Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
steht im Vers vier, achtunddreißigste Sure: Die Männer sind den Frauen überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den anderen gegeben hat. Die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam. Diejenigen aber, deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet – warnet sie, verbannt sie aus den Schlafgemächern und schlagt sie, denn siehe, Allah ist hoch und groß. Ihr solltet Euch mit dem Koran beschäftigen, lieber Gast, dann versteht Ihr besser.«
    »Ich studiere bereits den Koran, edler Sultan, Euer Bruder, der edle Malik el-Adil, hat mir ein Exemplar der Heiligen Schrift geschenkt und Euer Imam al-Barkur unterweist mich in deren Studium. Es ehrt mich sehr, denn ich weiß, dass es nur Euren Imamen erlaubt ist, die Schrift zu lesen.«
    »Ihr seht, welches Vertrauen und welchen Stand wir Euch einräumen, Lord de Cazeville. Und ich hörte, dass es meiner Rosenblüte im Garten Allahs bereits deutlich besser geht. Bis an Euer Lebensende stehe ich in Eurer Schuld.«
    »Ihr schuldet mir nichts, großer Sultan. Die Möglichkeit, Religion, Kunst, Kultur und Wissenschaft Eures Reiches zu studieren, ist mir Lohn genug.«
     
     
    Rupert blieb der einzige Mann, dem es gestattet war, den Harem zu betreten. Es gab nicht wenige Neider und warnende Stimmen, doch Aimees Gesundung gab dem Sultan Recht, der alle vorgetragenen Einwände zurückwies und gleichzeitig ein unbegrenztes Vertrauen in den fremden, schwarzen Mann setzte.
    Einer der Neider, der sich durch des Sultans Verhalten persönlich beleidigt sah, war Moses Maimonides, ein jüdischer Arzt. Er lebte seit vielen Jahren am Hof des Sultans und war mit der ärztlichen Betreuung des Herrschers und seiner Familie betraut. Es lag Moses Maimonides jedoch fern, seinen Unmut den Sultan spüren zu lassen. Stattdessen richtete er sich gegen Rupert selbst. Mehrmals hatte er den unheimlichen Fremden im Palast gesehen. Doch da auch Moses das Betreten des Haremsbereiches verboten war, musste er lange auf den Tag der Begegnung warten. Dies geschah ganz unverhofft auf dem säulenflankierten Gang zwischen dem Wohnbereich Saladins und den Räumen, die die Vertrauten, Kämmerer, Minister und Gelehrten des Sultans bewohnten.
    Moses Maimonides vertrat Rupert den Weg. Rupert stand wie eine schwarze Statue vor ihm, während der kleine jüdische Arzt ihn argwöhnisch beäugte. »Euch eilt ein seltsamer Ruf voraus«, sagte Moses. »Ungewöhnlich für einen Mann aus dem Abendland. Und Ihr seid Euch sicher, dass Ihr Euer Wissen nicht aus dem Orient habt?«
    Ruperts schwarze Augen warfen ihm einen vernichtenden Blick zu, ohne zu antworten.
    »Nun ja, die schöne Aimee ist tatsächlich gesundet und das in erstaunlich kurzer Zeit. Ich will sagen, sie ist gesünder als vorher, als wenn eine neue Energie in ihren Körper geflossen sei, die vorher nicht vorhanden war.«
    Ruperts rechte Augenbraue zuckte kurz, doch er schwieg noch immer. Es lag ihm fern, diesem jüdischen Medicus eine Antwort zu gewähren.
    »Medizin, Astronomie, Architektur – kaum eine Wissenschaft, kaum eine Kunst, in der die Araber nicht den anderen voraus sind. Während die Christenheit besorgt ist um das Jenseits, demonstrieren die hiesigen Gelehrten im Diesseits.« Er schürzte verächtlich die Lippen. »Während die christlichen Ärzte mit Gottvertrauen und Knochensäge ihre Patienten zu Tode kurieren, behandeln die arabischen Mediziner die Kranken nach der Ursache ihrer Krankheit. Und doch habt Ihr Aimee geheilt. Sagt mir, was ist Euer Geheimnis?«
    Jetzt war es an Rupert, geringschätzig auf den Juden herabzublicken. »Es ist kein Geheimnis«, sagte er lakonisch. »Ich bin kein Christ.«
    »Kein Christ? Aber auch kein Jude! Muselmane?«
    Rupert schüttelte leicht den Kopf. »Druide!«
    Moses prallte zurück. »Ein Magier!«, stöhnte er auf.
    »Unsinn!« Ärgerlich zog Rupert die Augenbrauen zusammen, was ihm einen finsteren Ausdruck verlieh. Er streckte seine Hände vor. Moses betrachtete fasziniert die für einen Mann ungewöhnlich schlanken, langgliedrigen Finger. Moses wich noch weiter zurück. Er spürte die Ausstrahlung dieses Mannes wie ein unbekanntes Energiefeld, fürchtete sich, von diesen Händen berührt zu werden. Vielleicht würde er wie vom Blitz getroffen zu Boden stürzen, vielleicht würde er verdorren und schwarz werden wie eine ägyptische Mumie.
    »Ich lese in Euren Gedanken, dass Ihr Aberglauben verabscheut. Wieso fürchtet Ihr Euch dann vor mir?«, spottete Rupert.
    Moses atmete tief durch. »Lest Ihr das in meinen

Weitere Kostenlose Bücher