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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Augen?«, fragte er beunruhigt.
    »Nein, in Eurer Seele.«
    »Ihr seid krank, verehrter Sultan«, sagte Rupert leise, aber eindringlich. Er hatte die Schweißperlen auf Saladins Stirn bemerkt. »Ihr solltet nicht fasten.«
    Kadi al-Fadil, der Kanzleivorsteher und enge Berater Saladins, starrte Rupert durchdringend an. »Der Islam schreibt den Gläubigen das Fasten vor und unser edler Sultan hat einige Fastenmonate nachzuholen. Ich führe eine genaue Zählung dieser Tage durch.« Er war aufgestanden und sein langer Mantel fiel bis auf den teppichbelegten Boden.
    Saladin winkte ab. »Es ist das Fieber, das mich immer wieder schüttelt. Meine Ärzte geben mir Medizin dagegen. Ich muss bei Kräften bleiben. Euer König Richard hat noch nicht aufgegeben. Er sitzt in Askalon wie ein Raubtier hinter dem Felsen und wartet nur darauf, hervorzuspringen.«
    Rupert glaubte nicht, dass es allein Richard war, der den Sultan derart beunruhigte. War es die schwindende Befehlsgewalt, der Kampf um Macht und Einfluss in seinem engsten Umfeld, seine kraftstrotzenden Söhne el-Afdal, az-Zahir und az-Zafir, die ihn in diesem Krieg unterstützten, seine weit verzweigte Familie und ihr Anspruch auf den Thron oder gar die in weite Ferne gerückte Aussicht, sein durch den Kreuzfahrerstaat geteiltes Land wieder zu vereinen? Wie die Geier warteten seine unzähligen Neider und Widersacher darauf, dass ihn die Kräfte verließen, dass er strauchelte, Schwäche zeigte. Gnadenlos würden sie sich auf ihn stürzen und ihn zerfleischen.
    Er reichte dem Sultan die kleine Flasche mit dem fiebersenkenden Saft, die er dem Juden in Akkon abgekauft hatte.
    »Vielleicht kann ein Friedensvertrag den Löwen besänftigen?«, warf Rupert ein, während der Sultan an dem Fläschchen roch.
    Saladin schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich fürchte mich, Frieden zu schließen. Ich weiß nicht, was mir zustoßen kann, der Feind würde dadurch gestärkt. Die Christen haben sich auf jedem Berggipfel eingenistet, sitzen wie die Raubvögel in ihren Festungen und könnten uns jederzeit angreifen. Wenn ich sterbe, werden die Muslime am Ende sein.« Doch dann lächelte er. »Malik el-Adil steht ständig mit Rittern des Malik Richard in Verbindung. Der edle Ritter Stephan von Turnham ist dabei, der edle Ritter Balian von Ibelin…«
    Rupert stockte der Atem. Balian war ein Vertrauter Konrads von Montferrat! Der Sultan hielt sich die Türen nach allen Seiten offen! Er durfte sich nicht in diese Politik einmischen, wollte er nicht in diesem Strudel untergehen.
    »Malik Richard ist nicht mein König, edler Sultan«, sagte Rupert. »Ich habe ihn auf seine Bitte hin begleitet, aber es geschah aus freiem Willen. Und aus ebenso freiem Willen habe ich mich von ihm getrennt.«
    »Ihr seid wie ein Falke, stolz und freiheitsliebend. Was kann ich Euch bieten, damit Ihr freiwillig bei mir bleibt?«
    Rupert verbeugte sich leicht. »Ihr habt es schon getan, edler Sultan. Die Weisheit Eurer Kultur, das Wissen Eurer Medizin, es ist für mich das höchste Geschenk, daran teilhaben zu dürfen.«
    »Das freut mich zu hören. Es steht Euch frei, zu lernen, zu arbeiten, wo Ihr es für richtig haltet. Meine weisen Ärzte und Gelehrten werden Euch dabei unterstützen. Euch soll es an nichts fehlen. Außerdem benötigt meine liebreizende Tochter wohl noch etwas Eure ärztliche Zuwendung. Es ist wirklich erstaunlich, dass sie sich wie eine Pfirsichblüte entfaltete, nachdem Ihr sie behandelt habt. Vorher glich sie einer verdorrten Lilie, die das Wasser im Boden nicht erreichen konnte.«
    Rupert hielt dem Blick des Sultans stand, zeigte keine Geste der Demut. »Die Krankheit Eurer Tochter lag mehr im Geist als im Körper begründet. Aber da Körper und Seele eine Einheit bilden, kann eine kranke Seele auch den Körper krank machen. Das ist nichts Neues, schon gar nicht für Eure Ärzte, edler Sultan.«
    Der Sultan lächelte und es war ein ehrliches Lächeln. »Die Diagnose ist die eine Seite, weiser Rupert de Cazeville, die Behandlung die andere. Natürlich haben meine Ärzte festgestellt, woran Aimee leidet. Aber sie konnten sie nicht erfolgreich behandeln. Ihr habt es geschafft. Das verdient meine Anerkennung und Belohnung. Wendet Euch an Maimonides, er wird Euch zu den Stätten bringen, die Euch interessieren.«
    »Was interessiert Euch? Augenoperationen? Schädelöffnungen? Frauenheilkunde?« Moses Maimonides hielt die Hände gefaltet und blickte Rupert mit einem skeptischen Ausdruck im Gesicht an.

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