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Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Entschlüsse unangenehm oder gegen das Denken der Zeit gerichtet waren. Es war seine Dickköpfigkeit, die es ihm erlaubt hatte, länger durchzuhalten als die meisten anderen, und die ihn letztendlich hierher gebracht hatte, raus aus dem Chaos, das die zerrüttete, verrückt gewordene Erde darstellte.
    Und nur so kann er weitermachen. Er muß cool bleiben, die Depressionen, die schmerzhafte Einsamkeit, die schwächeren Teile seines Charakters dürfen nicht die Oberhand gewinnen.
    »Ich werde es schaffen«, murmelt er zuversichtlich vor sich hin, »ich werde es schaffen. Ich werde es schaffen. Meine Leute werden die Gelegenheit zu einem neuen Anfang bekommen.«
    Er gähnt. Seine Nacken- und Rückenmuskeln schmerzen. Er bewegt seine Schultern und hofft, so seine Muskeln zu lockern. Aber der Schmerz bleibt. Er muß etwas dagegen unternehmen. Er muß auf alle Fälle fit bleiben. Er hat nicht nur an sich zu denken.
    Er ist keineswegs stolz auf alles, was er auf der Erde getan hat. Manche Entschlüsse mußten den Umständen Rechnung tragen.
    Aber er ist nicht verrückt geworden.
    Zumindest nicht so, wie die meisten anderen.
    Er schaffte es, irgendwie heil durchzukommen. Seine Augen blieben klar und sahen die Dinge, wie sie waren, während die meisten mit Kanonen nach Spatzen schossen oder Phantomen nachjagten. Es war nicht einfach gewesen, und auch er hatte Fehler gemacht. Aber sein gesunder Menschenverstand hatte ihn auf die Dauer nicht verlassen.
    Was hatte einmal jemand zu ihm gesagt?
    Er nickt. Ja, das ist es: Du bist jemand, der überall durchkommt, der alles überlebt.
    Das ist jetzt offensichtlicher als je zuvor.
    Er hat überlebt – er, seine Verwandten und seine Freunde.
    Er ist auf dem Weg in eine saubere neue, von der Menschheit unberührte Welt und läßt den Rest der Menschheit in dem Scheißhaufen, den sie gemacht haben, verrotten.
    Aber er darf nicht hochmütig werden. Hochmut kommt vor dem Fall … Er darf auch nicht egozentrisch werden, denn das Glück hat dabei eine große Rolle gespielt. Es ist gar keine so schlechte Idee, sich von Zeit zu Zeit selbst zu testen und sich nach den Regeln der alten Religion zu überprüfen, z. B. nach denen der sieben Todsünden.
    KONTROLLE AUF HOCHMUT
    KONTROLLE AUF NEID
    KONTROLLE AUF TRÄGHEIT
    KONTROLLE AUF VÖLLEREI
    … usw. Das könnte nicht schaden und hielte ihn bei Vernunft. Er verschließt sich dem Gedanken nicht, daß er wahnsinnig werden könne. Die Möglichkeit besteht. Er muß auf die Anzeichen achten.
    So ist er schon immer vorgegangen.
    REPARATUR VOLLENDET meldet der Computer. Ryan ist zufrieden.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagt er. »Auf weitere gute Zusammenarbeit, Kamerad.«
    Im Gegensatz zu so vielen anderen ist Ryan noch nie in seinem Leben bei einem Psychiater gewesen. Er war bislang sein eigener Psychiater. Völlerei , zum Beispiel, konnte eine Form der Störung anzeigen, die sich in maßlosem Essen äußerte. Deshalb suchte er, wenn er verfressen war, nach dem wirklichen Grund dafür. Das galt auch für die Arbeit. Wenn sie einem über den Kopf wächst – soll man Urlaub machen. Danach arbeitet es sich besser, und man verschwendet keine Zeit damit, die Mitarbeiter wegen Feh lern zu beschimpfen, die man selber auch gemacht hätte. Er dreht an einem Wasserhahn und probiert das Wasser. Er schmatzt mit den Lippen, es schmeckt gut.
    Er ist erleichtert. Die verwirrenden Träume, die Depressionen weichen einem Gefühl des Wohlbehagens. Er hat rechtzeitig umgeschaltet. Statt an die schlechten Zeiten der Vergangenheit zu denken, denkt er zurück an die guten.
     
     
     
Kapitel 9
     
    Masterson meldete sich ungefähr eine Woche, nachdem er seine Überprüfung begonnen hatte.
    Ryan fühlte sich seit Tagen wohler. Die Davis-Angelegenheit war beigelegt. Davis hatte zwei drittel der Schulden bezahlt und Ryan tilgte großzügig eine Hypothek auf Davis’ Appartement, so daß dieser wenigstens eine Wohnung hatte, nachdem er sein Geschäft verkauft hatte.
    »Guten Morgen, Fred, gibt’s was Neues?«
    »Ich habe die Sache erledigt, um die du mich gebeten hast.«
    »Irgendein Ergebnis?«
    »Ich habe die Ergebnisse grafisch dargestellt.«
    »Und wie sieht das aus?«
    »Ich fürchte, es wird ein ganz schöner Schock für dich sein.« Masterson grinste. »Ich glaube, ich komme besser zu dir und zeige dir, was ich herausgefunden habe.«
    »Ja – natürlich – selbstverständlich, Fred, wann wolltest du kommen?«
    »Sofort?«
    »Gib mir ‘ne halbe Stunde.«
    »Ist

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