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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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inmitten des Schilfs unter, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, Barren geschmolzenen Kupfers auf dem Fluss.
    Sie waren vom Hunger geschwächt, doch jeden Tag stießen sie auf solche, die noch hungriger waren als sie selbst. Sie ritten in das Wüstenkönigreich, über unbelebte Salzpfannen und hinein in die Kysylkum, eine glühende Sandfläche, gespickt mit einsamen Stauden rauen, sandig gelben Grases. Hin und wieder sahen sie Oasen, Geröllwüsten, Wasserläufe, Herden ausgemergelter Pferde. Die Reiter neigten die Köpfe in ihren Kapuzen und erinnerten sich, dass der größte Feind des Nomaden immer die Dürre war. Warum waren sie nach Osten geritten, hinein in diese Wüstenei und Trockenheit? Damit sie ihre Zahl vermehren und dann zurück nach Westenreiten konnten, den grünen Weiden und sanften Wäldern Europas entgegen. Mochte dieser Tag bald eintreffen.
    In den Rillen und den Dünen, die der heiße Wind in den Sand gegraben hatte, lasen die bekümmerten Männer Prophezeiungen eines langen Schlafes und eines plötzlichen Erwachens. Der Sand blendete ihre scharrenden Pferde, die schwermütig wieherten, die Mähnen und die langen Wimpern dick mit rotem Sand verklebt. Unter dem Sand, hieß es, lebte in dieser Gegend ein Säure speiender Blutwurm; kopflos, augenlos, im Untergrund lauernd, eine Ausgeburt des Schreckens.
    Sie ritten über ein hohes, steiniges Plateau. In einem weiten Talkessel stießen sie neben einem absterbenden Fluss auf vier trostlose, knochige Kühe mit welken Eutern, die auf dem harten, gesprungenen Ufer des hartgebackenen Schlamms standen. Einige bis aufs Skelett abgemagerte Dorfbewohner ließen graues Wasser in einen Trog für einen Haufen von madenbefallenen Schafen mit langen, dürren Hälsen laufen, denen die Wolle aufgrund einer Seuche an Kopf und Nacken in Büscheln ausfiel. Einige der jüngeren Krieger schickten sich dennoch an, die Schafe wegen ihres Fleisches abzuschießen und zückten Pfeil und Bogen. Attila gebot ihnen Einhalt.
    Die Leute standen da und starrten sie an. Die Jungen nackt, die Alten zahnlos, schlammverkrustet die Kinder, mit Fliegen an Augen und Nase. Völlig passiv warteten sie auf irgendein vom Himmel verhängtes Ereignis, über das sie keine Macht hatten, nicht einmal die des Gebetes. Zwar folgten ihre Augen den Reitern aus einer anderen Welt, doch sie waren leer und ungerührt, als nähmen sie gar nichts wahr.
    Die Hunnen fragten sie über die Kutriguren aus, worauf sie zunächst nur mit verdrießlichem Schweigen antworteten. Doch dann begannen ein oder zwei stammelnd zu redenund fielen sich ständig ins Wort. Ihre Sprache war seltsam, aber Attila verstand sie ausreichend gut.
    Sie erzählten, die Reiter in Schwarz hätten sie schon viele Male überfallen. Ihre Wintervorräte seien davongeschleppt, ihr bestes Vieh erschlagen worden. Manche der bösartigen Reiter hätten getötete Tiere in ihre Brunnen geworfen. Warum hatten sie das getan? Sie seien nicht ihre Feinde. Warum solche Grausamkeit Fremden gegenüber? Gewiss gebe es keine Gerechtigkeit unter der Sonne.
    Eine alte Frau, schwer auf einen gedrungenen Stock gestützt, trat aus der Schar der elenden Dorfbewohner hervor. Ihr Gesicht war rissig und zerklüftet von Sonne und Wind wie der aufgeplatzte Schlamm am Seeufer. Zornig und furchtlos ging sie Attila an, als ob sie sich bereits in einem Streit mit ihm befände.
    «Seit Jahren hängen wir von der Gnade dieser Leute ab», sagte sie. «Da, wo sie jetzt lagern, im Osten, unten am Fluss, ist es uns verboten, Wasser zu holen. Nur dieser bittere See steht uns zur Verfügung, als hätten die Götter den Fluss für sie allein geschaffen.» Sie stieß ihren Stock in den Staub. «Haben die Götter das etwa getan?»
    «Das haben sie nicht», erwiderte Attila. «Die Götter erschufen die Flüsse für alle Menschen gleichermaßen und ohne Unterschied. Jedes Land wurde für die reitenden Nomaden dieser Erde erschaffen. Die Lande im Westen erschufen die Götter nicht etwa, damit daraus das Kaiserreich der Römer würde. Trotzdem verschließen die Römer ihre grünen Weiden und ihre sanften Wälder vor den armen Menschen Asiens und bewachen sie so eifersüchtig wie Geizhälse ihre Schätze. Die Wälder Europas, die Ebenen und die gewaltigen Flüsse Skythiens, die Berge Asiens – sie alle wurden erschaffen ohne Zaun oder Abgrenzung für alle Menschen gleichermaßenund ohne Unterschied.» Er richtete diese Worte über seine Schulter auch an seine Gefolgschaft. «Erinnert

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