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Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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handelt oder um Agenten einer feindlichen Macht, wir müssen herausfinden, woher sie kommen.«
    Und wie ein Windstoß antwortete die Menge:
    »Jaaa …«
    Wenn er nicht konkreter wird, werden sie ihm nicht mehr lange so an den Lippen hängen, dachte Ryan skeptisch. Er muß ihnen sagen, wie sie diese Gespenster fangen können, die sie vernichten sollen.
    »Wer sind sie, wie können wir sie finden?« fragte Beesley. »Wie? Wie?«
    Seine Stimme troff vor Vernunft. »Ihr alle wißt in eurem Inner sten, wer sie sind. Es sind die Männer – und Frauen, ja auch Frauen, die anders sind. Ihr kennt sie. Ein Blick genügt. Sie sehen anders aus. Sie zeigen Zweifel, wo ihr und ich Gewißheit haben. Es sind die Leute, die nicht an das glauben, für was wir kämpfen.
    Es sind die Skeptiker, Häretiker und Spötter. Sie verstehen es, dich an allem zweifeln zu lassen, sogar an dir selbst. Sie lachen viel und lächeln zu oft. Sie versuchen, dir deine Ideale zu steh len. Es sind die, die zurückstehen, wenn es gilt, unser Land zu säu bern. Sie verteidigen Dinge, über die wir uns zu Recht ärgern. Ihr kennt sie, Freunde. Ihr kennt die Leute, die hierher geschickt wurden, unser Land zu unterminieren. Ihr habt sie schon immer gekannt. Jetzt ist es Zeit, sie zu entlarven und sie zu behandeln, wie sie es verdient haben.«
    Noch bevor seine Rede geendet hatte, war die Menge in Aufruhr.
    Ryan stieß Masterson an, der mit verlorenem Blick auf das Red ner pult starrte. »Laß uns gehen«, sagte er. »Hier wird es Ärger geben.«
    »Nur für die Fremden«, sagte James Henry auf der anderen Sei te. »Kommt, laßt uns sie suchen und jagen.«
    Ryan schaute erstaunt auf Henry. Henrys grüne Augen waren ausdruckslos. Er drehte sich nach seinem Bruder John um, der sich unter dem Blick seines älteren Bruders einen Ruck zu geben schien. »Er hat recht«, sagte John, »wir sollten besser nach Hau se gehen. Das hier ist Massenhysterie.«
    Henrys Gesichtszüge versteinerten. »Ich bleibe.«
    »Hör zu« – Ryan wurde von der Menge hin und her gestoßen, und Schnee rieselte in seinen Nacken. »Henry, du kannst nicht …«
    »Tu, was du willst, Ryan. Wir sind aufgerufen worden, uns um diese Fremden zu kümmern, also werden wir uns um sie kümmern.«
    »Sie werden sich hüten, ausgerechnet heute hierher zu kommen«, rief Ryan, hielt dann inne, weil er merkte, daß er bereits auf Hen rys Standpunkt einging. »Um Himmels willen, Henry, sei doch vernünftig.«
    »Einverstanden. Das macht unsere Pflicht nur noch deutlicher.« Die Menge schob die vier Männer vor und zurück. Sie mußten schreien, um sich in dem Lärm verständlich zu machen.
    »James – komm mit nach Hause und laß uns darüber reden. Das ist nicht der Ort …«
    Ryan hatte Mühe, nicht von der Menge weggespült zu werden. Von irgendwoher hörte man Schüsse. Dann brach das Geräusch ab und Ryan hörte, wie er in die eintretende Stille rief: »Du würdest den Unsinn mit den ›Fremden‹ nach einem Drink zu Hause nicht mehr ernst nehmen.«
    Ein Mann streckte seinen Kopf über Henrys Schulter. Sein Gesicht war gerötet.
    »Was war das, Freundchen«, fragte er Ryan.
    »Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen.«
    »Nein? Ich habe gehört, was du gesagt hast. Das wird hier jeden interessieren. Wenn du mich fragst, bist du einer von ihnen.«
    »Ich habe Sie aber nicht gefragt.« Ryan sah verächtlich auf den schwitzenden Mann herab. »Aber jedem das Seine. Wenn Sie meinen, daß es stimmt …«
    »Halt den Mund«, schrie Masterson und zog Ryan am Ärmel. »Halt den Mund und komm nach Hause.«
    »Ein verfluchter Fremdling«, schrie der Mann. »Ein ganzes Nest von ihnen.«
    Sofort, so schien es Ryan, war die Menge über ihnen. Selbst in dieser Situation traf er seine Entscheidungen blitzschnell und überlegen.
    »Beruhigt euch«, sagte er mit Kommandostimme. »Ich glaube, wir machen einen Fehler. Die Fremden müssen gefunden werden. Aber wir müssen systematisch vorgehen, wissenschaftlich vorgehen. Es könnte ein Trick der Fremden sein, uns gegeneinander aufzuhetzen.«
    Der rotgesichtige Mann zuckte mit den Schultern und grunzte: »Kann schon sein.«
    »Ich glaube, wenn die Fremden heute hier sind, sind sie nicht gerade in der Mitte der Menge. Sie sind an den Rändern und versuchen, sich fortzustehlen«, fuhr Ryan fort.
    »Ihnen nach.«
    Ryan führte sie und brüllte wie sie.
    »Fremde, Fremde, haltet die Fremden. Haltet sie, dort drüben in den Straßen.« Die Menge zu durchbrechen war, als wate man

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