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Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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rotes Logbuch vor und erschrickt. Quer über eine Seite gekritzelt, liest er die Worte:
    ICH MUSS DIE KONTROLLE ÜBER MICH BEHALTEN
    Es sieht kaum noch seiner Schrift ähnlich, und doch muß er es geschrieben haben.
    Wann hat er das geschrieben? Er hat doch noch gar keine Zeit gehabt, Eintragungen zu machen. Ist es heute oder gestern gewesen? Er kann sich nicht erinnern.
    Er holt tief Atem, unterstreicht die ersten beiden Zeilen rot und beginnt zu schreiben:
    Alles scheint in Ordnung. Ich halte meinen Zeitplan ein und bin zuversichtlich. Heute fühle ich mich weniger von der Einsamkeit bedrückt und glaube wieder daran, die Mission erfüllen zu können. Unser Raumschiff kommt gut voran, und ich bin zuversichtlich –
    er hält inne und kratzt sich am Kopf. Er starrt auf sein Gekrakel
    ICH MUSS DIE KONTROLLE ÜBER MICH BEHALTEN !
    Ich bin zuversichtlich, daß die Phase der Alpträume und der Hysterie vorbei ist. Ich habe die Kontrolle über mich wiedererlangt und deshalb –
    Er überlegt, ob er die Seite herausreißen soll, um neu anzufangen. Aber das würde nicht mit dem übereinstimmen, was er sich vorgenommen hat.
    Er beißt sich auf die Lippen …
    – bin ich zuversichtlich. Diese obere Zeile ist ein Rätsel für mich, denn ich kann mich nicht erinnern, sie geschrieben zu haben. Vielleicht war ich angespannter als ich ahne und habe sie gestern abend geschrieben. Auf jeden Fall war es ein guter Rat. – Der Rat dieses Fremden, der ich selbst gewesen sein muß.
    Dennoch bleibt ein ungutes Gefühl. Ich hoffe nur, mir fällt noch ein, wann ich es geschrieben habe.
    Er unterschreibt und stellt das Buch an seinen Platz, steht auf, schaut sich ein letztes Mal im Kontrollraum um und verläßt den Raum.
    In der Bibliothek holt er sich noch ein paar Lehrprogramme, die er noch bis zum Schlafengehen studieren will.
    Erneut träumt er.
    Er ist auf dem neuen Planeten. Die Landschaft ist lieblich. Er steht in einem Tal und gräbt den Boden um. Er ist allein und zufrieden. Weit und breit keine Spur von der Rakete oder den anderen, aber das stört ihn nicht, er ist allein und zufrieden.
     
    *
     
    Der nächste Morgen beginnt wie alle anderen. Es gelingt ihm, neben seinen Routinearbeiten noch eine Stunde für sein Studium zu erübrigen. Er beginnt, die Grundbegriffe der Landwirtschaft zu verstehen.
    Ryan begibt sich in die Kontrollzentrale, um seine letzten Eintragungen zu machen:
    Ein weiterer schöner, ereignisloser Tag, den ich der Erweiterung meines Wissens widmen konnte. Ich beginne, mich wie ein alter Scholar zu fühlen, und kann plötzlich die Begeisterung verste hen, Wissenschaft um der Wissenschaft willen zu betreiben.
    Natürlich ist das auch eine Art Flucht – ich glaube zu erkennen, daß sogar die verzwicktesten akademischen Beschäftigungen letztendlich ein Versuch sind, die Realitäten des normalen Lebens zu negieren. Meine Studien dagegen haben einen praktischen Hintergrund. Ich brauche eine Menge Wissen über jede nur erdenkliche Art von Landwirtschaft, wenn wir …
    Eine Signallampe am Computer leuchtet auf und verlangt seine Aufmerksamkeit.
    Erschrocken erhebt sich Ryan und begibt sich hinüber.
    ******* ZUSTANDSBERICHT DER PERSONEN IN DEN CONTAINERN NICHT ERHALTEN *******************
    Ryan fährt zusammen.
    Es ist wahr. Zum ersten Mal hat er vergessen, die Hiberna- tionsanlage zu überprüfen. Er war so von seinem Studienprogramm gefesselt, daß er es vergessen hat. Er antwortet dem Computer:
    ****** BERICHT FOLGT IN KÜRZE ****
    Er ärgert sich über seine Vergeßlichkeit und ist gleichzeitig erleichtert, daß der Computer so programmiert ist, daß er jede seiner Tätigkeiten überprüft und ihn notfalls an jedes seiner Versäumnisse erinnert. Er begibt sich zum Hibernationsraum.
    Er betätigt den Schalter zum Öffnen der Tür.
    Aber die Tür öffnet sich nicht.
    Noch einmal betätigte er den Schalter.
    Nichts rührt sich.
    Ryan ist einer Panik nahe. Gibt es außer ihm noch jemand auf dem Schiff? Einen blinden Passagier, der …?
    Er verwirft den Gedanken als kindisch und füttert eine Frage in den Computer:
    ***** TÜR ZUM HIBERNATIONSRAUM ÖFFNET SICH NICHT ***** ERBITTE ANWEISUNG ****
    Nach einer kurzen Pause antwortet der Computer:
    ***** SICHERHEITSSPERRE IN BETRIEB „„ MUSS AM KONTROLLPULT DEAKTIVIERT WERDEN ********
    Ryan begibt sich zum Kontrollpult, überfliegt den Sicherheitsplan für die einzelnen Türen und sieht, daß der Computer recht hat.
    Er betätigt einen Schalter auf dem Pult und

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