Der schwarze Korridor
recht.«
Ryan benutzte die halbe Stunde, um sich auf Mastersons Besuch vorzubereiten. Er räumte seinen Schreibtisch auf, legte alles beiseite, was wegzulegen war und stellte die Stühle gerade.
Als Masterson erschien, saß er an seinem Schreibtisch und lä chelte. Masterson breitete die Grafik aus.
»Ich sehe, was du meinst«, sagte Ryan. »Gott im Himmel, es scheint mir höchste Zeit zu sein.«
»Es bestätigt, was ich befürchtet habe«, sagte Masterson. »Zehn Prozent unserer Beschäftigten, vor allem aus den Fabriken im Norden, sind gänzlich fremder Herkunft – hauptsächlich Australier und Iren. Weitere zehn Prozent haben Eltern, die außerhalb England geboren wurden, meistens in Schottland, Wales oder Irland. Drei Prozent sind zwar in England geboren und erzogen worden, sind aber Juden. Ungefähr ein halbes Prozent hat Neger- oder asiatisches Blut. So sieht es aus.«
Ryan rieb sich die Nase. »Verdammt schwierig, was, Masterson?«
Masterson zuckte mit den Schultern. »Das läßt sich gegen uns ver wenden. Sogar auf mehrere Arten. Wenn die Regierung denjeni gen Firmen, die zu hundert Prozent Engländer beschäftigen, Steuererleichterungen bietet, wie man es ja vorhat, dann werden wohl wir nicht davon profitieren. Außerdem wird es, sobald die Konkurrenz diese Information weitergibt, Embargos der Groß- und Einzelhändler geben. Und schließlich gibt es noch die Kunden.«
Ryan fuhr sich gedankenvoll über die Lippen. »Wir sitzen in der Patsche, was, Fred?«
»Ja, bei Gott.«
»Verdammt, Fred«, Ryan kratzte sich am Kopf. »Da gibt’s nur eins, oder?«
»Wenn du überleben willst, ja«, sagte Fred.
»Das heißt, einige opfern, um viele zu schützen. Wir werden ihnen natürlich großzügige Überbrückungsbeihilfen zahlen.«
»Es sind etwa fünfunddreißig Prozent der Belegschaft.«
»Natürlich muß das schrittweise geschehen.« Ryan seufzte. »Ich muß auch noch mit den Gewerkschaften sprechen. Ich glaube nicht, daß sie uns Schwierigkeiten machen. Sie werden das verstehen.«
»Darüber würde ich mir als erstes Klarheit verschaffen«, sagte Masterson.
»Natürlich. Was ist los Fred? Du scheinst noch was auf dem Herzen zu haben.«
»Na schön, du weißt genausogut wie ich, daß das auch bedeuten würde, sich von Powell zu trennen.«
»Er wird darunter nicht leiden. Ich bin doch kein Unmensch, Fred. Du wirst doch zugeben, das ist der einzige Weg, um zu überleben. Wir müssen realistisch sein. Lege ich mich auf ir gend einen abstrakten Standpunkt fest, so macht die Firma innerhalb der nächsten sechs Monate pleite. Das weißt du auch. Das einzige, worüber sich alle politischen Parteien einig sind, ist, daß viel von unserem Ärger daher rührt, daß wir zu nachsichtig mit den Fremd arbeitern sind. Woher auch immer der Wind in der nächsten Zeit wehen wird, diesem können wir nicht ausweichen. Und so wie unsere Konkurrenz beschaffen ist, können wir es uns nicht leisten, Glacehandschuhe zu tragen und Krokodilstränen zu weinen.«
»Das ist mir völlig klar«, sagte Masterson.
»Powell wird es nicht bedauern. Er könnte genausogut ein Pup pendoktor sein oder ein Spielzeuggeschäft führen. Das werde ich tun. Ich kaufe ihm einen verdammten Spielzeugladen, was sagst du dazu? So sind alle glücklich.«
»O.k.«, sagte Masterson, »klingt gut.« Er rollte die Grafik wieder zusammen. »Ich lasse dir die Studie da, damit du sie durchsehen kannst.« Er ging zur Tür.
»Danke schön, Fred«, sagte Ryan. »Gute Arbeit. Sehr brauchbar. Danke.«
»Das ist mein Beruf«, sagte Masterson. »Auf Wiedersehen.« Er verließ das Büro.
Ryan war erleichtert, als er gegangen war. Immer, wenn er sein Büro betrat, konnte er sich nicht eines unbehaglichen Gefühls erwehren. Er lehnte sich zurück und summte ein Lied und studierte Mastersons Kurven.
Er mußte am Ball bleiben.
Masterson hatte seinen Finger auf das einzig wirkliche Problem gelegt. Er verabscheute den Gedanken, Powell zu feuern, trotz seiner unerträglichen Freundlichkeit. Als Manager war Powell erstklassig. Ryan kannte niemand in diesem Geschäft, der Po wells Platz auch nur halbwegs ausgefüllt hätte. Ein williger, zufriede ner Arbeiter, der sogar länger arbeitete, als man es von ihm erwartete.
Aber war das nur seine Gutherzigkeit? fragte sich Ryan. Ihm ging ein Licht auf. Vielleicht war Powell einfach dankbar dafür, einen Job zu haben. Niemand sonst würde ihn einstellen.
Das sah diesen verdammten Welschmännern ähnlich, einfach auf
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