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Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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    ********* WIR TRIUMPHIEREN WÄHREND DIE MENSCHLICHE RASSE AUFGEHÖRT HAT ZU EXISTIEREN ******.
    Ich muß mich besser unter Kontrolle halten, denkt Ryan.
    Er geht zum Schreibpult, holt sein rotes Logbuch und schreibt: Ich muß mich besser unter Kontrolle halten.
    Er taumelt zurück zum Computer und bemerkt, daß er sein rotes Logbuch auf dem Tisch liegengelassen hat. Er kämpft sich zurück und legt das Buch sorgfältig, aber unter großen Mühen, in die Lade zurück, die er langsam zuschließt. Er geht zurück zum Computer. Er löscht die alten Eingaben, so gut er kann, indem er sie in die tiefsten Tiefen des Computer-Gedächtnisses verbannt. Auf schwachen Beinen verläßt er den Kontrollraum.
    Ich muß das alles besser kontrollieren.
    Ich muß diese Alpträume vergessen.
    Ich muß mich zur Ordnung rufen.
    Wenn ich den Computer zerstöre, bin ich am Ende.
    Alles hängt von mir ab.
     
    Wir triumphieren, während die menschliche Rasse …
    Ryan weint.
    Er kehrt in sein Gefängnis zurück, nimmt erneut drei Tabletten und schläft.
     
    Er träumt von der Fabrik, er steht in einer riesigen Halle, in Ry ans Traum dunkler als in Wirklichkeit, voll riesiger Maschinen, nur das Vibrieren des Bodens verrät, daß die Maschinen arbeiten. Am Ende jeder Maschine ist ein Förderwagen, in den sich die Einzelteile ergießen, aus denen sich die ›Ryan-Spielzeuge‹ zu sammensetzen. Die Köpfe, Arme, Beine und Rümpfe von Puppen, die wolligen Köpfe, Beine und Körper von Schafen, Tigern und Hasen. Die kleinen Steuerzentren für sein mechanisches Spielzeug, die Metallteile für seine Krähne, Pumpen und Raumschiffe; die riesigen Köpfe der Realboys und Realgirls.
    Die Maschinen spucken ihre Produkte unbeirrt und gleichmäßig aus. Ist ein Wagen gefüllt, fährt er ab, und ein neuer gleitet an seine Stelle. Ryan sieht zu. Er weiß, daß er hier eigentlich nichts zu suchen hat. Er sieht einen weiß gekleideten Mechaniker an den Maschinen entlanggehen und durch eine Tür am Ende der Halle verschwinden.
    Ob der Mechaniker ihn wohl gesehen hat?
    Wagen fahren ab, neue rücken an ihre Stelle.
    Plötzlich sieht Ryan, wie sich die Einzelteile in die Luft erheben als seien sie schwerelos. Sie schweben aufeinander zu und setzen sich in der Luft selbst zusammen. Als sie sich vervollkommnet haben, so vollständig, wie das mit den vorhandenen Teilen möglich ist, schweben sie zu Boden und beginnen, sich zu bewegen.
    Eine Kette blonder Realboys, lebensgroß, aber ohne Arme, be wegt sich langsam vorwärts und singt mit hohen Stimmen, »Frère Jacques«.
    Eine Herde wolliger Schafe grast und hebt und senkt dabei mechanisch die Köpfe.
    Das Raumschiff schwebt summend über dem Fußboden.
    Ryanroboter stolzieren dröhnend umher, stoßen an die Maschinen und stolpern übereinander. Zwei große Haufen klingender Bau klötze singen die Buchstaben, die auf ihre Flächen gedruckt sind –
    ICH BIN A
    ICH BIN M
    ICH BIN U
    Die Realgirls fassen sich an den Händen und tanzen um ihn herum, daß ihre blonden Locken fliegen. Die Ryankampfwagen rasen auf dem Fußboden umher und schießen ihre Miniaturraketen ab.
    Ryan betrachtet verwundert das Getümmel. Der Fußboden ist nahezu bedeckt von all dem, was in seiner Fabrik produziert wird.
    Er blickt auf die Bauklötze und grinst. Einige sind so gefallen, daß sie nun das Wort UNTERHALTUNG bilden.
    Mitten in dieser Szenerie endet Ryans Traum, und er fällt in tiefen Schlaf.
     
    *
     
    In Übereinstimmung mit der Anordnung, die sicherstellte, daß kein Mitglied der Regierung oder des Sicherheitsdienstes an irgend etwas außer seinen Rangabzeichen identifiziert werden durfte, trug der Mann aus dem Ministerium ein schwarzes Tuch über dem Gesicht. Nur die Augen und der Mund waren zu erkennen.
    Ryan saß hinter seinem Büroschreibtisch und betrachtete nervös seinen Besucher.
    »Wünschen Sie eine Tasse Tee«, fragte er.
    »Ich glaube nicht.«
    Ryan konnte förmlich den Ausdruck mißtrauischer Ablehnung auf dem Gesicht des Mannes sehen. Er hatte einen taktischen Fehler gemacht. »Herr Ryan«, sagte der Beamte.
    »Ja«, sagte Ryan zustimmend.
    »Herr Ryan – Ihnen scheint nicht klar zu sein, daß wir uns quasi im Kriegszustand befinden. Seit Birmingham, ohne von uns pro voziert worden zu sein, London angriff und dabei die Lagerhäu ser von Shepperton und Staines bombardierte, sieht sich die offiziel le Regierung von Südengland gezwungen, einen Großteil der Pri vatindustrie zur Produktion von Kriegsgütern zu

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