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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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bleiben.«
    Er forschte in Ruperts Gesicht nach einer Reaktion auf seine Worte. »Und doch«, fuhr er fort, »findet alles mein Interesse, was Geist und Wissen erweitert, auch aus der abendländischen Medizin. Ich umgebe mich gern mit Gelehrten aus aller Welt, es fördert den Austausch von Wissen.«
    Es war wie der Lockruf eines Käuzchens, wie die honigsüße Spur von Nektar. Das war es doch, was Rupert wollte! Im gleichen Moment zügelte er seinen schnellen Herzschlag.
    »In meinem Palast gibt es eine Kranke, die mir sehr am Herzen liegt. Diese Kranke ist meine Tochter Aimee, die mich auf meinen Reisen begleitet. Mein Wunsch ist es, dass Ihr sie untersucht und feststellt, woran sie leidet. Allerdings«, er zögerte, »gebietet der Islam, dass eine Frau sich nicht den Augen eines fremden Mannes zeigen darf. Deshalb sollt Ihr sie durch eine Wand untersuchen, die Aussparungen für Eure Hände hat.«
    Rupert hielt sich aufrecht und blickte den Sultan an. »Habe ich Euch recht verstanden, Hoheit? Ich soll Eure Tochter untersuchen, durch eine Wand?«
    Saladin nickte. »Ganz recht. Denn kein Blick eines Ungläubigen darf auf die Tochter des Sultans fallen. Sie würde entehrt sein.«
    »Dann muss ich bedauern, Euch nicht helfen zu können.« Rupert verbeugte sich und wandte sich zum Gehen. Die beiden Wächter an der Tür versperrten ihm den Weg, indem sie einen Schritt zur Mitte traten und ihre Hellebarden kreuzten. Er blieb stehen. »Gebt den Weg frei!«, knurrte er.
    Die Wächter rührten sich nicht. Rupert spürte wieder diesen dumpfen Hass, den jeglicher Zwang in ihm auslöste, aber er unterdrückte das Gefühl. Saladin war ein gefährlicher Mann und er befand sich in seinem Machtbereich. Doch auch das ließ ihn nicht wanken. Er trat ganz nah an einen Wächter heran und zwang ihn, in seine Augen zu blicken.
    Der Blick des grobschlächtigen Mamelucken war zuerst teilnahmslos, dann wurde er fragend, verwundert, plötzlich sackte der massige Mann zusammen. Der zweite Wächter fuhr erschrocken herum und riss seine Hellebarde vor.
    Mit einem kurzen, aber heftigen Schlag schleuderte Rupert sie beiseite. Verblüfft blickte der Wächter hinterher. Rupert blieb einfach stehen.
    »Kommt zu mir«, hörte er hinter sich die Stimme des Sultans. Argwöhnisch trat Rupert zurück in das Gemach, wobei er den zweiten Wächter nicht aus den Augen ließ. Es war durchaus denkbar, dass er ihm im nächsten Augenblick die Hellebarde in den Rücken stieß.
    Mit einer Handbewegung forderte der Sultan die beiden Wächter zum Verlassen des Raumes auf. Der zweite Wächter packte seinen halb besinnungslosen Kumpanen und schleifte ihn zur Tür hinaus.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Saladin und wies wieder einladend auf die Kissen. »Das ist es, was ich meine. Ihr beherrscht den Geist eines Menschen.«
    Rupert nahm mit verschränkten Beinen Platz, doch er schwieg.
    »Wenn meine Ärzte nicht versagt hätten, würde ich Euch nicht rufen lassen.«
    »Ich achte Eure Sitten, aber eine Diagnose oder gar Heilung durch eine Wand ist selbst mir unmöglich.«
    Wieder schwieg der Sultan nachdenklich. Dann hob er plötzlich den Blick und blickte seinen Gast an. »Gut, dann untersucht sie so, wie Ihr es für richtig haltet.«
    Rupert rührte sich nicht. »Ich will mit ihr allein sein, ganz allein. Keiner Eurer Ärzte, Eunuchen oder Dienerinnen darf dabei sein.«
    Saladin zuckte kurz, besann sich aber. »Ich gestehe es Euch ebenfalls zu.«
    »Und ich garantiere Euch mit meinem nichtswürdigen Leben, dass Eurer Tochter nichts geschehen wird.«
    »Was für ein Tausch«, lachte Saladin. »Was ist das Leben eines Ungläubigen wert gegen das meiner Tochter?«
    »Kein Leben ist mehr wert als das andere«, erwiderte Rupert ruhig. »Aber ich bin kein Ungläubiger.«
    »Ich weiß. El-Adil sagte es mir. Doch ich verstehe nicht, Ihr habt im Auftrag des christlichen Königs verhandelt, kommt aus einem christlichen Land… seid Ihr Jude?«
    Rupert schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin auch kein Jude.«
    »Ja, was seid Ihr dann? Ein Gottloser?«
    »Im Gegenteil. Ich habe die göttliche Kraft in mir gesammelt, als ich die Weisheiten der alten Druiden aufnahm. Gott ist viel mehr als ein zorniger Mann im Himmel. Er ist um uns, in allem, was uns umgibt. Und wem sich die göttliche Kraft offenbart, der ist imstande, sie zu nutzen.«
    »Ihr macht mich neugierig«, sagte der Sultan und seine Finger fuhren unstet über den glänzenden Stoff seiner Pluderhosen. »Ist es

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