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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Heer ist zerstritten, der Löwe hinkt.«
    »Es wäre nicht ritterlich, seine Schwäche auszunützen. Wisst Ihr, de Cazeville, ich denke über Eure Worte nach. Ein Friedensvertrag könnte diesen unseligen Krieg beenden. Sollen die Christen behalten, was sie erobert haben. Und Jerusalem soll allen Pilgern offen stehen, sollen die Christen hier ihre Geistlichen stationieren und das Wahre Kreuz bewachen, ich gebe es ihnen zurück. Was meint Ihr, de Cazeville, wäre das nicht ein Angebot, das Richard annehmen müsste?«
    »Versucht es, edler Sultan, gebt Jerusalem all denen zurück, die es als Heilige Stadt verehren. Das wird auch Malik Richard erfreuen.«
    »Mein Bruder wird ihm dieses Angebot überbringen und ich bin sicher, Malik Richard wird es nicht ablehnen.«
     
     
    Rupert bahnte sich seinen Weg durch das orientalische Gewimmel in den engen Gassen Jerusalems. Er kannte sich gut aus in den Mauern der goldenen Stadt. Manchmal besuchte er die St.-Annen-Kirche, die sich nahe des Josphat-Tores im Nordosten der Stadt befand. Sie war nach der Eroberung Jerusalems durch Saladin zu einer islamischen Religionsschule umfunktioniert worden. Jedem gläubigen Christen hätte das Herz geblutet, nicht Rupert. Fasziniert lauschte er den Ausführungen der Lehrer, und wenn er auch vieles nicht verstand, so gewann er doch einen lebendigen Eindruck von Art und Wesen des Islam.
    Nahe des Tempelviertels befanden sich die Bäder, die Rupert noch häufiger besuchte als die Koranschule. Vorbei am Haus der Geldwechsler, einem prachtvollen jüdischen Bau, über den Geflügelmarkt, gelangte er zum ehemaligen St.-Johann-Spital.
    Obwohl es ebenso laut und schmutzig war wie in den Gassen von Genua, fühlte er sich hier bedeutend wohler. Und das lag nicht nur an dem Duft nach exotischen Gewürzen, gefärbtem Leder und Kameldung, dem Durcheinander vieler fremder Sprachen, die ihm nicht mehr fremd waren, sondern auch an dem, was ihn täglich hinter den hohen, scheinbar undurchdringlichen Mauern des Hospitals erwartete. Hinter dem fast unscheinbaren Spitzbogentor betrat er eine für ihn faszinierende Welt.
    Moses Maimonides führte Rupert durch die Säle des Hospitals. Es war ein Gebäudekomplex, der ursprünglich arabisch war, dann von den Johannitern umgebaut und nun wieder von den Arabern als Krankenhaus genutzt wurde. Rupert staunte über die Größe des Komplexes, wenngleich er nicht mit der riesigen Johanniterfestung von Akkon mithalten konnte. Was er hier jedoch zu sehen bekam, übertraf alle seine Vorstellungen.
    Die Krankensäle waren hell, luftig und sauber, die Wände weiß gekalkt. Die Fenster, die zum begrünten Innenhof gingen, waren mit dünnen Stoffbahnen zugehängt und hielten die Insekten fern, ohne den Luftaustausch zu behindern. Alle Fußböden waren mit Steinplatten gefliest und wurden täglich gesäubert.
    In einem gesonderten Raum wurde operiert. Rupert stellte erstaunt fest, dass hier sogar die Wände mit grünen Fliesen belegt waren und verschiedene Wasserbecken an den Wänden standen. Mehrere Männer in weißen Gewändern mit hellgrünen Kabas darüber hatten einen Mann am Bein operiert und wuschen sich jetzt ausgiebig die Hände und Arme. Pfleger brachten den Patienten in einen der Krankensäle. Moses Maimonides tippte einem der Männer auf die Schulter. Er wandte sich erstaunt um, dann lächelte er und verbeugte sich. »Shalom, großer Meister«, grüßte er auf Hebräisch, dann verfiel er wieder ins Arabische. »Es ehrt uns, dass Ihr uns besucht. Wir haben einige interessante Fälle, die Ihr Euch gern anschauen könnt.«
    Moses lächelte geschmeichelt. »Gern, aber in erster Linie interessiert das unseren teuren Gast Lord de Cazeville aus dem Frankenreich, der jetzt Arzt unseres edlen Sultans Saladin ist. Er ist angetan von der medizinischen Kunst unserer Ärzte.« Er grinste verhalten, während er den Kopf abwandte.
    Der junge Mann mit dem offenen, schmalen Gesicht wandte sich Rupert zu. »Herzlich willkommen, edler Lord.«
    »Mein Name ist Rupert de Cazeville«, erwiderte Rupert etwas unwirsch. Er missbilligte die Angewohnheit der Araber, aus Höflichkeit zu übertreiben.
    Der junge Arzt hieß Ahmed al-Maytah und stammte aus Aqaba. Erstaunt bemerkte Rupert, dass Ahmed ebensolche langen, schlanken, feingliedrigen Hände besaß wie er selbst. Und mit diesen Händen führte er die schwierigsten Operationen durch. Er zeigte seinem Gast auch die feinen Instrumente, Messer, Stilette, Nadeln, Haken und Klemmen, die er für

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