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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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weiteren Befehl ihres listigen Häuptlings – kein Mensch blieb lange Anführer der Kutriguren, wenn er nicht klug und höchst verschlagen zugleich war. Schon reichten einige Männer Fackeln herum, anderescherten aus und holten Pfeile von einem flachen Wagen. Frauen reichten sie ihnen, sie lächelten dabei und schnalzten mit der Zunge. Die Schäfte dieser Pfeile waren fest mit harzigem Schilf umwickelt, das auch bei größter Kälte in den Sümpfen nicht gefror. Einige waren in Öl getaucht, das sich in der Wüste fand; einmal entflammt, würden diese Fackeln nicht ausgehen, bis sie völlig heruntergebrannt waren. Die Kutriguren entzündeten diese Feuerpfeile an Fackeln, die in der Hand gehalten wurden, rauchende Leuchtzeichen, die wie siegreiche Flaggen im Wind flatterten. Andere entzündeten sie an den brennenden Dorfhütten selbst. Ohne Hast zielten sie sorgfältig und schossen die Pfeile dann über die Dornenhecke hinweg, einige aber direkt in sie hinein. Sofort stand das trockene Gestrüpp in Flammen und brannte lichterloh.
    Flammen explodierten vor Orestes’ und Attilas Gesicht, und beide Männer mussten zurückweichen. Orestes schwankte ein wenig.
    Es kam genau so, wie Attila es vorausgesehen hatte. Sobald die Dornenhecke brannte, bildete die Flammenwand ihre beste Verteidigungslinie. Bald würde sie als schwarzes, rauchendes Gerippe in sich zusammenfallen, und die Kutriguren würden sie zu Fuß überwinden. Und dann würde diese kleine Schar Krieger und Abenteurer ohne Umschweife niedergemetzelt werden, egal, wie tapfer sie sich so fern der Heimat schlugen.
    Noch immer flogen die Pfeile. Ein anderer Krieger, einer von Aladars Männern, bekam die Wucht des Angriffs dort, wo die Dornenhecke zerstört war, voll zu spüren. Er taumelte rückwärts und näherte sich langsam der Stelle, an der die verängstigten Dorfbewohner sich zusammengeschart hatten. Wie schützend hielt er die Hand vor das Büschel weißerFedern, das in seinem Bauch steckte, als wäre es ein Baby. Ein weiterer Pfeil, dann noch einer, trafen ihn hinterrücks, bis er schließlich tot zusammenbrach.
    Von den Dorfbewohnern, die unter ihren Holzlatten kauerten, hörte man unterdrücktes Weinen.
    Die ersten Pferde waren ins Straucheln geraten und in den Graben vor dem Dornendickicht gestürzt. Ihre Hufe scharrten hilflos in der Luft, sie bleckten die langen Zähne und wieherten. Während sie verzweifelt versuchten, die einstürzende Böschung der halbverdeckten Barriere hinaufzuklettern, wurden sie mitsamt ihren Reitern aus nächster Nähe getötet. Nach einiger Zeit war der Graben mit Toten und Sterbenden reichlich gefüllt, jetzt loderte die Dornenhecke auf und brach zusammen.
    Direkt auf der anderen Seite des vollgestopften Grabens näherten sich berittene Krieger furchtlos dem Dickicht und warfen ihre Lassos nach den letzten Ästen und Dornen, um sie beiseitezuzerren. Fußsoldaten hieben mit Äxten auf die dicken verkohlten Pfähle ein und ließen sie zersplittern. Die besten Reiter der Kutriguren waren noch im Vollbesitz ihrer Kräfte.
    «Aladar!», brüllte Attila verzweifelt. «Komm mit deinen Männern hier herüber! Verteidigt diese Schneise um jeden Preis!»
    Aladar und seine Männer preschten herüber, und sie taten sogar noch mehr. Aladar durchtrennte mit dem Schwert die Lassostricke, und seine Männer fielen im Schatten der sich aufbäumenden Pferde auf die Knie und schossen direkt auf die Reiter. Ein Kutrigure rutschte vom Pferd, rappelte sich aber wieder auf, zog sein langes gebogenes Schwert und trat Aladar entgegen. Dieser rannte seitlich auf ihn zu, holte mit dem Schwert aus und hieb ihm mit einem einzigen Streichdie Schädeldecke vom Kopf, die wie eine Scheibe durch die Luft segelte. Der Mann stand unbeweglich da, die Augen vor Erstaunen geweitet. Das Gehirn quoll ihm aus dem offenen Schädel wie Haferbrei über den Rand eines Kessels. Mit einer blitzschnellen Bewegung ritzte Aladar dem Mann den Bauch auf. Der dem Untergang Geweihte blieb noch lange genug am Leben, um mit anzusehen, wie seine eigenen bleigrauen Eingeweide vor ihm auf den Boden glitten wie eine Menge sich windender Aale. Endlich brach er tot über ihnen zusammen.
    In der Nähe fuhr sich Yesukai mit der Hand übers Gesicht, seine Brust hob und senkte sich schwer. Frisches, helles Blut sickerte aus der Wunde unter seinem Arm, der Pfeil war tiefer eingedrungen, als es den Anschein hatte.
    Orestes wich noch weiter vor der einstürzenden Feuersbrunst zurück und sah zu

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