Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
Konkurrenten – Moonbeam Toys z. B. – braucht nur ein Wort fallen zu lassen und du wirst in der Presse als einer, der fremde Arbeiter beschäftigt, gebrandmarkt. Und das hilft nicht gerade verkaufen.
    Denn an so was erinnert man sich. Gerade in dem kritischen Moment, wenn sie eines deiner Produkte mit einem Produkt deiner Konkurrenten vergleichen – dann fällt es ihnen ein. Und dann kaufen sie nicht bei dir. Ein Wort von dir, der alte Powell ändert seinen Namen, und du bist aus dem Schneider.«
    Ryan hatte zuversichtlich gelächelt und versprochen, sich darum zu kümmern. Als er den Kommunikator ausschaltete, kamen ihm zwei Gedanken.
    Erstens, er wußte, daß Powell zuerst verwirrt wäre und sich dann weigern würde, seinen Namen zu ändern.
    Zweitens, viel schlimmer, Sounders glaubte keinen Augenblick daran, daß Powell ein Waliser sein könne. Er dachte, er habe bloß einen unglücklichen Namen.
    Ryan merkte, daß er in einer Zweckmühle saß. Wo seine Konkurrenten sich weigerten, Arbeiter zu beschäftigen, die verdächtige Namen hatten, egal wie einwandfrei ihre Herkunft auch sein mochte, behielt Ryan einen lebendigen Welshman in leitender Position in seiner Firma – jemand, der auch ein Nationalist für die welsche Sache sein konnte. (Eine etwas undurchsichtige Sache, wie Ryan meinte.) Es war blutiger Ernst. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht? Er hatte die Zügel schleifen lassen.
    Ryan runzelte die Stirn. Nein – das war absurd. Powell war zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, um sich um Politik zu kümmern. Er war der letzte, der in so etwas verwickelt sein konnte.
    Doch der Name blieb. Die Nationalisten hatten letzthin einigen Ärger gemacht, und ganz schlimm war es nach der Ermordung des Königs geworden. Die welschen Nationalisten hatten behauptet, das sei ihr Werk gewesen, aber das hatten auch andere extreme Gruppen behauptet. Sah man es praktisch, dann war Powell ein Hindernis. Keine Frage, und doch konnte man niemand auf den bloßen Verdacht hin entlassen.
    Ich sitze ganz schön in der Tinte, dachte er. Er krauste die Stirn und ließ sich mit seinem Personalchef verbinden. Frederick Masterson saß an seinem Schreibtisch und arbeitete an einer grafischen Darstellung. Masterson war, physisch gesehen, das genaue Gegenstück zu Ryan. Als ihn der Anruf in seinem Büro erreich te, ließ er den Bleistift aus seiner langen schmalen Hand fallen und sah erschreckt in den Bildschirm. Als er Ryan sah, begann er vorsichtig zu lächeln.
    »Oh, Sie sind es«, sagte er.
    »Fred, ich hätte gerne detaillierte Angaben über alle Beschäftigten mit fremden oder seltsam klingenden Namen – oder fremder Abstammung, egal welcher Art. Nur um vorbeugen zu können, ich plane keine Säuberungsaktionen.« Er lachte kurz.
    Masterson grinste. »Dein Name ist irisch, nicht wahr, begorrah ?
    Ryan sagte: »Quatsch, Fred. Ich bin genauso wenig irisch wie du. Kein einziger Verwandter oder Vorfahre hat in den letzten hundert Jahren Irland auch nur gesehen, geschweige, er ist dort geboren. Es geht um das Wohl der Firma. Du weißt, wie engstirnig viele Leute sind, und es scheint noch schlimmer zu werden. Wir können es nicht darauf ankommen lassen. Wenn nötig, stell’ deine ganze Abteilung auf den Kopf und prüfe auch den kleinsten Hinweis auf irgend etwas Fremdartiges. Prüfe die Hochzeitspapiere, Familiengeschichten, Ort der Schule und frühere Beschäftigungen. Im Moment werden wir noch nichts unternehmen. Ich plane nicht, irgendwen zu opfern.«
    »Nicht im Moment«, sagte Masterson mokant.
    »Hör schon auf, Fred. Wir müssen vorbereitet sein. Wenn irgendwelche Konkurrenten anfangen, uns das vorzuwerfen, sind wir geliefert. Natürlich beschütze ich meine Angestellten so weit es geht. Und dies ist ein erster Schritt, um sicher zu sein, daß ich sie gegen jeden Skandal beschützen kann.«
    Masterson seufzte. »Was ist mit denen, die Negerblut haben? Ich meine, die Westindians haben sich ganz schön herumgetrieben, bevor sie alle zurückgeschickt wurden.«
    »O.k. ich glaube, niemand hat im Moment etwas gegen die Schwarzen, oder?«
    »Nicht im Moment.«
    »Schön.«
    »Aber man kann nie wissen …«
    »Nein.«
    »Fred, ich will sie beschützen.«
    »Natürlich.«
    Ryan unterbrach die Verbindung und seufzte.
    Plötzlich erinnerte sich Ryan an einen Traum, den er letzte Nacht gehabt hatte. Es war seltsam, wie man sich plötzlich an Träume erinnerte, lange nachdem man sie geträumt hatte.
    Es ging um eine Katze. Und um

Weitere Kostenlose Bücher