürst deshalb zu einer Versammlung am Hof des Herrschers einzufinden. Natürlich gab es auch eine große Anzahl kleinere Güter, wie das der Herrschbachs, die ebenfalls dem König direkt unterstanden, jedoch waren diese von geringer Bedeutung. Aus diesem Grund stand Rudger/Mark als Freiherr in der Hierarchie unter dem Fürsten. Rudger liebte es, wenn sein Mentor ihm diese Vorträge hielt, und hörte gebannt zu.
    Der König hatte die Fürsten weitgehend im Griff, konnte aber trotzdem gelegentliche, kleinere Scharmützel nicht verhindern. Immer wieder gab es Grenz-Überschreitungen aus den verschiedensten Gründen, die dann direkt, ohne den König als Vermittler einzuschalten, per Faustrecht geregelt wurden. Die Adligen fürchteten nicht die nachfolgende Strafe des Monarchen, war er doch auf sie angewiesen und von ihren Tributen abhängig. Des Königs Truppen bemühte man selten. Es war üblich, eigene Streitkräfte aufzustellen, bestehend aus freiwilligen Bauern und Söldnern und – sollte das nicht reichen – „überredete“ man Bauernsöhne und Knechte zum Soldatendienst.
    Es war fast Mittag, als sie das erste Dorf in der Nähe der Grenze erreichten und die staubige Dorfstraße entlangritten. Der Fürst runzelte die Stirn. Sie hatten natürlich nicht mit einem Empfang gerechnet, aber dass sich niemand auf der Straße aufhielt, schien ungewöhnlich. Sie folgten weiter dem schmalen Flüsschen und nahmen schon von Ferne den Rauch wahr. In dem nachfolgenden Weiler herrschte Verwüstung. Erstaunt betrachteten sie die kleinen, Fachwerkhäuser, deren Türen aus den Angeln hingen. Einige waren komplett abgebrannt.
    Das sah aus wie ein Kriegsgebiet. Damit hatte er Erfahrung. Rudger sah den Fürst besorgt an. »Hier hat ein Überfall stattgefunden. Bitte seid vorsichtig.« Zufrieden registrierte er, wie die beiden Gardisten die Hände an die Waffen legten und den Fürsten in ihre Mitte nahmen.
    Er sprang vom Pferd und betrat eines der beschädigten Häuser. Ein älterer Mann, in zerlumpter Kleidung, der in einer Ecke nach Habseligkeiten wühlte, bemerkte ihn nicht, als er sich lautlos näherte.
    Rudger war mit einem Satz bei ihm, hielt ihm das Messer an die Kehle und zerrte ihn aus der Hütte. Der Alte leistete wenig Gegenwehr und blinzelte ins Sonnenlicht.
    Rudger warf ihn vor dem Pferd des Fürsten auf den Boden.
    »Erhebe dich!«, donnerte der Fürst. Der Mann sprang auf und wollte direkt das Weite suchen, aber

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